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Ich bin unschuldig

Ich bin unschuldig

Titel: Ich bin unschuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Durrant
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alles.
    Er reißt die geballte Faust hoch und sagt: »Katsching!«
    »Wenn Sie das noch mal machen, überlege ich es mir noch einmal.«
    »Tut mir leid«, sagt er und tut es tatsächlich noch einmal, allerdings leiser, wie hinter meinem Rücken.
    Er gibt sich betont lässig. Ich bin fasziniert. Vielleicht spielt er eine Rolle, aber da ist er wohl kaum der Einzige. Ich muss ihn eben im Auge behalten. Wir werden sehen.
    Im Aufstehen fege ich ein paar von dem Hund aufgeworfene Gras- und Erdbröckchen von meinem Schoß, und wir schlagen den Heimweg ein. Es hat angefangen zu regnen. Mit einer Detailtreue gegenüber Kleinigkeiten, die verraten, dass Essen für ihn wichtig ist, spricht er über die verschiedenen Leckereien, die er im Auto hat – italienisches Sauerteigbrot von dem Brotstand an der Northcote Road, einen Brie aus Somerset aus dem Käseladen – »Dachte, es lohnt sich, ihn mal zu probieren« – und zwei Flaschen belgisches Bier, »nicht besonders kalt, aber in der Not und so weiter«.
    »Haben Sie vor, jetzt mitzukommen?«, frage ich. »Jetzt gleich?«
    »Wenn das okay ist?«
    Dunkle Regentropfen auf dem Weg vor uns, ein Rauschen in den Baumkronen. Ich runzele die Stirn und tue so, als würde ich darüber nachdenken, die Vor- und Nachteile abwägen. Noch habe ich die Kontrolle über die Situation, gleichzeitig merke ich, dass eine innere Anspannung, von der ich gar nicht gemerkt hatte, dass sie da war, sich ein wenig löst. Vielleicht ist es Einsamkeit oder Verzweiflung oder Angst vor dem leeren Haus, aber ich habe ein Gefühl, das ich lange nicht empfunden habe – das Gefühl, den anderen nicht gehen lassen zu wollen.

    Jack geht zum Wagen, um seinen Kram – wie er es nennt – zu holen, und ich habe ein paar Minuten für mich. Ich versuche es noch einmal bei Alison Brett, doch sie hebt nicht ab. Eigentlich habe ich auch nicht damit gerechnet. Ich fahre mir rasch mit einem Kamm durch die Haare und mache mich dann ans Mittagessen. Ich schneide Tomaten und Mozzarella und gebe Salz und Olivenöl darüber. Dann raspele ich zwei der Möhren, die als Ersatz für die Zucchini in der Gemüselieferung waren, und schneide mir dabei in den Finger. Jetzt sind es geraspelte Zucchini-Ersatz-Möhren mit Fleischeinlage. Ich zermartere mir das Gehirn: Hat Carol Vorderman in der Mornin’-All -Küche nicht etwas besonders Raffiniertes mit Möhren angestellt? Ich streue ein wenig getrockneten Estragon darüber und gieße einen Schluck Orangensaft aus dem Kühlschrank dazu. Ich beeile mich, was lächerlich ist, denn es gibt keine Eile – es sieht nicht so aus, als wollte irgendjemand irgendwohin.
    Als ich aufschaue, sehe ich Jack über den Rasen kommen. Ich habe wohl die Hintertür offen gelassen. Ich bin beunruhigt – das kommt mir doch ein wenig kess vor –, aber ich habe keine Zeit zu überlegen, denn schon betritt er die Küche. Auf seinen Haaren und Kleidern glitzern Regentropfen. Er macht »brrr« wie ein Pferd und schüttelt sich ein wenig, um anzudeuten, wie kalt und ungemütlich es draußen ist, und zieht den Reißverschluss seiner Regenjacke auf. Ich frage, ob er ein Handtuch braucht, doch er meint nur: »Das überleb ich schon.« Als er die Schnürsenkel öffnet, beugt er sich über die Kante der Bank. Regen schlägt gegen das Fenster, und der Garten verschwimmt zu grünen Flächen. Ich werfe ihm ein sauberes Küchenhandtuch zu, ob er es will oder nicht. Schlagwurf. Sehen Sie, wie locker ich sein kann? Das Handtuch segelt ein Stück von ihm weg zu Boden. Er bückt sich, um es aufzuheben, reibt sich kurz das Gesicht ab und gibt es mir zurück.
    »Danke«, sagt er.
    Ich krame im Kühlschrank nach einer Flasche Wein, da meint er: »Tolle Salate. Wo kommen die her? Das ist nicht bloß Brot mit Käse. Das ist ein richtiges Festmahl.«
    Deswegen habe ich mich beeilt. Ich wollte, dass er den Salat auf den Tisch gezaubert sieht und beeindruckt ist. Ich wollte angeben. Und jetzt ist er beeindruckt – »ein richtiges Festmahl«, hat er gesagt –, und ich komme mir dämlich vor. Es sind bloß Möhren und Orangensaft, und er ist bloß ein Reporter. Ich bin nicht auf männliche Anerkennung angewiesen. Wenn Jack Hayward mich nett findet, reicht das völlig. Er muss nicht gleich hier einziehen wollen. Was ist los mit mir? Warum bin ich so nervös?
    Ich habe eine Flasche Rosé in der Hand, doch ich stelle sie wieder neben die Milch und nehme den Orangensaft raus. »Orangensaft okay?«, frage ich. »In den Möhren ist auch

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