Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

ebenfalls viele Prägungen der Angst und Rebellion, des Misstrauens und des Überdrusses gegenüber einer Welt enthält, die ohne Krieg nicht lange existenzfähig zu sein scheint. Eine beachtliche Anzahl Studenten, von denen viele nie mit einer Autorität gelebt hatten, der sie vertrauen konnten oder die sich nicht manipulieren ließ, waren jetzt bereit für den Protest gegen alle Autorität einschließlich der Autorität der Universität. Sie waren für den Empfang vieler materieller Annehmlichkeiten konditioniert und zu wenig für Beweise der Behauptung, dass Menschen wichtig sind und das Leben einen Sinn hat. Ihr Eltern-Ich ist gebrochen, ihr Kindheits-Ich ist deprimiert, und ihr Erwachsenen-Ich fragt dringlich: «Gibt es nicht noch etwas anderes?»
    Während der Auseinandersetzungen an der Universität wurde unter anderen kritischen Stimmen auch die Ansicht laut, «die Universität sei zu groß geworden». Das gleiche könnte man über die Weltbevölkerung sagen. Der Kanzler der Universität von Kalifornien, der Mediziner Franklin Murphy antwortete darauf mit einer streng biologischen Metapher, die zugleich Wichtiges über eine Welt aussagt, welche «zu groß geworden» ist:
    «Nein, sie ist nicht zu groß. Aber sie ist in den letzten Jahren sehr rasch gewachsen. Man hat sich mehr mit der Anatomie des Tieres beschäftigt als mit der Physiologie. Wenn der Körper schneller wächst als das Nervensystem, dann wird das Tier unkoordiniert – es strauchelt manchmal. An der Universität müssen wir jetzt ein Nervensystem schaffen, das dem Tier entspricht. Es muss ein verfeinertes Nervensystem sein, damit es mit der ganzen Komplexität fertig wird und Botschaften zwischen den differenzierten Organen übermitteln kann. Die Universität braucht mehr und bessere Koordination.»
    Das «Nervensystem» einer Universität hat die gleiche Funktion wie das Nervensystem im menschlichen Körper –
Kommunikation
. Die Funktion des Nervensystems hält außerdem die Welt zusammen, und die Konzentration auf die Kommunikation – was sie erleichtert und was sie beendet – wird eher etwas Neues unter der Sonne bewirken als die alte Zuflucht zur Gewalt, die sich gleich bleibt, ob wir sie nun Krieg, Polizeiaktion oder bewaffnete Intervention nennen.
    Die Problemlöser, die internationalen wie die am heimatlichen Stammtisch, reden unentwegt von der «Notwendigkeit eines Dialogs», ohne jemals die Notwendigkeit der Begriffsdefinition zu bedenken. In der Transaktions-Analyse haben wir ein System entwickelt, das einmalig ist 1. in seiner Begriffsdefinition und 2. in seiner Reduktion des Verhaltens auf eine Grundeinheit zur Beobachtung. Wenn der Dialog irgendetwas bewirken soll, muss er auf einer Übereinkunft beruhen hinsichtlich dessen,
was
untersucht werden soll, und auf einer Übereinkunft hinsichtlich der Worte, mit denen wir
beschreiben
, was wir beobachten. Sonst stolpern wir einfach über Worte. Jemand, der Robert Kennedys Mörder Sirhan Sirhan kannte, berichtete: «Er war fanatisch, wenn es um sein Land ging, wenn es um politische Dinge ging – aber nein, er war nicht labil.» Worte wie «fanatisch» und «labil» sind zur Analyse oder Voraussage des Verhaltens nutzlos. Viele unserer Dialoge sind aus dem gleichen Grund nutzlos. Es wird viel gesagt, aber nicht verstanden.

Die Analyse internationaler Transaktionen
    Wenn es die Transaktions-Analyse zwei Menschen ermöglicht zu verstehen, was zwischen ihnen vorgeht, kann dann die gleiche Sprache auch zum Verständnis der Vorgänge zwischen Nationen dienen? Wie bei Individuen können die Transaktionen zwischen Staaten nur komplementär sein, wenn die Vektoren im Transaktions-Schema parallel sind. Transaktionen auf der Ebene des Erwachsenen-Ichs sind die einzigen Komplementär-Transaktionen, die angesichts des Selbstbewusstseins und der Selbstbestimmung auch der kleinsten Nation in der Welt von heute funktionieren können. Die einst funktionsfähigen Eltern-Ich-Kindheits-Ich-Beziehungen zwischen großen und kleineren Ländern sind nicht mehr komplementär. Die kleineren Länder wachsen heran. Sie wollen nicht länger Kinder sein. Unsere Reaktion auf ihre zuweilen herbe Kritik heißt: Wie können sie nach allem, was wir für sie getan haben, so empfinden?
    Eine der hoffnungsvollsten Einrichtungen zur Analyse internationaler Transaktionen ist die UNO . Sie hat viele Überkreuz-Transaktionen überlebt. Wenn der Ministerpräsident einer Weltmacht mit seinem Schuh auf den Tisch