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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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er: »Selbst wenn du infiziert bist, kann ich dich nicht zu ihnen hinauslassen. Du weißt ja gar nicht, was sie mit dir machen würden!«
    Sie schloss die Lider. »Es ist mir egal«, murmelte sie.

17
    »Ich verstehe es nicht«, sagte er beim Abendessen zu ihr. »Es ist nun schon fast drei Jahre her, und immer noch leben einige von ihnen. Die Lebensmittelvorräte gehen zu Ende. Soviel ich weiß, liegen alle Infizierten tagsüber im Koma.« Er schüttelte den Kopf. »Aber sie sind nicht tot. Drei Jahre, und sie leben immer noch. Wie ist das möglich?«
    Sie trug seinen Bademantel. Um fünf Uhr hatte sie sich überreden lassen, zu baden und etwas Frisches anzuziehen. So schlank war sie, dass sie in dem weiten Frotteemantel fast substanzlos wirkte. Sie hatte sich seinen Kamm geborgt und das Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgekämmt, den sie mit einem Stück Schnur zusammenhielt.
    Ruth spielte mit der Kaffeetasse.
    »Wir sahen sie manchmal«, sagte sie. »Aber wir hatten Angst, ihnen zu nahezukommen. Wir hielten es für besser, sie nicht zu berühren.«
    »Habt ihr denn nicht gewusst, dass sie nach ihrem Tod wiederkommen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Habt ihr euch denn keine Gedanken über die gemacht, die euer Haus des Nachts angriffen?«
    »Wir kamen gar nicht auf die Idee, dass sie ...« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist schwer, so was zu glauben.«
    »Ja, das ist es wohl«, sagte er.
    Er beobachtete sie verstohlen, während sie schweigend aßen. Es fiel ihm gar nicht so leicht, an ihre Existenz zu glauben und daran, dass es nach all diesen einsamen Jahren doch noch eine Gefährtin für ihn geben sollte. Es war mehr als der Zweifel an ihr. Es war der Zweifel, dass es auf der verlorenen Welt so etwas Bemerkenswertes überhaupt noch geben konnte!
    »Erzähl mir mehr über sie«, bat Ruth.
    Er stand auf und holte die Kaffeekanne vom Ofen, schenkte erst ihr nach, dann sich und stellte die Kanne wieder zurück.
    »Wie fühlst du dich jetzt?«, erkundigte er sich.
    »Besser, danke.«
    Er nickte und gab Zucker in seinen Kaffee. Er spürte ihren Blick auf sich, als er umrührte. Was sie wohl denkt?, fragte er sich. Er holte tief Atem und wunderte sich, dass sein Hals immer noch wie zugeschnürt war. Eine Weile hatte er geglaubt, dass er ihr trauen könnte. Jetzt war er nicht mehr so sicher.
    Als läse sie seine Gedanken, sagte sie: »Du traust mir immer noch nicht.«
    Er blickte auf und zuckte die Achseln.
    »Das - das ist es nicht.«
    »Natürlich ist es das«, sagte sie ruhig. Dann seufzte sie. »Na gut, wenn es dich beruhigt, dann untersuche mein Blut.«
    Er blickte sie misstrauisch an. War es ein Trick? Er verbarg sein Gesicht hinter der Tasse. Wie dumm von mir, so misstrauisch zu sein, schalt er sich.
    Er stellte die Tasse ab.
    »Gut«, sagte er. »Sehr gut.«
    Er blickte sie an, während sie in die Kaffeetasse starrte.
    »Wenn du wirklich infiziert bist, werde ich alles tun, was ich kann, um dich zu heilen«, versicherte er ihr.
    Ihre Augen begegneten den seinen. »Und wenn du es nicht schaffst?«, fragte sie.
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann sagte er: »Warten wir es ab.«
    Beide tranken einen Schluck Kaffee. »Wollen wir uns gleich vergewissern?«, fragte er.
    »Bitte, hab wenigstens bis zum Morgen Geduld«, bat sie ihn. »Ich - fühle mich immer noch ziemlich schwach.«
    Stumm aßen sie zu Ende. Neville war froh, dass sie sich zu einem Bluttest bereit erklärt hatte - aber so ganz wohl war ihm nicht in seiner Haut. Er hatte solche Angst, den Bazillus in ihrem Blut zu finden. Und inzwischen musste er noch einen ganzen Abend und eine Nacht mit ihr verbringen. Er würde sie besser kennenlernen und sich vielleicht von ihr angezogen fühlen - und das, wenn er sie morgen vielleicht ... Nein, er wollte nicht darüber nachdenken.
    Später machten sie es sich im Wohnzimmer bequem, nippten Portwein, lauschten Schuberts Vierter Symphonie, der Tragischen, und sie bewunderte die Wandtapeten.
    »Das hätte ich nie für möglich gehalten«, sagte sie nach einer Weile entspannt. »Ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass ich wieder Musik hören und dazu Wein trinken würde.«
    Sie schaute sich im Zimmer um.
    »Du hast alles so gemütlich eingerichtet«, lobte sie.
    »Wie war es bei dir zu Hause?«, fragte er.
    »Nicht so heimelig wie hier«, antwortete sie. »Wir hatten keine ...«
    Er unterbrach sie. »Wie habt ihr euer Haus geschützt?«
    »Oh ...« Sie dachte einen Augenblick lang nach. »Wir hatten

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