Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
Vom Netzwerk:
Zeitstrukturierung. Rückzug kann eine entspannte, stärkende Form einsamer Kontemplation sein. Zeitvertreib kann auf angenehme Weise den gesellschaftlichen Motor im Leerlauf schnurren lassen. Rituale können Spaß machen – Geburtstagsfeste, Sitten und Bräuche an traditionellen Feiertagen, den Vater begrüßen, wenn er nach Hause kommt –, weil sie immer wieder vergnügte Augenblicke wiederholen, die erwartet, einkalkuliert und erinnert werden können. Aktivitäten, zu denen auch die Berufsarbeit gehört, sind nicht nur lebensnotwendig, sondern in sich und aus sich heraus lohnend, weil sie Geschicklichkeit, Leistungskraft, Kunstfertigkeit und eine Vielfalt von Fähigkeiten und Talenten zur Geltung bringen. Tritt jedoch in der Beziehung zwischen zwei Menschen Unbehagen auf, sobald diese Formen von Zeitstrukturierung aufhören, dann besteht hier wenig Intimität. Manche Ehepaare verplanen ihre gesamte gemeinsame Zeit für hektische Aktivitäten. Aktivität selbst ist nicht destruktiv, es sei denn, der Drang zu dauerndem Geschäftigsein wird zum Zwang, sich möglichst wenig mit dem anderen zu beschäftigen.
    Nun stellt sich die Frage: Wenn wir auf die fünf ersten Möglichkeiten der Zeitstrukturierung verzichten, haben wir dann automatisch Intimität? Oder haben wir dann gar nichts? Es scheint keine einfache Definition für Intimität zu geben, doch es lassen sich die Bedingungen nennen, unter denen sie am besten gedeiht: keine Spiele, Emanzipation des Erwachsenen-Ichs und Festhalten an der Anschauung ICH BIN O.K . – DU BIST O.K . Durch das emanzipierte Erwachsenen-Ich können wir in das große Reich des Wissens über unser Universum und über uns selbst eindringen, können die Tiefen von Philosophie und Religion erforschen, können das Neue wahrnehmen ohne die Brechung durch das Alte, und vielleicht können wir mit der Zeit Antworten finden auf das große Rätsel: «Welchen Sinn hat das alles?»

[zur Inhaltsübersicht]
8. El-Er-K und Ehe
    Was wir versprechen, diktieren unsere Hoffnungen,
was wir halten, unsere Ängste.
    La Rochefoucauld
     
    Ein Freund erzählte mir folgendes Erlebnis, das er als kleiner Junge hatte: Nach dem Mittagessen verkündete die Mutter den fünf Geschwistern, dass es zum Nachtisch die restlichen selbstgebackenen Plätzchen gebe. Danach holte sie die Keksdose und stellte sie auf den Tisch. Jedes Kind wollte zuerst in die Dose langen, und wie immer war der Kleinste mit seinen vier Jahren als letzter an der Reihe. Als er die Dose endlich hatte, war nur noch ein Keks übrig, von dem ein Stückchen fehlte. Er packte es, warf es in einem Anfall von Verzweiflung heulend auf den Boden und schrie: «Mein Keks ist ganz kaputt!»
    Es liegt in der Natur des Kindheits-Ichs, Enttäuschung mit Unglück zu verwechseln, den ganzen Keks kaputt zu machen, nur weil ein Stückchen fehlt oder weil er nicht so groß ist, nicht so rund ist oder nicht so viel Zuckerguss hat wie der Keks eines andern. In dieser Familie lebte die Anekdote weiter als Standardentgegnung auf andauernde Beschwerden: «Was ist los, ist dein Keks kaputt?» Genau das geschieht, wenn eine Ehe zerbricht. In einem oder in beiden Partnern nimmt das Kindheits-Ich überhand, und die ganze Ehe geht zu Bruch, wenn Unvollkommenheiten auftauchen.
    Die Ehe ist die komplizierteste aller menschlichen Beziehungen. Wenige Verbindungen können so extreme Emotionen erzeugen oder so rasch vom Gipfel höchster Seligkeit hinabstürzen in den kalten Scheidungsgrund, der seelische Grausamkeit heißt. Wer bedenkt, welche enorme Mitgift an archaischen Daten jeder Partner durch die ständigen «Einzahlungen» seines Eltern-Ichs und seines Kindheits-Ichs mit in die Ehe bringt, der erkennt leicht, wie notwendig ein emanzipiertes Erwachsenen-Ich für jeden ist, damit die Beziehung fruchtbar wird. Doch die durchschnittliche Ehe wird vom Kindheits-Ich geschlossen. Das Kindheits-Ich versteht unter Liebe etwas, was man fühlt, statt was man tut, und unter Glück etwas, was man sucht, statt ein Nebenprodukt der Arbeit für das Glück eines anderen. Vom Schicksal begünstigt sind die ganz wenigen jungen Partner, deren Eltern-Ich das Vorbild von einer guten Ehe in sich trägt. Viele Menschen haben noch nie eine gesehen. Darum holen sie sich ihre Ersatzvorstellung von einer glücklichen Ehe aus Kitschromanen, in denen der Göttergatte einen Traumjob als Juniorchef in einer großen Werbeagentur hat und jeden Abend mit einem umwerfenden Rosenstrauß heimkommt zu seiner

Weitere Kostenlose Bücher