Ich bin scharf - Heisse Stories
machte sich in diesem Punkt nicht die geringsten Illusionen.
Es war nun einmal ein Geheimnis des Lebens: Manchmal – selten, leider viel zu selten – traf man einen anderen Menschen, und dann war sie auf einmal da, diese plötzliche magische Anziehungskraft, die nur diese eine ganz bestimmte Person ausüben konnte. Einfach so, aus dem Nichts heraus. Oft reichte dazu schon ein Blick, eine Bewegung, der Hauch eines Duftes,
ein Paar schöner ungeschminkter Lippen, und der Funke sprang über.
Carla würde ihn ein Leben lang in seinen Träumen begleiten, das wusste Richard aus tiefstem Herzen heraus. Aber begegnen würde er ihr wohl nie mehr. Und selbst wenn: Carlas Herz gehörte einem Toten.
Drei Jahre später auf der Frankfurter Buchmesse.
Richard schlenderte durch die Messehallen auf der Suche nach neuen, interessanten Themen.
Der italienische Verlag war mit einem eigenen großen Bücherstand vertreten. Irgendetwas ließ Richard seine Schritte dort hinüber lenken, obwohl er ursprünglich ein ganz anderes Ziel hatte ansteuern wollen.
Zuerst sah er die schlanke, dunkelhaarige Frau in dem roten Strickkleid nur von hinten. Trotzdem durchfuhr ihn augenblicklich eine Art elektrischer Schlag. Seine ganze Haut kribbelte, von oben bis unten.
Dann drehte sie sich um und blickte ihm direkt in die Augen.
Einen Moment lang starrten sie einander nur an.
Carla fasste sich zuerst. Ihre Stimme klang weich und dunkel, als sie sagte: »Ricardo! Wie schön, Sie wiederzusehen.«
Sie sprach nun fließend und beinahe akzentfrei Deutsch. Richard erinnerte sich, dass sie ihm damals in Rom von ihrem Deutschunterricht erzählt hatte – auf Englisch, das sie bereits sehr gut beherrschte. Sie wollte beide Sprachen sprechen, dazu noch Spanisch,
um notfalls eines Tages mit ihrer Tochter irgendwo im Ausland untertauchen zu können.
»Carla, was für eine wundervolle Überraschung! Was machen Sie denn hier auf der Buchmesse?«
Er hatte ihre Hand ergriffen – und wieder gab es diesen kleinen frechen Stromstoß. Und wieder lag es wohl an ihm, wie er sich insgeheim eingestand.
Dieses Mal allerdings mussten beide zuerst einmal lachen, ehe sie verlegen wurden, weil sie erkannten, dass sie sich beide durchaus daran erinnerten.
»Ich präsentiere mein Buch. Es ist bereits auf Deutsch erschienen. In einer Stunde beginnt die erste öffentliche Lesung. Ich hoffe doch, Sie können dazu bleiben, Ricardo?«
Carla deutete auf einen großen Stapel Bücher vor sich auf dem Tisch.
Richard las den Titel laut: »Wenn Liebe die Angst besiegt – Frauen kämpfen gegen die Mafia.«
Darüber standen zwei Namen: Carla Di Cillo und Rosa Poggi.
Fragend sah Richard Carla an. Und wieder konnte er die Augen nicht von ihren Lippen lösen. Heute jedoch hatte sie einen verführerischen roten Lippenstift aufgetragen.
»Rosa war mir in den letzten beiden Jahren eine gute Freundin geworden. Ihr Mann war einer der Polizisten, die zusammen mit Salvino sterben mussten. Wir haben das Buch gemeinsam geschrieben. Vor drei Wochen ist sie ermordet worden. In ihrer Wohnung in Palermo …«
Richard war so betroffen von dieser Nachricht, dass er sich erneut seiner erotischen Gefühle für Carla zutiefst schämte.
Er blieb zur Lesung. Das machte die Sache allerdings nicht besser. Ebenso wenig die Tatsache, dass Carlas Blicke immer wieder die seinen zu kreuzen schienen, wenn sie während der Lesung die Augen hob und den Blick über das ergriffen lauschende Publikum schweifen ließ.
Sie hatten herausgefunden, dass sie beide im selben Hotel nahe am Messegelände wohnten. Richard fasste sich deshalb ein Herz und lud Carla zum Abendessen ein.
Sie gab ihm ohne Zögern ihre Zimmernummer, damit er sie zur verabredeten Zeit abholen konnte.
Als er anklopfen wollte, stand die Tür bereits einen Spaltbreit offen.
Er trat jedoch nicht ein, sondern steckte nur vorsichtig seinen Kopf ins Zimmer.
Sie lehnte an der Frisierkommode vor dem großen dreiteiligen Spiegel und beugte sich gerade vor. Das rote Kleid, das sie immer noch trug, umschmiegte eng ihren Körper und betonte ihre vollen Brüste. Ihre Haare waren länger, als er sie in Erinnerung hatte. Sie fielen in dunklen, schweren Wellen in den Nacken und weiter tief über die Hälfte des Rückens herab.
Richard hielt unwillkürlich den Atem an, unfähig zu einer Bewegung. Wie gefangen in einer Art Schockstarre.
Carlas Anblick war atemberaubend verführerisch.
Er beobachtete gebannt, wie sie dicht vor dem Spiegel mit
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