Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse
jugendschlanken, strahlenden Frau, die ihn im exklusiven Bungalow mit versiegelten Parkettböden und riesigen Fenstern erwartet, in dem die Kerzen brennen und aus der Stereoanlage Musik zum Verlieben kommt. Wenn die Illusion verfliegt, wenn die Teppiche abgewetzt und von den Schwiegereltern geerbt sind, wenn die Stereoanlage nicht funktioniert, wenn der Mann seine Stellung verliert und aufhört zu sagen «Ich liebe dich», dann kommt das Kindheits-Ich mit seinem Refrain vom «kaputten Keks», und alles endet in Scherben. Die Illusion hat nicht gehalten, das Kindheits-Ich ist beleidigt. Archaische Gefühle des NICHT-O.K . beeinträchtigen das Erwachsenen-Ich jedes Partners, und weil sie sich nirgendwo anders hinwenden können, wenden sie sich gegeneinander.
Man weiß seit langem, dass ein ungefähr gleicher Background und ungefähr gleiche Interessenrichtungen bei beiden Partnern die beste Voraussetzung sind für eine gute Ehe. Doch wenn das Kindheits-Ich die Eheplanung übernimmt, werden wichtige Unterschiede oft ignoriert, und ein Vertrag, der gelten soll, «bis dass der Tod uns scheidet», wird auf so unzulängliche Gleichartigkeiten gegründet wie «wir tanzen beide gern», «wir wollen beide viele Kinder», «wir mögen beide Pferde» oder «wir nehmen beide LSD ». Vollkommenheit wird in breiten Schultern, glänzenden Zähnen, üppigen Brüsten, tollen Autos oder anderen recht vergänglichen Wundern gesehen. Manchmal entsteht die Verbindung auf der Basis gemeinsamen Protestes unter der falschen Annahme, dass der Feind meines Feindes mein Freund sein muss. Wie zwei Kinder einander in einem Trotzbündnis trösten, wenn sie auf ihre Mütter wütend sind, so finden sich manche Paare unter dem Motto «Wir gegen die Welt» aus Protest gegen die böswilligen «andern». Sie hassen ihre Familie, sie hassen ihre falschen früheren Freunde, sie hassen das Establishment, oder sie hassen die schalen Institutionen der kapitalistischen Leistungs- und Konsumgesellschaft: Fußball, Fernsehen, Fitness und Arbeit. Sie leben in einer
folie à deux
, beide befangen in demselben Wahn. Doch bald werden sie zum Opfer ihres eigenen Ressentiments, und aus dem Spiel «Es sind immer die andern» wird das Spiel «Immer du!».
Bei der Ehevorbereitung und Eheberatung hat sich die Transaktions-Analyse als höchst hilfreiche Methode zur Feststellung von Ähnlichkeiten und Unterschieden erwiesen. Mit ihrer Hilfe lässt sich ein Persönlichkeitsbild der beiden Verlobten aufstellen, das nicht nur die offenkundigen Ähnlichkeiten oder Unterschiede klarlegt, sondern auch gründlicher untersucht, was Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich jedes Partners enthalten. Verlobte, die sich einer solchen Untersuchung unterziehen, sind bereits in einer günstigen Ausgangsposition, denn sie nehmen ihre Ehe ernst genug, um zu prüfen, bevor sie sich binden. Doch es kommt auch vor, dass einer der Partner mit ernsten Zweifeln an der Richtigkeit der Verbindung sich allein einer solchen Untersuchung stellt. Ein Beispiel dafür ist eine junge Dame aus einer meiner Therapiegruppen. Sie bat mich um eine Einzelstunde, weil sie das Dilemma besprechen wollte, in das sie der Heiratsantrag eines jungen Mannes gebracht hatte, den sie seit kurzem kannte. Ihr Kindheits-Ich fühlte sich ungeheuer von ihm angezogen, und doch kamen andere Daten in ihren Computer, die sie daran zweifeln ließen, ob eine Ehe mit ihm gutgehen würde. Sie hatte die richtige Anwendung von El-Er-K gelernt und bat mich um Hilfe bei der Überprüfung dieser Paarbeziehung. Dazu mussten wir das El-Er-K in beiden jungen Menschen untersuchen.
Zunächst verglichen wir das Eltern-Ich der beiden. Wir stellten fest, dass das Mädchen ein starkes Eltern-Ich hatte, das zahllose Verhaltensregeln und viele «du sollst» und «du musst» enthielt, darunter auch die Weisung, sich nicht gedankenlos in eine Ehe zu stürzen. Es gab da gewisse Elemente von Selbstgerechtigkeit, etwa: «Menschen von unserer Art sind die besten.» Es fanden sich Vorstellungen wie: «Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist», und: «Tue nichts, was unter deinem Niveau ist.» Frühe Aufzeichnungen sprachen von einem wohlgeordneten häuslichen Leben, wo die Mutter den Ton angab, während der Vater schwer und lange im Büro arbeitete. Es gab einen großen Fundus an Wie-man-Material: Wie man Geburtstag feiert, wie man den Weihnachtsbaum schmückt, wie man Kinder erzieht und wie man sich in Gesellschaft benimmt. Ihr
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