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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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noch einmal bei Christa und habe sie angefleht, mir Anias Kalender zu zeigen. Sie war argwöhnisch, aber ich bin den Dingen auf den Grund gegangen. Sie zahlt keinerlei Steuern und hat eine Heidenangst, dass sie abgeschoben wird. Ich musste meinen ganzen Charme spielen lassen und ihr sagen, ich würde das bei der Steuerbehörde für sie klären, während ich gleichzeitig vage Drohungen in den Raum stellte, sie auffliegen zu lassen, wenn sie nicht mitspielt. Nicht besonders nett, aber was sein muss, muss sein.«
    »Klingt ganz schön brutal.«
    »Die Sache ist die, Gaby, dass es funktioniert hat. Sie war einverstanden, sie mir zu zeigen, obwohl die Einträge auf Polnisch sind, also nicht besonders hilfreich. Egal, der Punkt ist …«
    »Ja. Ich bin mir nicht sicher, ob es zu irgendeinem von diesen Zeitpunkten passt«, sage ich. Philip hat angefangen, meine Zehen zu küssen.
    »Alles klar. Also, ich habe Christa gebeten nachzusehen. Letztes Jahr, am dreizehnten August, vierzehn Uhr dreißig. Ihr Name, Ihre Adresse. Es steht in ihrem Kalender, Gaby. Sie ist zu einem Vorstellungsgespräch gekommen. Es steht da drin. Sie haben es vielleicht vergessen, aber Sie haben sie gesehen, Gaby. Es steht in ihrem Kalender. Sie war bei Ihnen.«

    Sobald ich kann, werfe ich ein paar Klamotten über und gehe nach unten, um Tee zu kochen. Ich sage Philip, ich würde ihn richtig aufgießen – die Kanne vorwärmen und ihn ziehen lassen. »Nicht rein mit dem Teebeutel und gleich wieder raus und dann am Rand ausdrücken, wie du es gern machst«, sage ich. »Du und dein lässiger, herzloser Umgang mit Teebeuteln.«
    »Dann lass ihn mal schön ziehen«, meint er träge. »Ich gehe duschen und versuche, richtig wach zu werden. Ich muss was tun, sonst kriege ich heute Abend kein Auge zu.«
    Ich stehe in der Küche und sehe mich um. Ich orientiere mich. Ich darf nicht in Panik geraten. Ich darf nicht hetzen. Meine Müslischale ist vom Tisch verschwunden. Der Spüllappen hängt als nasses Rechteck über dem Bogen des Wasserhahns. Der Teekessel ist heiß, als ich dranfasse. Marta ist offensichtlich noch im Haus, obwohl ich nichts von ihr höre.
    Ich setze Wasser auf und fange an zu suchen. Der Haushaltskalender von letztem Jahr. Es war ein hellblauer Kalender mit Goldschnitt – ein Geschenk von den Oberbossen auf der Arbeit. Ich sehe ihn vor mir, strecke im Geiste die Hand danach aus. Habe ich ihn der Polizei gegeben? Nein, die hat nie danach gefragt.
    Er ist weder in dem Bücherstapel neben dem Fernseher noch im Regal im Wohnzimmer, und er steckt auch nicht zwischen Millies Klaviernoten.
    Die Heißwasserpumpe gibt ein pfeifendes metallenes Schnarren von sich, und die Rohre in der Wand beginnen zu rauschen.
    Ich bewege mich von Oberfläche zu Oberfläche. Ich bin jetzt ganz ruhig. Ist er im Altpapier gelandet? Haben wir ihn weggeworfen? Könnte er im Schlafzimmer sein? Habe ich, während Philip unter der Dusche steht, Zeit, hochzulaufen und dort nachzusehen?
    Dann ein Bild, eine visuelle Erinnerung: Jack nimmt ein Buch in die Hand und stellt es zurück, fährt mit den Fingern über die Buchrücken. Und ja, da ist er, nicht versteckt, nicht begraben, sondern ganz offen, ordentlich neben den Hochglanzkochbüchern, die Philips Mutter mir voller Hoffnung jedes Jahr zu Weihnachten schenkt, steckt da zwischen Natürlich Jamie und Claudia Rodens Spanien. Das Kochbuch .
    Eine Spinne hockt gekrümmt darauf. Ich puste sie weg. Der Lederumschlag riecht nach Staub und Kochfett. Die Seiten sind weich wie Butter.
    Ich finde die Seite: Samstag, 13.   August. Der Tag ist vollgekritzelt. Millie hatte einen Turnwettstreit in Dagenham – »Aufwärmen um 8.   30. Wettstreit um 9.   15. Izzies Mutter nimmt sie mit« – und war am Nachmittag zu einer Party eingeladen – »Harriet Pughs 8.: Sammy Duder Pottery, Webb’s Road, 16.00   –   18.00«. Ich habe in Großbuchstaben und unterstrichen » GESCHENK KAUFEN !!!!« drübergekritzelt, also überrascht es nicht, dass diese andere Sache übersehen wurde. Kein richtiger Eintrag, nur die vagen Abdrücke von Bleistiftstrichen, längst ausradiert. Man muss das Buch ins Licht halten, um sie überhaupt zu erkennen. Kein Name, keine Einzelheiten, nur ein Schemen – »14.30 AD « –, verborgen unter all diesen anderen Hieroglyphen.
    Ich starre darauf. Es verschwimmt und wird wieder klarer. Ich blättere zurück. In der Woche davor wimmelt es nur so von mit festem Bleistiftstrich notierten Zahlen und Buchstaben. Am

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