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Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1

Titel: Ich bin Nummer Vier - das Erbe von Lorien; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hinein, aber er entwischt mir erneut. Das wiederholt sich, bis ich ihm den Weg versperre und schnell hinter ihm die Beifahrertürschließe. Er stellt sich auf seine Hinterbeine, die Vorderpfoten auf der Türkante, und streckt den Kopf zum Fenster raus. Ich tätschele ihn.
    »Hast du deine Handschuhe?«, fragt Henri.
    »Ja.«
    »Handy?«
    »Jep.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Alles gut.«
    Als er losfährt, fetzt Bernie Kosar zum Rückfenster und sieht mir nach, bis der Wagen um die Biegung verschwindet.
    Ich bin ähnlich nervös wie gestern, heute allerdings aus anderem Grund. Einerseits will ich Sarah am liebsten sofort sehen, zugleich hoffe ich, dass ich sie überhaupt nicht treffen werde. Ich weiß ja gar nicht, was ich zu ihr sagen soll! Vielleicht fällt mir nichts ein, dann stehe ich nur da und glotze sie blöd an. Vielleicht ist sie mit Mark zusammen. Soll ich sie dann ansprechen und eine neue Auseinandersetzung riskieren oder einfach vorbeigehen und tun, als bemerke ich sie nicht? Es hilft nichts, zumindest in der zweiten Stunde werde ich sie sehen – beide.
    Aber zuerst mal muss ich zu meinem Spind. Meine Tasche ist voller Bücher, gestern Abend hätte ich damit arbeiten sollen, aber ich habe kein einziges auch nur aufgeschlagen. Zu viele Gedanken und Bilder gehen mir durch den Kopf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jemals wieder verschwinden. Alles war so anders, als ich erwartet hatte. Der Tod ist nicht das, was sie in den Filmen zeigen. Die Geräusche, die Bilder, die Gerüche – alles war ganz anders.
    An meinem Spind ist der Metallgriff mit etwas verschmiert, das wie Schmutz aussieht. Ich hole tief Luft und öffne ihn.
    Der Spind ist mit Mist gefüllt, viel davon fällt heraus auf meine Schuhe. Es stinkt entsetzlich. Ich knalle die Tür wiederzu. Sam Goode steht dahinter – sein plötzliches Auftauchen aus dem Nichts erschreckt mich. Er sieht merkwürdig verloren aus in seinem weißen-T-Shirt, das sich nur wenig von dem vom Vortag unterscheidet.
    »Hallo, Sam.«
    Er schaut auf den Dunghaufen, dann zurück zu mir.
    »Bei dir auch?«, frage ich.
    Er nickt.
    »Ich gehe zum Direktor. Kommst du mit?«
    Er schüttelt nur den Kopf, dreht sich um und marschiert schweigend davon.
    Bei Mr. Harris klopfe ich an die Tür und gehe hinein, ohne auf Antwort zu warten. Er sitzt hinter seinem Schreibtisch und trägt eine Krawatte, die von den Schulmaskottchen geziert wird, nicht weniger als zwanzig kleine Piratenköpfe sind darüber verstreut. Freudestrahlend empfängt er mich. »Heute ist ein großartiger Tag, John! Die Reporter von der
sollten innerhalb der nächsten Stunde hier eintreffen. Ich sage nur: Titelseite!«
    Jetzt fällt es mir wieder ein: Das große Interview mit Mark James für die Lokalzeitung. »Sie müssen sehr stolz sein«, bemerke ich.
    »Ich bin stolz auf jeden einzelnen Schüler in Paradise.« Er strahlt immer noch über das gesamte Gesicht, lehnt sich in seinem Stuhl zurück, verschränkt die Finger und legt die Hände auf den Bauch. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich wollte Sie nur informieren, dass mein Spind heute Morgen mit Dung gefüllt war.«
    »Was soll das heißen, gefüllt?«
    »Das ganze Ding war voller Mist.«
    »Mist?«, fragt er verwirrt.
    »Ja. Gülle. Viehfäkalien.«
    Er lacht.
    Dass er nicht das geringste Mitgefühl, geschweige denn Ärger zeigt, verblüfft mich. Mein Gesicht wird heiß. »Ich wollte Ihnen das mitteilen, damit sie den Spind säubern lassen. Sam Goodes Schließfach ist ebenfalls voll von diesem Dreck.«
    Jetzt seufzt er und schüttelt den Kopf. »Ich schicke sofort Mr. Hobbs, den Hausmeister, hinunter, und wir werden die Sache gründlich untersuchen.«
    »Wir wissen beide, wer es war, Mr. Harris.«
    Er grinst mich herablassend an. »Ich werde mich um die Ermittlungen kümmern, Mr. Smith.«
    Da es sowieso sinnlos ist, noch irgendetwas zu entgegnen, verlasse ich wortlos sein Büro Richtung Toilette, wo ich kaltes Wasser über Hände und Gesicht laufen lasse. Ich muss mich beruhigen. Ich will heute nicht wieder Handschuhe tragen. Vielleicht sollte ich gar nichts tun, einfach die Dinge schleifen lassen. Würde dieser Nervkram dann aufhören? Und außerdem, was kann ich sonst machen? Ich bin der Unterlegene, mein einziger Verbündeter ist ein Mitschüler von fünfzig Kilo mit einer Schwäche für Außerirdische. Na ja, vielleicht ist das nicht die ganze Wahrheit – vielleicht steht auch Sarah Hart auf meiner Seite.
    Ich sehe mir meine Hände an. Sie

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