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Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse

Titel: Ich bin o.k. – Du bist o.k. • Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Einstellung zu anderen verändern können. Eine Einführung in die Transaktionsanalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Harris
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wiedererkennen würde. Der blonde Adonis hatte sie betört, und sie konnte kaum fassen, wie herrlich es war, geliebt zu werden. Wenn sie mit ihm zusammen war, fühlte sie sich O.K . wie nie zuvor, und das konnte sie nicht ohne weiteres aufgeben.
    Sein Kindheits-Ich hingegen war aggressiv, selbstbezogen und manipulativ. Er hatte «immer seinen Kopf durchgesetzt», und das hatte er auch bei ihr vor. Das war ein Teil des Problems, denn ihr Eltern-Ich gestattete ihr nicht, die exotischen Vergnügungen zu genießen, in die er sie einführen wollte. Sein Kindheits-Ich trübte sein Erwachsenen-Ich so stark, und sein Eltern-Ich war so schwach, dass er nicht nur unfähig war, Konsequenzen abzuwägen, sondern die ganze Vorstellung von Konsequenzen für töricht und puritanisch hielt und es wie Scarlett O’Hara in
‹Vom Winde verweht›
vorzog, «morgen darüber nachzudenken».
    Im weiteren Verlauf ihrer Beziehung gab es immer weniger Gesprächsstoff. Auf der Ebene des Eltern-Ichs war nichts, auf der Ebene des Erwachsenen-Ichs war wenig, und was auf der Ebene des Kindheits-Ichs vorhanden war, führte zu ernsten Störungen im Eltern-Ich des Mädchens. Die Beziehung spielte sich schließlich auf ein Eltern-Ich-Kindheits-Ich-Muster ein, wobei
sie
die Rolle des verantwortungsvollen und kritischen Elternteils übernahm und
er
die Rolle des manipulativen, ausprobierenden Kindes, womit er seine ursprüngliche Kindheitssituation reproduzierte.
    Diese El-Er-K-Auslotung war etwas ganz anderes als ein Urteilsspruch darüber, wie «gut» oder «schlecht» jeder Partner war. Es handelte sich um die Suche nach objektiven Daten über beide in der Hoffnung, die Art der künftigen Beziehung möglichst zuverlässig vorauszusagen.
    Nach intensiver Untersuchung des zutage geförderten Materials beschloss das Mädchen, ihre Beziehung zu dem jungen Mann aufzugeben, die keinem von beiden viel Glück verhieß. Sie kam überdies zu der Einsicht, dass ihr NICHT O.K .-Kindheits-Ich empfänglich war für Annäherungsversuche von Männern, die «weniger waren als sie», weil sie das Gefühl hatte, für einen «richtig netten Mann» nicht gut genug zu sein. Sie stellte nicht nur fest, warum die jetzige Beziehung nicht komplementär war, sondern entdeckte auch, was sie wirklich in einem Mann suchte. Und künftig ging sie nicht von ihrer Grundanschauung ICH BIN NICHT O.K . aus, sondern von ihrer neu gewonnenen Selbstachtung.
    Nicht alle Beziehungen sind so klar gegensätzlich wie diese. Sie hatte ein starkes Eltern-Ich und er ein schwaches. Es gibt viele Fälle, in denen beide Partner ein starkes Eltern-Ich haben, allerdings mit unterschiedlichem und häufig gegensätzlichem Inhalt. Unterschiedliche religiöse und kulturelle Aufzeichnungen können zu ernsten Schwierigkeiten führen, wenn jeder Partner sich gezwungen fühlt, an den ungeprüften Anweisungen seines Eltern-Ichs festzuhalten. Manchmal wird dieser Unterschied zu Beginn einer Ehe übertüncht, doch wenn dann Kinder kommen, tritt er um so heftiger wieder hervor. Auch wenn ein Zeuge Jehovas im Voraus damit einverstanden ist, dass seine Kinder entsprechend den Wünschen seiner katholischen Braut einmal katholisch erzogen werden, bedeutet das nicht, dass ihm dieser Entschluss später nicht sehr zu schaffen machen kann. Hier geht es um das Gefühl, dass «meine Religion besser ist als deine» und damit «meine Leute besser sind als deine», was bald reduziert wird auf die Formel: «Ich bin besser als du.» Das soll nicht heißen, Schwierigkeiten dieser Art könnten nicht gelöst werden, doch das setzt bei jedem Partner ein emanzipiertes Erwachsenen-Ich voraus, das auf der Basis von ICH BIN O.K . – DU BIST O.K . vorgeht.
    Im Idealfall werden diese Unterschiede
vor
der Heirat festgestellt. Doch das geschieht selten. Das junge Paar ist verliebt. Wenn die Verlobten überhaupt irgendeine Art von Eheberatung in Anspruch nehmen, dann verbringen sie meist eine nichtssagende Stunde mit dem Pfarrer und gehen danach ihren Weg, der sie zur Erfüllung des Wunsches nach einer sogenannten glücklichen Ehe bringen soll – von der sie meist nie ein Beispiel gesehen haben.
    Welche Möglichkeiten gibt es denn überhaupt für Wiederaufbau oder Rettung einer Ehe, die ohne die Absicherung einer derartigen Analyse geschlossen wurde? Da es nie zwei Menschen gibt, die genau gleich sind, ist der Gedanke vollkommener Vereinbarkeit illusorisch. Vielleicht lässt sich das Problem am besten durch einen Vergleich der

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