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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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Sachen, und wir schauen leise fern – ich möchte nicht, dass Marta runterkommt, bevor Millie weg ist. Clara ruft an, um mir Bescheid zu sagen, dass sie an der Gartentür ist. Millie springt über den Rasen. Ich trage ihre Tasche. Ich bin im Morgenmantel, und ich muss ihn vorn zuhalten, weil ich den Gürtel nicht gefunden habe. Die Tasche meiner Tochter schlägt mir bei jedem Schritt gegen das nackte Bein. Ich will nicht, dass sie geht, aber sie freut sich. Clara winkt mit den Zugfahrkarten, als wären es Lottoscheine und sie hätte gewonnen. Sie ist extra hergekommen, um zu helfen. Ich stecke richtig tief in der Klemme.
    Millie will ihren Mantel nicht anziehen, sie schüttelt ihn ab. Ich werde sauer. Ich hebe ihn hoch und ermahne sie, dass es kalt ist und sie ihn braucht. »Wenn wir den Zug kriegen wollen, müssen wir uns beeilen«, sagt Clara. »Uns wird sicher bald warm.«
    Als ich über den Rasen zurückgehe, steht Marta am Küchenfenster und beobachtet uns.
    »Was ist los?«, fragt sie. »Wo geht Millie hin?«
    Sie ist angezogen, hat sogar schon Latexhandschuhe übergestreift. Ich fühle mich im Nachteil in meinem Morgenmantel, wie ertappt. Ich schließe die Tür und lehne mich dagegen. »Sie fährt zu …« Ich unterbreche mich. Ich mache mir Sorgen, dass ich ihre Gefühle verletze. »… zu Robin, unserem alten Kindermädchen.«
    »Warum?«
    »Nur für zwei Tage, bis die Polizei die Angelegenheit aufgeklärt hat.«
    Ich zeige auf den Mantel, den ich mir über die Schulter geworfen habe. »Sie wollte ihren Mantel nicht anziehen.«
    »Es ist kalt.«
    »Ich bin sauer geworden. Ich wünschte, ich hätte mich nicht aufgeregt.«
    »Manchmal ist sie ein verwöhntes Gör.«
    Ich setze mich an den Tisch. Macht es mir etwas aus, dass Marta meine Tochter kritisiert? »Sie ist erst acht«, erwidere ich.
    Marta gibt einen abschätzigen Laut von sich, ein Räuspern ganz hinten in der Kehle.
    »Ich brauche Sie also ein paar Tage nicht. Sie können Urlaub machen, wenn Sie möchten. Fahren Sie irgendwohin.«
    Sie steht noch am Fenster. »Wohin? Wo soll ich hinfahren?«
    »Zu Ihrer Freundin?«, schlage ich strahlend vor. »Die in Colliers Wood?«
    »Nein. Ich glaube, ich bleibe hier.«
    Panik steigt in mir auf. Ich will sie nicht im Haus haben. Es ist schrecklich, ich weiß. Dies ist ihr Zuhause, aber ich hätte gern einen oder zwei Tage für mich allein. Der Tisch ist klebrig vom Wein am Vorabend. Ich stütze meinen Ellbogen woanders ab. »Wäre vielleicht gut, eine Weile nicht hier zu sein«, sage ich entschiedener.
    Sie blinzelt langsam und bewegt dazu ein wenig den Kopf. Es ist kaum eine Geste zu nennen, doch es vermittelt Geringschätzung.
    Ich räuspere mich, senke den Blick. »Falls es Ihnen möglich ist. Es wäre besser.«
    Sie geht durch den Raum. Die Geschirrspülmaschine schließt mit einem lauten Rums. Als ich aufsehe, hat sie die Latexhandschuhe ausgezogen, hat sie auf die Arbeitsplatte geworfen und den Raum verlassen.

    Ich liege auf dem Bett, lese nervös ein Buch – die Zeitungen habe ich unter dem Sofa versteckt, ohne einen Blick hineinzuwerfen, womöglich ein Zeichen, dass ich langsam verrückt werde. Ich bin allein im Haus. Ich habe die Haustür zuschlagen gehört. Ich vermisse Millie, aber sie ist dort, wo sie ist, glücklicher. Ich sage mir das auf wie ein Mantra. Meine Sinne registrieren wachsam die kleinsten Details – ein tropfender Wasserhahn im Bad hier oben, das einsame Gurgeln meines Magens. Eine leichte Veränderung der Temperatur zaubert augenblicklich Gänsehaut auf meine Arme. Lärm. Rufe auf der Straße. Ein Schrammen des Briefkastens – ein Zettel wurde durchgeschoben, den ich weggeworfen habe, ohne ihn zu lesen. Das motorradähnliche Dröhnen eines Laubbläsers in der Nachbarschaft.
    Verzweiflung schleicht sich ein und sinkt nieder wie ein Stein. Was ist, wenn ich all dem nicht entkomme? Was ist, wenn Perivale niemals lockerlässt? Was geschieht dann mit mir? Gefängnis? Rasch stehe ich auf, werfe den Morgenmantel ab wie eine Schlangenhaut, wie einen negativen Gedanken, und schnappe mir meine Laufsachen. Immer noch keine Asics . Ich ziehe die grün-weißen Dunlops an. Ich schaue aus dem Fenster. Ein paar Journalisten sind noch da, einer von ihnen hat den Zettel geschrieben. Perivale kann ich nirgends entdecken. Ich stürze die Treppe runter, schnappe mir aus dem Schrank eine Wollmütze, poltere hinten raus, flitze durch den Garten und zwänge mich hinter das Baumhaus. An einem

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