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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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die Hölle, dass es mein sein sollte und es nicht ist.
    Gestern Abend habe ich die Unterwäsche von Myla getragen, die Boudoir Lingerie , die er mir letztes Jahr im Juni zum Geburtstag gekauft hat. Ich würde sagen, sie hat seither kaum das Tageslicht erblickt, doch im Dunkeln ist sie auch kaum getragen worden. Ich wünschte, ich hätte sie nicht angezogen. Ein Marlene -Halbschalen- BH mit passendem Tanga macht die Demütigungen nur umso größer, wenn die Sache schiefläuft. Wir waren beide todmüde, zumindest habe ich ihm das gesagt. Er wandte sich ab. Einen Augenblick lang dachte ich, er würde weinen. Er schlief bald, oder tat zumindest so. Ich lag da, voller Sehnsucht. Ich fühlte mich ganz schön tragisch in meinem Verlangen, wie Sylvia Plath. Eine Berührung, und ich wäre gestorben. Sein nackter Körper – ich hatte seinen Schlafanzug nicht eingepackt – erregte mich. Nachtschwärmer lärmten betrunken unter unserem Fenster. Leise, ohne sich zu rühren, schlief er weiter. Es war warm im Zimmer.
    »Also, die Osterferien«, sage ich munter und schiebe Salz- und Pfefferkadaver wieder zusammen. »Ich habe Clara und Pete so halb eingeladen, mit uns nach Suffolk zu kommen.«
    Er hebt fragend eine Augenbraue. »Was?«
    Er hört mir nicht einmal zu. »Clara und ihre Familie … eingeladen … über Ostern nach Suffolk?«
    »Oh, ehrlich?« Sein Tonfall ist nicht gerade ermutigend.
    Ich sehe das Flackern in seinen Augen, wie die Zahlen der NASDAQ . Er könnte sich daran erinnern, was für eine stressige Woche ich hatte, wie viel Mitgefühl er mit mir hat. Vielleicht hat er immer noch ein schlechtes Gewissen wegen gestern Abend. Oder es ist ihm peinlich.
    »Philip …«
    »Nein. Ja. Nein. Das klingt doch, als könnte es eine gute Idee sein.« Er hat das Interesse verloren. Ich erinnere mich an einen Kampf um eine Tüte Maltesers, als wir das erste Mal in Brighton waren. Wir versuchten, sie uns gegenseitig in den Mund zu werfen, und Philip brüllte vor Lachen. Es macht mich ganz fertig, dass er in der Wärme dieser Erinnerung jetzt umso kälter erscheint.
    »Toll. Ich frag mal nach, ob Robin und Ian und Baby Charlie zum Osteressen zu uns stoßen können, obwohl Ian dann womöglich mit dem Ablammen zu tun hat. Vielleicht eine Ostereiersuche im Garten, wenn Claras Kinder dafür nicht schon zu groß sind.«
    Philip tut immer mehr Salz in seine Suppe. Er lässt den weißen Hermaphrodit allein auf dem Tisch stehen. Ich schiebe ihn zurück. Am Boden des Pfefferstreuers ist ein Abplatzer. Sie passen nicht richtig zusammen. Sie werden nie richtig zusammenpassen. Die Cafébesitzerin – die Frau hinter dem Tresen mit den blonden Dreadlocks – sollte sie wegwerfen und ein neues Paar kaufen.
    Plötzlich weiß ich mit großer Gewissheit, dass er mich verlassen wird. Es ist aus. Es ist zu spät. Ich kann nichts dagegen tun.
    Er seufzt, und dabei zittert sein ganzer Körper. »Schatz«, sagt er. »Ich muss dieses Wochenende schon wieder weg. Singapur. Mit ein bisschen Glück nur ein paar Tage. Keine Woche, oder vielleicht … eine Woche. Ein Meeting nach dem anderen, wichtige Meetings. Kommst du zurecht, allein im Haus?«
    Mein Gesicht fühlt sich an, als gehörte es jemand anderem. »Ich bin nicht allein. Ich habe Millie. Und Marta.«
    »Du achtest aber darauf, abends richtig abzuschließen und die Kette vorzulegen, ja?« Er weiß, dass ich das immer vergesse.
    Ich beiße mir innen auf die Wange. »Wir kommen zurecht. Absolut sicher.« Er hasst Nörgler, »Quengeler«. Seine letzte Sekretärin, eine fürchterlich tüchtige junge Frau mit Harvard-Abschluss, hat er gefeuert, weil sie ständig über die Klimaanlage im Büro maulte.
    Er schiebt seinen Suppenteller weg. »Spiel das nicht herunter. Da draußen läuft ein Irrer herum.«
    »Ich weiß. Gott, Philip, das musst du mir nicht sagen.«
    Etwas geschieht zwischen uns. In seinem Gesicht ist verzweifelte Verletzlichkeit. Mit einem Anflug von Verve sagt er: »Schade, dass du arbeiten musst, sonst könntest du mitkommen, wie in alten Zeiten.«
    Die alten Zeiten. Die Frau mit den blonden Dreadlocks räumt unsere Teller ab. Sie fragt, ob uns die Suppe geschmeckt hat, und Philip, der das meiste unter (oder in) seinem Brot versteckt hat, antwortet, sie sei köstlich gewesen. Man kann damit durchkommen, wenn man nur so tut.
    Mein Magen beruhigt sich. Das Gefühl kehrt in mein Gesicht zurück. Er verlässt mich nicht, noch nicht. Ich kriege ein Gespür für die Möglichkeiten, als

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