Ich bin schizophren und es geht mir allen gut
Rock'n'Roll!!!
Was Leute nicht alles Kunst nennen
Kunst, so sagen ja viele, findet nur in den Augen und Ohren und sonstigen Sinnesorganen des jeweiligen Kunstkonsumenten statt. Viele aber, die das dann auch geil finden, haben Probleme den Künstler zu verstehen, ob es jetzt um Aktionen, Bilder, Lieder oder auch um Literatur geht. Auch ich werde häufig missverstanden, aus Gründen, denke ich. Ja, Gründe werden der Grund sein, dass nicht jeder so denkt, wie ich es tue. Und dann kommen die Kritiker und kacken rum, und eigentlich ist alles schön einfach und sortiert in meinem Kopf. Ich denke dann schon mal: "Ich hab bis hierher alles richtig gemacht, jetzt seid ihr dran." Und das sag ich dann auch: "Ich hab bis hierher alles richtig gemacht, jetzt seid ihr dran", und die Blicke, die man dann bekommt, sind entweder mit der Aussage "Komma klar" versehen oder aber (vor allem bei kleinen Emomädchen namens Theresa oder Kevin) mit der Botschaft "Ja, du hast recht, gib uns eine Botschaft und wir folgen dir in jede Fallgrube.". Beides kotzt an. Gründe hat es genug.
Gründe eben. Diese Sinnbausteine, aus denen sich Menschen die Welt katalogisieren. Und sie dann einordnen. Den Sinnesgemischtwarenhandel plündern und dann auf an die Meinungsfront, aber Meinungen, das sind für mich diese schwierigen, streng festgelegten Regelmechanismen, die immer gleich funktionieren, nämlich eigentlich nie.
Welche zu haben von diesen Meinungen ist für mich ein ziemlicher Luxus und das nicht, weil mir viel egal ist, sondern weil es einfach schwer ist, sich von in Fetzen hängenden gesellschaftlichen Statements konkrete Bilder zu machen. Folgende Szenarien belegen dies am Beispiel KUNST. Alle hochoffiziell artifiziell und einfach da, aus Gründen.
Freunde von mir. Einer haut mit der flachen Hand auf eine Tischplatte, der andere schreit und spuckt rhythmisch auf die Schlaghand des anderen. Fünf Zuschauer, alle irgendwie eine Drogenkarriere hinter sich, vor sich oder grad dabei eine zu haben. Als der eine aufhört zu schlagen, hört der andere auf zu spucken. Dann ist Ruhe. Anschließend wird applaudiert, dann ungefähr 37 Minuten über Hände, Schande, Liebe, Krieg, Drama, modernes Leben und die Philosophie des Sich-Anspucken-lassens-bei-der-Arbeit diskutiert, dann wird gesoffen. Schöner Abend.
Einer, den ich nicht kenne und auch nicht kennen will, steht so rum und schweigt. Er protestiert damit gegen laute Innenstädte, das Infoschreiben dazu hat er in der Jacketttasche. Das ist so einer, der nichts isst, was Schatten wirft.
Dreihundert chinesische Paare kopulieren in identischer Stellung auf einer Frühlingswiese. Selbst der Rhythmus wirkt synchron. Niemand sagt ein Wort. Kein Wunder, dass es so viele von denen gibt.
Ein Typ, der sich "Der Bildhauer" nennt, macht Kunstwerke aus 25 Dekaden Dekadenzkunst mit seinen Händen kaputt. Der Mann gibt sich recht und hat es somit. Er schlägt einfach überbewertete Leinwände, die seinen Intellekt oder Geschmack beleidigen.
Fußgängerzone Offenbach am 21.05.1996: Ein junger Mann, der schon verstorben ist, und zwar an einer Krankheit, die keiner gerne hat, hackt sich zur Mittagsstunde mit einem handlichen Beil die Hand ab und verblutet. Er will damit auf den Identitätsverlust aufmerksam machen, worauf ein selbstgebasteltes Schild hinter ihm aufmerksam macht. Als ich vorbeigehe und ihn da liegen sehe und er schreit, aber die zu Hilfe eilenden Passanten mit Fußtritten davon abhält, ihm zu helfen, da denke ich allerdings nicht an Identitätsverlust, sondern an was anderes: Ich hatte die Kaffeemaschine angelassen. Ist auch schlimm. Solidaritätsbekundung: Ich ging anschließend zur Maniküre und gab ein fettes Trinkgeld.
Die Musikgruppe "Kettcar" veröffentlichte ihr drittes Album am 18.04.2008. Es heißt "Sylt". Nah dran. Aber was ist so geil daran? Sind es die Worte eines Marcus Wiebusch, die in anonymer Heiserkeit in die Welt genudelt werden, oder doch das unaufdringliche Popgerocke, das sich mit Harmonien auskennt, oder vielleicht einfach die Tatsache, dass diese Musiker alle älter sind wie ich und irgendwie weiser erscheinen wie ich und es wahrscheinlich auch sind, und dass genau diese Tatsachen die Musik vielleicht für mich undurchdringbar machen?
Irgendeine Nacht in einer Indiebar. Wir schreiben Spätsommer 2007. Es geht mir schlecht. Die Musik ist nicht zum Aushalten. Der Alkohol macht die Musik aushaltbar. Überall Menschen, eingewickelt in die Atmosphäre. Was man jetzt
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