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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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worüber wir reden, wenn wir stundenlang vor Ihrer Haustür herumlungern?«
    »Fußball?«
    »Hauptsächlich, aber das eine oder andere dringt doch durch. Ein Pflichtverteidiger ist ständig mit dem nächsten Mandanten befasst. Ihm liegt nur etwas daran, den Verdächtigen von der Anklage frei zu kriegen. Caroline Fletcher hat nicht das geringste Interesse an Ihrem Bild in der Öffentlichkeit.«
    »Da haben Sie vermutlich recht. Selbst ein Unschuldiger braucht vor Gericht die bestmögliche Vertretung …«
    »Ich könnte Ihnen eine Liste von Promis geben, deren Karriere ruiniert war, völlig ungeachtet dessen, ob sie getan hatten, was ihnen vorgeworfen wurde, oder nicht.« Einen Augenblick wirkt er grimmig, ein finsterer Zug um den Mund. Er besteht also nicht nur aus guter Laune. »Ich könnte eine Kolumne darüber schreiben.«
    »John Leslie.«
    »Exakt.«
    »Und?«
    »Ich bräuchte ein bisschen Zeit zum Überlegen, aber ich bin mir sicher, da gibt es noch einige mehr.«
    »Also, danke für den Rat. Ich besorge mir einen besseren Anwalt.« Und einen Agenten, denke ich bei mir. Den Fehler mache ich nicht noch einmal.
    »Nein! Das brauchen Sie nicht. Sie brauchen nur mich. Wir können Ihren Namen in der Zeitung reinwaschen. Geben Sie mir ein Exklusivinterview, ein hübsches, tiefgründiges Porträt, und ich drehe die Sache um.«
    Ich betrachte sein Gesicht, versuche seine Miene zu deuten. Ein gut aussehendes Gesicht, aber eines, das Philips Mutter »verlebt« nennen würde – große Nase, Lachfältchen auf den Wangen, buschige Augenbrauen, braune Iris mit auffallend dunklen Rändern. »Woher weiß ich, dass Sie mich nicht reinlegen? Sie könnten mich doch übers Ohr hauen.«
    Seine Schultern sinken leicht nach vorn. »Sie müssen mir einfach vertrauen.«
    Er hält meinen Blick einen Augenblick fest, dann schaut er weg. Festes Kinn, breite Schultern, entschlossener Mund – ein Mann, der in früheren Generationen ein Bataillon angeführt und sich den Respekt der Truppen verdient hätte. Journalisten: die neue Streitmacht. Kann man ihm vertrauen? Wer weiß? Wie alt ist er? Die aufgestaute Energie und die Begeisterung eines jungen Mannes, doch um die Augen ein Hauch von Überdruss. Diese aufblitzende Bitterkeit vorhin. Ungefähr in meinem Alter? Aber ich denke inzwischen oft, die Leute wären »in meinem Alter«, bis ich herausfinde, dass sie in Wirklichkeit achtundzwanzig sind.
    »Wie alt sind Sie?«
    Er zuckt die Achseln. »Vierzig. Alt genug, um es besser zu wissen.«
    Ungefähr in meinem Alter. Na ja, fast.
    Auf dem Weg sind zwei junge Frauen mit froschförmigen Buggys stehen geblieben und drehen die Köpfe in unsere Richtung. Für einen Sekundenbruchteil setze ich ganz automatisch mein B-Promi-Lächeln auf, doch sie lächeln nicht zurück; nicht die geringste Verlegenheit, als ihnen dämmert, warum ich ihnen so bekannt vorkomme. Sie kneifen die Augen zusammen. Ich höre sie flüstern. Entweder denken sie, ich könnte nicht sehen, dass ihre Lippen sich bewegen, oder es ist ihnen egal. Was, glaubst du, hat sie gemacht, dass sie so in den Mord hineingezogen wurde? Eindeutig durchgeknallt. Einen Reporter so zu treten. Hast du den blauen Fleck gesehen?
    Ich brauche niemanden, selbst Alison Brett war dieser Meinung, bevor sie auflegte. Vielleicht weiß Hayward, wie man an Suchmaschinen herumfriemelt, um den blauen Fleck auf Seite dreiundzwanzig der Ergebnisliste zu platzieren, bis wohin niemals jemand blättert. Google-Waschen, Google-Bombardieren, Google-Kegeln. Wir hatten vor einer Weile in Mornin’ All einen Medienmanipulator, eine Geschichte, die mit George W. Bush zu tun hatte. Ich weiß, dass das geht. Wir könnten einander von Nutzen sein. Eine symbiotische Beziehung. Wächtergrundel und Knallkrebs. Oder diese Vögel, die auf den Köpfen afrikanischer Gnus sitzen.
    Ein großer brauner Hund springt herbei und kratzt mit den Vorderpfoten an der Rinde, hält inne, um an dem frischen Loch zu schnüffeln, und gräbt dann wie wahnsinnig weiter. Die Erde spritzt auf Jack Haywards Anzughose; in den Aufschlägen sammelt sich Mulch.
    Er lacht und ruft den Hund zu sich. »Komm her, Junge.« Der Hund leckt ihm mit hektisch wedelndem Schwanz die Hand, stößt ihm die Nase in den Schritt und hüpft davon. Hayward schaut ihm hinterher. Irgendwo in der Ferne ruft eine Stimme: » ROGER !«
    »Okay«, sage ich. »Wahrscheinlich bin ich verrückt, aber okay.«
    »Sie machen es?«
    Ich nicke. Ich muss nur auf der Hut sein. Das ist

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