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Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ...

Titel: Ich bin Malala: Das Mädchen, das die Taliban erschießen ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malala Yousafzai
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Tal vorging, denn wir brauchten Hilfe. Von der ersten Sitzung an war Shiza erstaunt, welch starken Willen wir hatten. Wir sagten mutig, was uns am Herzen lag. »Dieser Raum ist voller Malalas!«, sagte sie meinem Vater.
    Aber wir machten auch Dinge einfach nur zum Spaß, gingen im Park spazieren und hörten Musik. Für viele Menschen ist das völlig normal, doch im Swat war dies zu einem Akt politischen Protests geworden. Und natürlich gab es auch ein bisschen Sightseeing. Wir besuchten die Faisal-Moschee am Fuß der Margalla-Hügel. Der Bau war von der saudi-arabischen Regierung errichtet worden und hatte mehrere Millionen Rupien gekostet. Die Moschee ist riesig und erhebt sich wie ein weiß schimmerndes Zelt zwischen den Minaretten. Zum allerersten Mal besuchten wir ein Theater und sahen ein englisches Stück, die Komödie
Tom, Dick und Harry.
Auch Kunstunterricht genossen wir. Ständig aßen wir im Restaurant, einmal – auch zum ersten Mal – sogar bei McDonald’s. Es gab so vieles, was wir hier zum ersten Mal taten. Allerdings musste ich den Besuch in einem chinesischen Lokal streichen, weil ich einen Termin in der Radiotalkshow
Capital Talk
hatte. Bis heute hatte ich noch keine Gelegenheit gehabt, Peking-Ente zu kosten.
    Islamabad war so ganz anders als unser Swat. Die beiden Orte unterschieden sich für uns so, wie Islamabad sich von New York unterscheiden mochte. Shiza stellte uns Frauen vor, die Anwältin waren oder Ärztin oder sich politisch engagierten. Das zeigte uns, dass Frauen ihre Kultur und Tradition bewahren und trotzdem anspruchsvolle Berufe ausüben konnten. Auf den Straßen sahen wir Frauen, die die Regeln zur Verschleierung nicht einhielten. Ihr Haupt war vollkommen unverhüllt. Auch ich zog nicht zu allen Treffen meinen Schal über und fand mich sehr modern. Erst später erkannte ich, dass es keineswegs das unverhüllte Haupt war, das einen »modern« machte!
    Wir blieben eine Woche, und natürlich kam es zwischen Moniba und mir wieder einmal zum Streit. Sie sah mich mit einem Mädchen reden, das eine Klasse über mir war, und sagte: »Na gut, dann bist du eben mit Resham befreundet. Meine Freundin jedenfalls ist Rida.«
    Shiza wollte uns auch mit einflussreichen Leuten bekannt machen. In unserem Land heißt das: mit Militärs. So trafen wir Generalmajor Athar Abbas, den Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit der Armee. Dazu fuhren wir nach Rawalpindi, der Partnerstadt von Islamabad, um ihn im Armeehauptquartier aufzusuchen. Erstaunt bemerkten wir, dass dort alles sehr ordentlich war, viel sauberer als der Rest der Stadt. Es gab schöne grüne Rasenflächen und Rabatten voll blühender Blumen. Sogar die Bäume waren alle gleich hoch, die Stämme exakt bis zur Mitte weiß gestrichen. Warum das so war, wussten wir nicht. Im Hauptquartier sahen wir Büros mit vielen Bildschirmen, die nebeneinanderstanden. Für jede Aufgabe war ein anderer Mann zuständig. Ein Offizier zeigte meinem Vater einen dicken Aktenordner mit allen Zeitungsausschnitten des Tages, in denen von der pakistanischen Armee die Rede war. Mein Vater war nicht wenig erstaunt. Die Armee jedenfalls schien eine bessere Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben als unsere Politiker.
    Man führte uns in einen Korridor, wo wir auf den General warten sollten. An den Wänden hingen Fotos von Armeeführern, den mächtigsten Männern unseres Landes, darunter auch die Bilder von Diktatoren wie Musharraf und dem furchteinflößenden Zia. Ein weiß behandschuhter Diener brachte uns Tee und Kekse und kleine Samosas, gefüllte Teigtaschen, die förmlich im Mund zergingen. Als der Major eintrat, standen wir alle auf.
    Zunächst erzählte er uns von der Militäroffensive im Swat, die er als Erfolg darstellte. Er sagte, es seien nur 128  Soldaten getötet worden, aber 1600 Terroristen.
    Nachdem er zu Ende gesprochen hatte, durften wir Fragen stellen. Es hatte geheißen, wir sollten welche vorbereiten. Ich hatte eine kleine Liste von sieben oder acht Fragen gemacht. Shiza hatte nur gelacht und gemeint, Athar Abbas würde nie auf so viele Fragen antworten.
    Da ich in der vordersten Reihe saß, war ich die Erste, die man aufrief. Also fragte ich: »Vor zwei oder drei Monaten haben Sie behauptet, Fazlullah und sein Stellvertreter seien erschossen worden. Dann hieß es, die beiden Männer seien verletzt. Eine andere Version lautete, sie seien noch im Swat, eine weitere, sie seien in Afghanistan. Wie sind sie denn dahin gekommen? Wenn Sie so viel über

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