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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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großen Zahnspange und einem ebenso großen Herzen. Ich fand es toll und träumte davon, eines Tages auch nach New York zu gehen und bei einer Zeitschrift zu arbeiten wie sie.
    Wir besuchten das Lok-Virsa-Museum, und es war eine Freude, unser nationales Erbe wieder betrachten zu können. Das Museum für Volkskunde im Swat war geschlossen worden. Auf den Stufen vor dem Museum verkaufte ein alter Mann Popcorn. Er war Paschtune, und auf die Frage meines Vaters, ob er aus Islamabad sei, antwortete er: »Glauben Sie, wir Paschtunen könnten je nach Islamabad gehören?« Er erzählte uns, er käme aus Mohmand, einem der Stammesgebiete, und hätte wegen einer Militäroffensive fliehen müssen. Ich sah, dass meine Eltern Tränen in den Augen hatten.
    Um viele Gebäude herum standen große Betonklötze verteilt. Zum Schutz vor Selbstmordattentätern wurden dort alle ankommenden Fahrzeuge von der Polizei durchsucht. Als unser Bus auf dem Rückweg in ein Schlagloch fuhr, schreckte mein Bruder Khushal aus dem Schlaf hoch: »War das eine Bombe?«, wollte er wissen.
    Da war sie wieder, die Angst, die unseren Alltag beherrschte: Bei jeder noch so kleinen Unruhe, jedem noch so kleinen Laut dachten wir sofort an Bomben oder Schüsse.
    Auf unserem kurzen Ausflug hatten wir die Probleme zu Hause im Swat vergessen. Doch sobald wir in unser Tal zurückkehrten, waren auch die Bedrohungen wieder da. Trotzdem war das Swat unsere Heimat, und obwohl wir große Furcht hatten, waren wir noch nicht bereit, es zu verlassen.
    Dieses Bild habe ich gemalt, als ich zwölf war; damals waren wir gerade nach unseren Irrwegen als Binnenflüchtlinge ins Swat-Tal zurückgekehrt. Es zeigt den Traum von einer Harmonie zwischen den verschiedenen Glaubensströmungen.
    Wieder in unserem Haus in Mingora angekommen, fiel, als ich den Schrank aufmachte, mein Blick zuallererst auf meine Schuluniform, die Schultasche und das Geodreieck. Ich war so traurig. Der Besuch in Islamabad war schön gewesen, doch das hier war meine Realität.
    (Copyright © Kh Awais) Eine ausgebombte Schule.

14
    Eine seltsame Art von Frieden
    A ls die Schulen meiner Brüder nach den Winterferien wieder öffneten, sagte Khushal, er würde lieber wie seine Schwester zu Hause bleiben. Ich war so sauer! Ihm sei wohl nicht klar, entgegnete ich ihm, was für ein Glück er hätte.
    Es war ein seltsames Gefühl, keine Schule zu haben. Wir besaßen nicht einmal mehr einen Fernseher. Während wir uns in Islamabad aufhielten, hatte jemand das Gerät mit Hilfe von Vaters »Fluchtleiter« gestohlen!
    Ein Freund der Familie gab mir
Der Alchimist
von Paulo Coelho zu lesen, eine Geschichte über einen Hirtenjungen, der sich nach einem Traum auf den Weg zu den Pyramiden macht, um einen Schatz zu suchen.
    »Wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das Universum darauf hinwirken, dass du es erreichen kannst«, heißt es in dem Roman. Ich glaube, Paulo Coelho ist noch nie Taliban oder einem unserer unfähigen Politiker begegnet.
    Was ich nicht wusste, war, dass Hai Kakar insgeheim mit Fazlullah und seinen Befehlshabern verhandelte. Er hatte sie bei verschiedenen Interviews kennengelernt, und jetzt bedrängte er sie, das Verbot der Schulbildung von Mädchen zu überdenken.
    »Hören Sie, Maulana«, sagte er zu Fazlullah. »Ihr habt Menschen getötet, ihr habt Menschen abgeschlachtet, Menschen enthauptet. Und ihr habt Schulen zerstört, dennoch hat sich in Pakistan kein Protest erhoben. Aber als ihr die Schulbildung von Mädchen verboten habt, da haben die Menschen aufbegehrt, und sogar die pakistanischen Medien, die bis jetzt so nachsichtig mit euch waren, sind erbost.«
    Fazlullah bekam den Druck eines ganzen Landes zu spüren, und so erklärte er sich am Ende bereit, das Verbot für Mädchen bis zu zehn Jahren, also bis zur vierten Klasse, aufzuheben, aber nicht darüber hinaus. Ich war in der fünften Klasse, aber wir gaben einfach vor, jünger zu sein, als wir waren. Auf jeden Fall gingen wir wieder zur Schule, natürlich in normalen Sachen, nicht in Uniformen. Und wir versteckten erneut unsere Bücher unter unseren Schals. Es war riskant, aber es war das Einzige, was mich damals interessierte. Wir hatten auch Glück, dass Madam Maryam so mutig war und dem Druck, mit der Arbeit aufzuhören, nicht nachgab. Sie kannte meinen Vater, seit sie zehn war, und die beiden vertrauten einander blind. So signalisierte sie ihm immer, wenn er wieder mal zu viel redete – was nicht selten der Fall war.
    »Die geheime

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