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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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trommelt, hört die Kommunikation auf. Wenn man uns sagt, dass «sie uns beerdigen werden», lockt das unser Kindheits-Ich. Aber wir müssen nicht mit unserem Kindheits-Ich reagieren, ebenso wenig wie mit unserem säbelrasselnden Eltern-Ich.
Und darin liegt die Möglichkeit der Veränderung.
    Man muss einem kleinen Kind immer wieder sagen: «Ich liebe dich», doch es braucht nur ein «Ich hasse dich», um sein Leben lang alle weiteren liebevollen elterlichen Annäherungen zu negieren. Wenn der kleine Mensch verstehen könnte, woher das «Ich hasse dich» kam – wie das Kindheits-Ich seiner Eltern zu seiner so unüberlegten und destruktiven Äußerung gegenüber dem kleinen Kind provoziert wurde, das sie wirklich lieben – dann müsste dieses kleine Kind nicht an dieser Bemerkung als höchster Wahrheit festhalten.
    So steht es auch mit der Erklärung von Nikita Chruschtschow: «Wir werden euch beerdigen.» Obwohl das eine böse Erklärung war, die nichts Konstruktives für sein oder irgendein anderes Land förderte, wird sie vielleicht entschärft durch die Überlegung, dass Chruschtschow lediglich ein Mensch war mit Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich, deren Inhalte sich vom Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich jedes anderen unterscheidet.
    Die Tatsache, dass er politisch in der Versenkung verschwand, noch ehe er beerdigt wurde, beweist, dass er kein politischer Übermensch war. Man braucht keine großen historischen Forschungen zu betreiben, um ähnlich unbesonnene Erklärungen – und Handlungen – von Führern anderer Länder einschließlich unseres eigenen zu entdecken. Wir müssen lernen, auf die Erklärungen und Handlungen anderer nicht mit unserem kollektiv verängstigten, kampfbereiten Kindheits-Ich zu reagieren, sondern mit unserem Erwachsenen-Ich, das die Wahrheit herausfinden kann, die Furcht im Kindheits-Ich anderer als das erkennt, was sie ist, und den Schmerz begreift, den ihnen ein kulturelles Eltern-Ich zufügt, das Dogmen verkündet, die nicht länger dem Überleben der Menschheit dienlich sind. Wir müssen auch dazu fähig sein, unser westliches kulturelles Eltern-Ich aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Es enthält viel Größe, aber auch viel Niederträchtigkeit wie das Krebsgeschwür der Sklaverei und des Rassismus, die Erbkrankheit des religiösen Fanatismus und die Seuche menschenunwürdiger Ausbeutung der wirtschaftlich und sozial Schwachen.
    Wer das Kindheits-Ich eines anderen Menschen lange genug demütigt, erzeugt ein Monstrum. Es sollte uns nicht überraschen, dass endlose Jahre der Demütigung viele «Monstren» in allen Erdteilen erzeugt haben, die uns entsetzen.
    Nach den Unruhen in Watts bei Los Angeles reagierte eine Schwarze auf all die überreichlichen Erklärungen, warum es dazu kam (nämlich Polizeiaktionen, Arbeitslosigkeit, Armut etc.) mit dem Satz: «Wenn sie fragen müssen warum, werden sie es nie wissen.»
    Ich meine, wir
wüssten
alle warum, wenn unser erschrecktes Kindheits-Ich und unser selbstgerechtes Eltern-Ich nicht das Erwachsenen-Ich vertreiben würden.
    Was man tun soll, ist eine andere Frage. Ich glaube, wir müssen mit dem Gebrauch einer gemeinsamen Sprache anfangen, die sich auf das menschliche Verhalten bezieht, und ich meine, wir haben diese Sprache in der Transaktions-Analyse. Die Psychologie wird als die große Wissenschaft der modernen Zeit dargestellt, doch sie hatte bisher wenig zu sagen, was im Hinblick auf unsere gegenwärtigen sozialen Kämpfe sinnvoll war.
    Wenn wir verstehen, welche Macht das Eltern-Ich über uns hat (wobei unser persönliches Eltern-Ich durch ein kulturelles Eltern-Ich verstärkt wird), wenn wir das Entsetzen in unserem eigenen Kindheits-Ich angesichts der Unruhen und Kriege verstehen, in den Menschen von Indien, die dem Hunger und dem Aberglauben preisgegeben sind, in den Menschen der Sowjetunion mit ihrer Erinnerung an Ketten und Revolution, in den Menschen von Israel, die über den Mord an sechs Millionen Juden nachdenken, in den Menschen von Vietnam, Nord und Süd, die in der Furcht vor Napalm und Bajonetten leben, in den Menschen von Japan, die sich an die Bomben von Hiroshima und Nagasaki erinnern – wenn wir anfangen können, dieses Kindheits-Ich als ein kleines menschliches Wesen in einer Welt des Schreckens zu sehen, das nichts will als die Erlösung vom Schmerz, dann würden unsere internationalen Gespräche vielleicht anfangen, ein wenig anders zu klingen. Der amerikanische Dichter Henry

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