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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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behinderte.
    »Bleib doch stehen!«, rief er, doch mehr aus Instinkt als in der Hoffnung, dass sie es wirklich tun würde.
    Sie tat es auch nicht, im Gegenteil, es gelang ihr sogar, ein wenig schneller zu laufen. Neville knirschte mit den Zähnen und setzte zu einem Zwischenspurt an. Er folgte ihr in gerader Linie, während sie unbewusst im Zickzack lief und ihr rotes Haar hinter ihr herwallte.
    Jetzt war er ihr so nahe, dass er ihren keuchenden Atem hören konnte. Es gefiel ihm gar nicht, dass er ihr solche Angst einjagen musste, aber jetzt konnte er auch nicht mehr aufhören. Für ihn existierte mit einem Mal nichts anderes mehr als sie. Er musste sie einholen!
    Seine langen kräftigen Beine trugen ihn flink weiter. Seine Stiefel pochten eine Weile über blanke Erde, dann war wieder Gras unter ihnen.
    Noch einmal warf sie einen Blick zurück, um zu sehen, wie nah er ihr war. Er hatte keine Ahnung, wie angsterregend er wirkte mit seinen zwei Meter fünf, den festen Stiefeln, dem wirren Bart und dem entschlossenen Blick.
    Jetzt streckte er die Hand aus und bekam sie an der rechten Schulter zu fassen.
    Mit einem heiseren Schrei entwand die Frau sich ihm und stolperte dabei zur Seite. Sie verlor das Gleichgewicht und schlug mit der Hüfte auf dem steinigen Boden auf. Neville sprang auf sie zu, um ihr hochzuhelfen. Hastig wich sie aus und wollte aufstehen, glitt aber auf einem Stein aus und stürzte erneut, diesmal auf den Rücken. Ihr Rock rutschte über die Knie. Mit einem atemlosen Wimmern richtete sie sich auf. Ihre Augen waren panikerfüllt.
    Neville streckte die Hand aus, damit sie sich daran festhalten konnte, aber sie schlug sie zur Seite und kam auf die Füße. Er griff nach ihrem Arm. Ihre freie Hand schoss vor, und die langen Nägel zerkratzten ihm Stirn und rechte Schläfe. Mit einem unwillkürlichen Knurren zog er seinen Arm zurück. Sie wirbelte herum und rannte weiter.
    Sofort machte Neville einen langen Satz und packte sie an beiden Schultern.
    »Wovor hast du Angst ...«
    Er konnte nicht weitersprechen, denn ihre Hand hieb ihm heftig über den Mund. Dann war nur noch ihrer beider Keuchen und Trampeln zu hören, während sie miteinander rangen.
    »Hör endlich auf!«, brüllte er, aber sie schlug weiter auf ihn ein.
    Beim Versuch, sich aus seinem Griff zu befreien, zerriss ihr Kleid. Er ließ sie los. Der Stoff hing in Fetzen zu ihrer Taille hinunter. Er sah ihre gebräunte Schulter und das weiße Körbchen des Büstenhalters um ihre linke Brust.
    Sie versuchte ihm die Krallen erneut ins Gesicht zu schlagen. Er packte ihre beiden Handgelenke. Da stieß sie ihm den rechten Fuß mit aller Kraft gegen das Schienbein.
    »Verdammt!«
    Vor Wut knurrend, schlug er ihr mit der rechten Hand ins Gesicht. Sie taumelte zurück und schaute ihn benommen an. Plötzlich begann sie hilflos zu weinen. Sie sank vor ihm auf die Knie und hielt die Arme über den Kopf, als wollte sie weitere Schläge abwehren.
    Keuchend blickte Neville auf sie hinunter. Er blinzelte und holte tief Luft.
    »Steh auf!«, sagte er. »Ich tu dir wirklich nichts.«
    Sie hob den Kopf. Er blickte ihr ein wenig verwirrt ins Gesicht. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Ich tu dir nichts«, wiederholte er deshalb nur verlegen. Sie schaute ihn an, aber sein Gesicht schien ihr Angst einzujagen, denn sie zuckte zurück. Sie kauerte sich zusammen und starrte ihn furchterfüllt an.
    Er wusste nicht, dass seine Stimme jeglicher Wärme entbehrte, dass sie die raue klanglose Stimme eines Mannes war, der jede Verbindung zur Menschheit verloren hatte.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, und wieder wich sie mit verängstigtem Keuchen zurück. Er streckte die Hand aus.
    »Halt dich fest!«, sagte er. »Steh auf!«
    Langsam erhob sie sich, aber ohne seine Hilfe. Als ihr ihr halb entblößter Busen bewusst wurde, zog sie schnell das zerrissene Oberteil ihres Kleides hoch.
    Heftig atmend standen sie einander nun gegenüber. Und jetzt, da der erste Schock überwunden war, fand Neville keine Worte. Seit Jahren hatte er von einem Augenblick wie diesem geträumt, aber in seinen Träumen war es doch immer ganz anders gewesen.
    »Wie - wie heißt du?«, fragte er stockend.
    Sie antwortete nicht. Mit zitternden Lippen blickte sie ihm weiter ins Gesicht.
    »Na?«, fragte er so laut, dass sie wieder zusammenzuckte.
    »R-Ruth.« Auch ihre Stimme zitterte.
    Ein Schauder durchrann Robert Neville. Der Klang ihrer Stimme schien alles in ihm zu lösen. Alle Fragen waren im

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