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Ich bin schizophren und es geht mir allen gut

Titel: Ich bin schizophren und es geht mir allen gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bernemann
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bräuchte, wäre ein netter Bauer, der seinen Traktor zur Verfügung stellt, um hier einmal im Kreis zu fahren, und wer übrig bleibt, kommt wie ich vom Land. Ein Mädchen macht sich nackt und beginnt zu tanzen. Sie ist komplett unbekleidet und es läuft ein Lied von diesen Strokes, die perfekt und kaputt zugleich klingen, weswegen sie für mich unhörbar und schwer tanzbar sind, weil die zwei Pole, also perfekt und kaputt, die sind es, wäre Musik ein Bild, die dieses Bild neutralisieren, also unsichtbar machen würden. Störende Elemente gibt es nicht, auch das Gesamtbild ist nicht störend. Die Nackte tanzt, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, als nackt zu tanzen. Als wir später noch bei ihr waren, um eine süße Limonade mit Schnaps drin zu trinken, hat sie gesagt, sie hieße Kerstin und würde grad ein Buch über ihre Erfahrungen mit Exhibitionismus schreiben. Ob ich da schon mal reingucken wolle, hat sie gefragt. Klar, hab ich gesagt, aber nicht in das Buch.
    Alle Platten der Band "Tomte": Treffer!!! Von der Fresse in die Fresse, Gesang mit offenem Mund, grundlos pathetisch. Tomte hören ist in etwa vergleichbar mit dem Lesen von Karl Marx, man versteht nie wirklich alles, aber das Grundgefühl ist immer anrührend und aufwiegelnd.
    Das Buch: Rotes Sofa von Andreas Weber, erschienen im Lektora-Verlag, ISBN 978-3938470169: ebenfalls Treffer!!!
    Guter Typ auch, mit dem man sich extrem schön bohemisch betrinken kann. Ausprobieren.
    Neulich war ich bei meinem Freund Sven, der macht Literatur im Bereich der wissenschaftlichen Fiktion. Wir tranken was und guckten an unseren Persönlichkeiten vorbei auf unsere Leben. Sven schreibt Fiction, die man nur in rauschhaften Zuständen ansatzweise träumen kann. Raumschiffe und Spacedrogen kommen vor, aber leider kein Stil. Der fehlt komplett, wahrscheinlich aus Gründen. Oh ja, Gründe sind immer wichtig, Argumente und solcherlei. Hat man sie nicht, hat man eigentlich nichts, nur das Objekt und das ist, ohne es irgendwie zu nennen, wie ein Kind, dem der Eiswagen direkt vor der Nase wegfährt. Es geht Sven nicht sehr gut seit seinem letzten Entzug. Und er ist jetzt irgendwo in einer Anstalt und ich weiß, dass ihm kalt ist und dass er sich allen Menschen überlegen fühlt mit seiner Art von Kunst, und wenn es jemand scheiße findet, versteht er es nur nicht. Das war schon früher so, als wir noch regelmäßigen Kontakt hatten.
    Berta bastelt Billigscheiß aus Bananenkartons. Stühle, Tische, es gibt bereits eine ganze Inneneinrichtungskollektion. Berta ist glücklich damit und weiß, dass das ihr Durchbruch sein könnte, also der in den Wahnsinn. Kurz davor Kunst zu sein, aber die Schritte werden müde ... stolpernd die Stimme, flüsternd der Gang. Berta ist so fertig, sie läuft rum wie ein Altbau kurz vor der Sprengung. Sie kann nicht anders, weil sie nichts anderes kann. Und deswegen sind es die Bananenkartons und Berta steht an Straßenecken und versucht diese zu veräußern, die Bananenkartons, die dann Exklusivmöbel heißen und kaputtgehen, wenn man sie anguckt und im Regen auch nichts taugen, sondern einfach nur als Klumpen feuchter Matsch rumliegen. Sie steht da, die Berta, an der Straßenecke und empfindet auch schon ein Belächeln ihrer Produkte sowie ihrer Komplettexistenz als Zustimmung, aber trotzdem ist sie so müde.
    Ich, daneben ...
    Jemand hat vor kurzem in einem amerikanischstämmigen Fastfoodrestaurant in Herne (Wat weiß ich, wo dat is?) Flüssigbeton in alle Toiletten geschüttet, der ist voll schnell hart geworden. Ziel dieser Aktion sollte wohl sein, die Fastfoodrestaurants schließen lassen zu müssen. Das Problem der Aktivisten mit derlei Ketten ist erstens die Fleischwirtschaft und zweitens die Ausbeutung von Mitarbeitern. Bei Punkt zwei haben die Aktivisten keinen Erfolg gehabt. Toiletten verstopft, Restaurant geschlossen, Personal entlassen. Der Kampf gegen solche Gegner hat wahrscheinlich auch immer was mit Kompromissen zu tun. Das Restaurant war auch innerhalb einer Woche wieder in Betrieb, mit neuer Belegschaft. Kann "Terrorismus" Kunst sein?
    Ein Gruftimädchen las nackt in einer katholischen Kirche in Thüringen aus einem meiner Bücher vor. Später sagte sie der Polizei beim Verhör, sie sei mit mir seelenverwandt und man solle mich gefälligst auch verhaften. Zumindest, so sagte sie, solle man mich für ein Weile einsperren, denn ich würde eine Unruhe in die Welt bringen, die einfach nicht auszuhalten wäre. Und immer wieder schrie

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