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Ich bin Legende

Ich bin Legende

Titel: Ich bin Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Matheson
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durch die Bazillen belebt wurde, konnte eine Kugel ihm nicht schaden. Tatsächlich war es durchaus imstande, selbst eine größere Zahl von Kugeln zu beherbergen, ohne durch sie beschädigt zu werden, da die Klebeflüssigkeit des Körpers ein Eindringen von mehr als vielleicht einem halben, im Höchstfall einem ganzen Zentimeter verhinderte. Auf Vampire zu schießen war in etwa mit Steinchen in Teer zu werfen vergleichbar.
    Während sein Blick auf ihr ruhte, zupfte sie den Bademantel um ihre Beine zurecht. Dadurch sah er flüchtig ihren nackten sonnengebräunten Oberschenkel. Doch anstatt dass der Anblick ihn erregt hätte, ärgerte er sich darüber. Typisch Frau, dachte er, diese aufreizende Bewegung.
    Während die Minuten vergingen, fühlte er, wie er sich innerlich immer weiter von ihr entfernte. Auf gewisse Weise bedauerte er bereits, dass er sie überhaupt entdeckt hatte. Im Laufe der Jahre hatte er ein gewisses Maß an Seelenfrieden erlangt. Und als er sich mit dem Alleinsein abgefunden hatte, hatte er festgestellt, dass es gar nicht so schlimm war. Und jetzt das - das Ende seines ruhigen Lebens.
    Um die Leere zwischen ihnen zu überbrücken, griff er nach seiner Pfeife und dem Tabakbeutel. Er stopfte den Tabak fest in den Pfeifenkopf und zündete ihn an. Kurz dachte er daran, sie zu fragen, ob es sie störte, wenn er rauchte, doch dann unterließ er es.
    Die Musik endete, Ruth stand auf. Er beobachtete sie, während sie seine Schallplattensammlung durchsah. Sie sah wirklich wie ein ganz junges Mädchen aus, schlank wie sie war. Wer ist sie?, fragte er sich. Wer ist sie wirklich?
    »Darf ich das spielen?«, fragte sie und hielt ein Album hoch.
    Er warf nicht einmal einen Blick darauf. »Was immer du möchtest«, antwortete er.
    Sie setzte sich, als die ersten Takte von Rachmaninows 2. Klavierkonzert ertönten. Einen eigenen Geschmack hat sie offenbar nicht entwickelt, dachte er und betrachtete sie ausdruckslos.
    »Erzähl mir von dir«, bat sie.
    Wieder typisch Frau, dachte er. Dann ärgerte er sich über sich selbst, weil er so kritisch war. Er tat doch nur sich selbst weh mit seinem Misstrauen und seiner eigenbrötlerischen Einstellung.
    »Über mich gibt’s nichts zu erzählen«, wehrte er ab.
    Wieder lächelte sie. Lachte sie ihn vielleicht aus?
    »Du hast mir heute Nachmittag Todesangst eingejagt«, gestand sie. »Du und dein borstiger Bart - und dein wilder Blick.«
    Er stieß den Rauch aus. Wilder Blick? Lächerlich. Was versuchte sie denn jetzt? Seine Bedenken mit Nettigkeiten zu zerstreuen?
    »Wie siehst du denn aus unter diesem buschigen Bart?«, fragte sie.
    Er versuchte ein Lächeln, brachte jedoch keines zustande. »Bestimmt nicht zum Verlieben«, brummte er unwillkürlich. »Ich habe ein Dutzendgesicht.«
    »Wie alt bist du, Robert?«
    Er schluckte. Das war das erste Mal, dass sie ihn beim Namen nannte. Es verursachte ein seltsames Gefühl in ihm, nach so langer Zeit seinen Namen von einer Frau zu hören. Fast hätte er sie angefahren und ihr verboten, ihn so zu nennen. Er wollte die Distanz zwischen ihnen wahren. Falls sie infiziert war und er sie nicht heilen konnte, war es besser, er gab einer Fremden die ewige Ruhe.
    Sie wandte den Blick von ihm ab.
    »Du brauchst dich nicht mit mir zu unterhalten, wenn du keine Lust dazu hast«, sagte sie ruhig. »Ich möchte dir nicht auf die Nerven fallen. Morgen gehe ich wieder.«
    Seine Brustmuskeln spannten sich.
    »Aber ...«, sagte er.
    »Ich will mich nicht in dein Leben stehlen«, sagte sie. »Und du brauchst dich mir gegenüber in keiner Weise verpflichtet fühlen, nur - nur weil wir offensichtlich die einzigen Überlebenden sind.«
    Düster starrte er vor sich hin. Gewissensbisse regten sich bei ihren Worten. Warum zweifle ich denn an ihr?, fragte er sich. Wenn sie infiziert ist, wird sie nicht mehr lebend von hier wegkommen. Was habe ich also zu befürchten?
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich war wirklich sehr lange allein.«
    Sie schaute nicht auf.
    »Wenn du dich unterhalten möchtest, erzähle ich dir, was dich interessieren könnte.«
    Sie zögerte einen Augenblick lang. Dann sah sie ihn fast gleichmütig an.
    »Ich würde gern mehr über die Seuche wissen«, sagte sie schließlich. »Ich verlor meine beiden Töchter an sie. Und sie ist auch schuld am Tod meines Mannes.«
    Er sah sie an und begann:
    »Ihr Erreger ist ein Bazillus, eine zylinderförmige Bakterie. Er erzeugt eine isotonische Lösung im Blut, lässt das Blut langsamer als

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