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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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du, er wird sich mit Tee begnügen? Er will sein Geld.«
    Die Lage wurde so verzweifelt, dass mein Vater gezwungen war, die goldenen Armreife zu verkaufen. In unserer Kultur knüpft der Hochzeitsschmuck ein Band zwischen den Eheleuten. Frauen veräußern oft die Armreife, um ihren Männern zu helfen, ein Geschäft aufzubauen oder eine Auslandsreise zu finanzieren. Meine Mutter hatte ihre Armreife schon angeboten, um dem Neffen meines Vaters das College zu bezahlen, da mein Vater unbedacht versprochen hatte, dafür aufzukommen. Zum Glück war der Vetter meines Vaters, Jehan Sher Khan, eingesprungen. Noch wusste sie nicht, dass die Goldreifen nur zum Teil bezahlt waren, und so war es kein Wunder, dass sie äußerst wütend wurde, als sie schließlich erfuhr, dass mein Vater sie verkauft hatte, um dem Schmuckhändler sein Geld zu geben – umso mehr, als sie entdeckte, dass er keinen guten Preis erzielt hatte.
    Als es so aussah, als könnte es nicht mehr schlimmer kommen, wurde an einem Tag im Juli 1995 das Gebiet um Mingora von einer plötzlichen Überschwemmung heimgesucht. Es hatte den ganzen Tag in Strömen geregnet, und am Spätnachmittag wurde die Warnung ausgegeben, alles drohe überschwemmt zu werden, jedermann müsse das Viertel verlassen.
    Meine Mutter war nicht zu Hause, und Hidayatullah suchte nach meinem Vater, damit er ihm half, alles in den ersten Stock zu tragen, um es vor dem rasch steigenden Wasser zu retten. Aber er konnte ihn nirgends finden. Er ging hinaus und rief nach ihm.
    Die Suche hätte Hidayatullah beinahe das Leben gekostet. Die enge Straße nahe der Schule war vollkommen überflutet, und er stand bald bis zum Hals im Wasser. Stromkabel hingen herab und schwankten im Wind. Vor Angst war er wie gelähmt, als er sah, dass sie nur knapp über den Fluten schwebten. Wären sie ins Wasser gefallen, hätte er einen tödlichen Stromschlag erlitten.
    Als er Ziauddin endlich fand, erzählte ihm sein Freund, dass er eine Frau schreien gehört hätte. Als er nach dem Grund fragte, meinte die Frau, sie würde sich schrecklich um ihren Mann sorgen, er würde im Haus festsitzen. Daraufhin eilte mein Vater ins besagte Gebäude und befreite den Unglücklichen. Danach half er ihnen noch, ihren Kühlschrank aus den Fluten zu bergen. Hidayatullah war wütend und sagte: »Du hast den Mann von dieser Frau gerettet, aber dein eigenes Haus nicht! Hast du das gemacht, weil eine Frau geheult hat?«
    Als das Wasser zurückging, stellten sie fest, dass ihr Zuhause und die Schule zerstört waren. Ihre Möbel, die Teppiche, Bücher, Kleidung und die Lautsprecheranlage. Alles war mit faulig stinkendem Schlamm verkrustet. Sie hatten keinen Platz zum Schlafen und keine sauberen Sachen zum Wechseln. Glücklicherweise nahm ihr Nachbar Aman-ud-din sie für die Nacht bei sich auf.
    Sie brauchten eine Woche, um den Schutt und den Dreck wegzuräumen. Als zehn Tage später eine zweite Überschwemmung folgte und beide Gebäude wieder voll mit Schlamm waren, waren sowohl Hidayatullah als auch mein Vater nicht in der Stadt.
    Kurz danach bekamen sie Besuch von einem Angestellten der Wasser- und Elektrizitätsgesellschaft WAPDA . Der Mann behauptete, ihr Zähler sei manipuliert, dann verlangte er Bestechungsgeld. Als mein Vater ablehnte, traf eine Rechnung mit einer hohen Summe ein. Sie konnten den Betrag unmöglich bezahlen, deswegen bat er schließlich einen seiner politischen Freunde, seinen Einfluss geltend zu machen.
    Es sah ganz danach aus, als sollte aus der Schule nichts werden. Doch so leicht gab mein Vater seinen Traum nicht auf, obwohl er auch bald eine Familie zu versorgen hatte. Am 12 . Juli 1997 kam ich zur Welt. Eine Nachbarin, die schon Kinder geboren hatte, stand meiner Mutter bei. Mein Vater wartete in der Schule, und als die Nachricht von meiner Geburt ihn erreichte, rannte er nach Hause. Meine Mutter hatte Angst davor, ihm zu sagen, dass er eine Tochter bekommen hätte, keinen Sohn. Aber er hatte mir nur in die Augen geschaut und war entzückt gewesen.
    »Malala war eine Glücksbringerin«, gab Hidayatullah zu verstehen. »Nach ihrer Geburt wendete sich unser Schicksal.«
    Aber nicht sofort. Am 50. Jahrestag der Gründung Pakistans, am 14. August 1997, wurden im ganzen Land Paraden und Gedenkfeiern abgehalten. Mein Vater und seine Freunde aber meinten, es gebe nichts zu feiern, da das Swat-Tal seit der Vereinigung mit Pakistan nur gelitten habe. Sie trugen schwarze Armbinden zum Protest und verkündeten laut, dass

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