Ich bin schizophren und es geht mir allen gut
andere Menschen, die Melissa nicht kennt, und die Charlotte ist auch dabei und die hat die Zunge von Jens im Gesicht und versteckt ihre Hand in seiner Baggypants. Jens' Hände suchen Charlottes Brüste und finden diese auch. Charlotte bewegt ihre Hand schneller, die in der Hose von Jens, und der verdreht die Augen und freut sich offensichtlich. Er murmelt irgendwas, das klingt wie russisch.
Die anderen Menschen rundherum kiffen, trinken, reden, schweigen und sitzen alle auf dem Boden auf ihren selbst mitgebrachten Isomatten, Schlafsäcken oder Wolldecken. Melissa sitzt wie eine ungekrönte Rockqueen in der Mitte, ist weit draußen mit ihren Gedanken. Sie ist die Einzige mit Campingstuhl, findet sich maximal cool und schön und extravagant. Da muss man nichts besonderes sein, wenn man einen Campingstuhl dieser Güteklasse hat. Sie denkt kurz noch an ihre Mutter und findet auch plötzlich in ihrem angenehm passenden Alkohol meets Marihuana-Rausch die Muttersorge irgendwie süß und gar nicht mehr so bedrohlich. Schließlich hat diese sie begleitet, diesen heiligen Stuhl zu kaufen, mit dem sie jetzt die Chefin des Bereiches ist, den sie mit den Augen erkennen kann. Dieser Bereich aber fängt plötzlich an zu tanzen und dann kommt ein Gefühl, als träte ihr jemand mit Schuhen vom Bau in die Magengrube, und dann kommt noch einer mit einem Spaten, der damit in ihren Kopf sticht, und Melissa fühlt plötzlich wie ihr Stuhl abhebt. Der Campingstuhl fliegt, schwebt einfach aufwärts, die anderen Rockkinder interessiert das nicht. Der Moment ist ein magischer. Liebe fließt wie Kotze aus Melissas Mund. Sie erbricht rote kleine Sterne, lächelt dabei, ein paar rote kleine Glitzersterne bleiben an ihrem Kinn hängen und Melissa wischt sie ab. Wenn sie kotzt, kotzt sie vor Glück. Der Stuhl fliegt weiter, fliegt über den Zeltplatz hin zum Festivalgelände, fliegt über Bierstände, über Merchandisestände, über Imbissbuden, über Dixietoiletten und wieder zurück zum Festivalgelände. Auf der Hauptbühne steht ihre Mutter und rammt sich eine brennende Gitarre in die Vagina. Melissa winkt ihr im Vorbeifliegen zu und die Mutter winkt zurück und die Gitarre verschwindet fast ganz in ihrem Unterleib. Dann landet Melissa wieder bei ihren neuen Freunden, aber eher unsanft. Der Stuhl geht dabei ein wenig kaputt und Melissa kotzt immer noch rote Glitzersterne und schreit dabei: "Meine Mama rockt, sie hat eine Gitarre in der Fotze." Dann fliegt sie ohne Stuhl ins Zelt, und dann wird alles schwarz.
Nach gefühlten fünf Minuten wacht Melissa auf, an ihrer Wange kleben die Reste von Erbrochenem. Sie trägt nur ein T-Shirt, untenrum ist sie nackt und sie sieht beim Runtergucken, dass da ein neuer kleiner blauer Fleck an ihrem Oberschenkel ist, der vor dem Flug noch nicht da war. Als sie sich aufrichtet, protestiert ihr Kreislauf und eine Horde durchgeknallter Punks, die ihren Kopf besetzt haben, pogen, als gäbe es kein Morgen. Melissa schafft es aber trotzdem, sich aus dem Zelt zu schälen, und draußen sitzt schon Charlotte und hat sich einen Becher Kaffee auf dem Gaskocher gemacht. "Na, ausgeschlafen, Lissa? Mensch, was warst du breit gestern." Wo ist mein Stuhl, durchzuckt es Melissa plötzlich, ich kann nicht ohne meinen Stuhl. "Was genau hab ich denn gemacht?" Melissa versucht durch eine gezielte Frage Mosaikteilchen für ein Gesamtbild zu sammeln. "Ey, du hast echt ein draufgemacht, Lissa, aber hallo. Zuerst hast du ungefähr zehn Bier weggehauen, dann noch von so 'nem Schnaps was gehabt und dann mindestens an fünf Tüten mitgedampft. Irgendwann bist du einfach mit deinem Stühlchen umgefallen und der Tim war so lieb, dich ins Zelt zu tragen." Melissa scannt das komplett zerfeierte Areal um ihr Zelt mit ihren zusammengekniffenen Augen. "Dein Stuhl hat die Geschichte leider nicht überlebt", ergänzt Charlotte noch, und Melissa wird bei diesem Satz ganz traurig. Dann sieht sie ein zusammengeklopptes Häufchen aus Metallstangen und angekokelten Stofffetzen. "Die Jungs ham das Ding angezündet und das Feuer dann ausgepinkelt, ich hab Fotos davon gemacht. Hier guck mal, geiler Schwanz, oder ...?" Charlotte reicht Melissa ihre Digitalkamera und Melissa schaut gar nicht hin. Ihr Stuhl ist zerstört, aber das, dieser eine Flug war es wert, ihn besessen zu haben. "Yau, stimmt, geiler Schwanz", stimmt sie zu und setzt sich zu Charlotte auf die Luftmatratze. Melissa lächelt Charlotte an. Charlotte schenkt ihr Kaffee ein. Long live
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