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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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trachtet. Es hat außerdem, wie die Spiele der großen Leute, seinen Nutzwert. Wenn «Meins ist besser als deins» weit genug getrieben wird, endet das Spiel mit einem kräftigen Stoß, mit einer Ohrfeige oder mit irgendwelchen vernichtenden Beweisen für: «Gar nichts:
meins
ist besser!» Damit wird der kleine Mensch wieder auf seinen Platz verwiesen, das ICH-BIN-NICHT-O.K . wurde wieder einmal bestätigt, und in der Erhaltung dieser festgelegten Position liegt eine gewisse jämmerliche Sicherheit.
    Das ist die Substanz aller Spiele. Sie sind eine Art des Umgangs mit der Zeit für Menschen, die die Streichel-Entbehrung des Rückzugs nicht ertragen können, deren NICHT O.K .-Anschauung jedoch die innigste Form der Verbundenheit, die Intimität, unmöglich macht. Obwohl sie Elend bringen, bringen sie doch etwas. Wie ein Komiker sagte: «Besser, man hat Mundgeruch als überhaupt keinen Atem.» Besser, man wird beim Foulspiel verletzt, als dass man überhaupt keine Beziehung hat. «Das Wachsen des Kindes übersteht eher die Hitze des Zorns als die frostige Kälte der Gleichgültigkeit», schrieb Richard Galdston über misshandelte Kinder. [36]
    So bieten Spiele allen Mitspielern einen Nutzen. Sie schützen den inneren Zusammenhalt der Lebensanschauung, ohne sie entlarvend bloßzustellen.
    Um die Natur von Spielen noch deutlicher zu machen, wollen wir hier die Züge eines Spiels von «Warum nicht – Ja, aber» aufzeichnen. Die Spieler sind Lilo, eine junge berufstätige Frau, und ihre Freundin Lola. (Dieses Spiel wird häufig in Situationen gespielt, in denen der eine Hilfe sucht und der andere helfen will: in der Sprechstunde des Pfarrers, in der Praxis des Psychiaters oder am Kaffeetisch einer unglücklichen Freundin.)
    LILO : «Ich bin ein richtiges Mauerblümchen, fade und langweilig, niemand will mit mir ausgehen.»
    LOLA : «Warum gehst du nicht zum Friseur und lässt dir eine andere Frisur machen?»
    LILO : «Ja, aber das kostet zu viel Geld.»
    LOLA : «Na gut, aber warum kaufst du dir nicht eine Illustrierte mit ein paar Anregungen für Frisuren zum Selbermachen?»
    LILO : «Ja, aber das habe ich versucht – mein Haar ist zu dünn. Es hält einfach nicht. Wenn ich einen Knoten trage, sieht es wenigstens ordentlich aus.»
    LOLA : «Wie wäre es, wenn du Make-up benutzen würdest, um deine Züge zu unterstreichen.»
    LILO : «Ja, aber meine Haut reagiert allergisch auf Make-up. Ich habe es versucht, und meine Haut wurde ganz rau und pickelig.»
    LOLA : «Heute gibt es viele gute Make-ups für empfindliche Haut. Warum gehst du nicht einmal zu einem Hautarzt?»
    LILO : «Ja, aber ich weiß, was er sagen wird. Er wird sagen, dass ich mich nicht richtig ernähre. Ich weiß, ich nasche zu viel und was ich esse, ist nicht richtig zusammengestellt. So ist es, wenn man allein lebt. Ach, was soll’s, Schönheit ist ja auch nur eine Sache der Oberfläche.»
    LOLA : «Da hast du recht. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn du ein paar Volkshochschulkurse belegen würdest. Vielleicht Kunst oder Zeitgeschichte. Man wird dadurch ein besserer Gesprächspartner.»
    LILO : «Ja, aber sie sind alle abends. Und nach der Arbeit bin ich fix und fertig.»
    LOLA : «Dann machst du es eben mit Fernstudium.»
    LILO : «Ja, aber ich habe noch nicht einmal Zeit, nach Hause zu schreiben. Wie soll ich da Zeit haben für ein Fernstudium?»
    LOLA : «Du würdest die Zeit schon finden, wenn es dir wichtig genug wäre.»
    LILO : «Ja, aber du hast leicht reden. Du bist voller Energie. Ich bin immer müde.»
    LOLA : «Warum gehst du nicht früher ins Bett. Kein Wunder, dass du müde bist, wenn du jede Nacht aufbleibst und das Spätprogramm im Fernsehen anschaust.»
    LILO : «Ja, aber
etwas
muss ich doch haben. Wenn man so ist wie ich, dann bleibt einem sonst nichts!»
    Hier hat die Diskussion den Kreis geschlossen. Lilo hat systematisch jeden Vorschlag ihrer Freundin verworfen. Sie beginnt mit der Klage, dass sie fade und langweilig ist, und kommt dann nach dem «Kreuzverhör» zu dem – natürlich völlig unbewiesenen – Urteil: «Ich bin fade und langweilig, weil ich halt so bin.»
    Ihre Freundin gibt sich schließlich geschlagen und kommt vielleicht irgendwann nicht mehr zu Besuch, wodurch sie Lilos NICHT-O.K . noch unterstreicht. Das «beweist» Lilo, dass es wirklich keine Hoffnung für sie gibt – sie kann sich noch nicht einmal die Freundin erhalten, die sie hat, und das rechtfertigt, dass sie sich in ein neues Spiel vertieft, «Ist

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