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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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setzt er die Schläge fort. Sie haben ihr 34 Peitschenhiebe verabreicht. Eine Menschenmenge sah zu. Niemand hat etwas getan. Eine ihrer Verwandten half sogar, sie zu Boden zu drücken.
    Ein paar Tage später wurde das Video überall gezeigt. Eine Filmemacherin in Islamabad hatte es sich besorgt, und es wurde immer wieder im pakistanischen Fernsehen ausgestrahlt. Schließlich ging es rund um die Welt. Die Menschen waren aufrichtig empört, für uns aber war diese Empörung eigenartig, zeugte sie doch von ihrer völligen Unkenntnis der Greueltaten, die in unserem Tal verübt wurden. Ich wünschte, ihre Aufgebrachtheit hätte sich auch auf das Taliban-Verbot hinsichtlich der Schulbildung für Mädchen erstreckt. Premierminister Yusaf Raza Gilani forderte eine Untersuchung und gab die Erklärung ab, das Auspeitschen des Mädchens verstoße gegen die Lehren des Islam. »Der Islam lehrt uns, Frauen höflich zu behandeln«, verkündete er. Es war eine nichtssagende Erklärung. Ob der Islam es lehrt oder nicht, es ist unmenschlich.
    Manche Leute behaupteten sogar, das Video sei eine Fälschung. Andere meinten, die Auspeitschung habe vor dem Friedensabkommen stattgefunden, sei aber erst jetzt verbreitet worden, um das Abkommen zu sabotieren.
    Muslim Khan jedoch bestätigte die Echtheit des Videos. »Das Mädchen kam mit einem Mann, der nicht ihr Ehemann war, aus dem Haus. Deshalb mussten wir sie bestrafen«, sagte er. »Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf.«
    Um dieselbe Zeit, Anfang April, erschien ein bekannter Journalist im Swat-Tal. Zahid Hussain suchte den Deputy Commissioner in seinem Amtssitz auf und traf ihn als Gastgeber einer Feier an, die offenbar anlässlich der Übernahme der Region durch die Taliban begangen wurde. Mehrere ältere Taliban-Führer mit bewaffneten Eskorten waren da, unter ihnen Muslim Khan und sogar Faqir Mohammad, der Anführer der Kämpfer im Bajaur, die sich mitten in einem blutigen Gefecht mit der Armee befanden. Auf Faqir waren angeblich 200000  Dollar Kopfgeld ausgesetzt, doch hier saß er auf dem Teppich eines Gouverneurssitzes und ließ es sich schmecken.
    Wir hörten auch, dass ein Brigadekommandeur der Armee zu den Gebeten ging, die Fazlullah vorsprach. »Es können nicht zwei Schwerter in einer Scheide stecken«, sagte ein Freund meines Vaters. »Es kann nicht zwei Könige in einem Land geben. Wer hat hier das Sagen – die Regierung oder Fazlullah?«
     
    Trotzdem glaubten wir immer noch an den Frieden. Alle sahen neugierig einer großen öffentlichen Versammlung am 20 . April auf unserem Grassy Ground entgegen, auf der Sufi Muhammad zu den Swat-Bewohnern sprechen wollte.
    Es war ein perfekter Frühlingstag. Alle waren aufgeregt, weil sie hofften, Sufi Muhammad werde den Frieden und den Sieg bestätigen und die Taliban auffordern, endlich die Waffen niederzulegen.
    Wir waren an jenem Morgen zu Hause. Mein Vater und meine Brüder standen draußen, als eine Gruppe von sehr jungen Taliban-Kämpfern vorbeizog. Sie hielten Mobiltelefone in ihren Händen, auf denen Siegeslieder zu hören waren, die von einer erfolgreichen Talibanisierung erzählten. »Oh, schau sie dir an, Aba«, sagte Khushal. »Wenn ich eine Kalaschnikow hätte, würde ich sie töten.«
    Es war ein wunderschöner Frühlingstag. Unter den Menschen hatte sich eine gewisse Erregung breitgemacht. Jeder hoffte, dass Sufi Mohammad den Frieden ausrufen und die Taliban bitten würde, die Waffen niederzulegen.
    Mein Vater besuchte die Veranstaltung nicht. Er beobachtete sie vom Dach der Sarosh Academy aus, der Schule seines Freundes Ahmad Shah, wo er und andere Aktivisten sich des Abends oft trafen. Von dort konnte man die Bühne überblicken, deswegen hatten auch mehrere Fernsehteams ihre Kameras auf diesem Dach aufgebaut.
    Es war eine riesige Menschenmenge – zwischen 30000 und 40000  Personen hatten sich versammelt. Fast alle trugen Turbane und sangen dschihadistische Lieder mit, die von Lautsprechern übertragen wurden. »Es war eine totale Talibanisierungs-Schwärmerei«, berichtete mein Vater später. Liberal eingestellte Menschen konnten dem Gesang und den Sprechchören nichts abgewinnen, weil sie es in diesem Umfeld für regelrechtes Gift hielten.
    Auf der Bühne saß Sufi Muhammad, eine lange Menschenschlange wartete, um ihm die Ehre zu erweisen. Die Versammlung begann mit Rezitationen aus der Koransure 48 , die mit »Der Sieg« überschrieben ist, gefolgt von Ansprachen diverser Verwalter aus den

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