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Ich bin verliebt in deine Stimme

Ich bin verliebt in deine Stimme

Titel: Ich bin verliebt in deine Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal anrufen?«
    »Wie lange dauert's voraussichtlich?«
    »Das kommt darauf an. Zwei habe ich hier schon rumlaufen sehen, den dritten noch nicht. Er müßte aber auch bald hier sein.«
    »Dann rufe ich in einer halben Stunde noch einmal an.«
    In der Zwischenzeit sah Ralf die private Post durch, die sich für ihn während seiner Abwesenheit angesammelt hatte. Es war nichts Außergewöhnliches darunter. Auch der Brief eines Homosexuellen, der um Liebe bat, fiel nicht aus dem Rahmen. Solche Dinge passieren Modeschöpfern – nicht immer ohne eigenes Mitverschulden – des öfteren. Ralf ließ eine Stunde verstreichen und rief dann bei der Orientbar an.
    »Also, was ist?« fragte er den Geschäftsführer gleich zu Beginn des Gesprächs.
    Dessen Antwort bestand zunächst in einem provozierenden Lachen. Dann sagte er: »Mein Herr, Sie wollen also gestern abend nicht bei uns gewesen sein?«
    »Ich will das nicht nur nicht gewesen sein, sondern ich war es nicht!« »Und Ihr Name ist Peter Mann?«
    »Petermann, ja.«
    »Wissen Sie, daß Sie unserem Oberkellner Ihren Ausweis vorgezeigt haben?«
    » Was habe ich?«
    »Ihren Ausweis vorgezeigt.«
    »Weshalb?«
    »Weil Ihnen das Geld ausging.«
    »Weil mir das Geld ausging?« Ralf hieb mit der Faust auf ein nahes Fensterbrett. »Das wird ja immer schöner!«
    Der Geschäftsführer hörte den Schlag. »Regen Sie sich doch nicht auf«, sagte er zur Besänftigung. »Daß Sie das alles nicht mehr wissen, ist nicht verwunderlich.« Wieder lachte er. »Es ging ja ziemlich hoch her. Sie hatten einiges intus.«
    Ralf war jetzt soweit, daß er mechanisch nachsprach: »Ich hatte einiges intus.«
    »Wenn Sie aber darauf bestehen, nicht bei uns gewesen zu sein«, versicherte der Geschäftsführer, »erweisen wir Ihnen gern den Gefallen, auf Rückfragen jedem strikt zu erklären, daß wir Sie nie gesehen haben.«
    »Daß Sie mich nie gesehen haben.«
    »Herr Markwart läßt sich übrigens noch einmal ausdrücklich bedanken.«
    »Wer ist Herr Markwart?«
    »Unser Oberkellner«, erwiderte der Geschäftsführer lachend. »Sie haben ihn zu einer gemeinsamen Besteigung des Matterhorns in Tennisschuhen eingeladen.«
    »Habe ich das?«
    »Im Winter«, ergänzte der Geschäftsführer.
    »Hören Sie«, sagte Ralf, nach etwas haschend, das ihn der so dringend benötigten Aufklärung des Kriminalfalles, an den er schon zu glauben begann, näherbringen konnte, »wenn mir das Geld ausgegangen ist, habe ich ja noch Schulden bei Ihnen. Ich werde vorbeikommen, um sie zu begleichen.«
    »Daß Sie bei uns wieder vorbeikommen werden, haben Sie ohnehin versprochen – aber nicht, um Schulden zu begleichen. Die gibt es nämlich nicht mehr.«
    »Wieso nicht?«
    »Die Dame in Ihrer Begleitung hat das erledigt.«
    »Die Dame in meiner Begleitung hat das erledigt«, wiederholte Ralf mechanisch.
    Sowohl er als auch der Geschäftsführer, der noch einiges erledigen mußte, ehe die ersten Gäste erschienen, spürten, daß ihr Telefonat reif dazu war, beendet zu werden. Nur eine Frage hatte der Geschäftsführer noch, die er sich allerdings nicht verkneifen konnte.
    »Waren Sie nun wirklich in Rom, mein Herr?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Wann?«
    »Gestern.«
    Immer noch besoffen – oder schon wieder, dachte der Geschäftsführer und erzählte es kurz darauf dem Oberkellner. Beiden kamen die Tränen vor lauter Lachen.

7
    Nicht nach Lachen war an diesem Tag einem Mann zumute, der schwer zu büßen hatte für seine Ausschweifungen am Abend und in der Nacht zuvor. Der Schädel wollte ihm fast zerspringen. In dem schönen Zimmer, das er als Junggeselle und sogenannter ›Zimmerherr‹ einer höheren Beamtenwitwe, die Vermieten eigentlich gar nicht nötig hatte, lag er bis in den hellen Tag hinein nahezu regungslos auf seiner Bettcouch und starrte zur Decke empor. Die geringste Bewegung verursachte ihm Schwindelgefühle und Schmerzen. Der Herd saß, wie gesät, im Kopf.
    »Nie wieder!« schwor er laut in die Stille seines Zimmers hinein.
    Es war gegen Mittag. Kurz darauf klopfte jemand an die Tür.
    »Ja«, sagte der Mann zu leise, um draußen gehört zu werden.
    Das Klopfen wiederholte sich. Etwas lauter, krächzender rief er: »Ja!«
    Frau Wohlrabe, die Wohnungsinhaberin, kam auf leisen Sohlen ins Zimmer geschlichen. Daß leise Sohlen angebracht waren, wußte sie aus Erfahrung.
    »Herr Mann«, sagte sie, »ich sehe schon, ich muß heute wieder dafür sorgen, daß Sie etwas in den Magen kriegen. Was möchten Sie

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