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Ich bin verliebt in deine Stimme

Ich bin verliebt in deine Stimme

Titel: Ich bin verliebt in deine Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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essen?«
    »Guten Morgen«, antwortete er. »Nichts.«
    »Guten Tag«, gab sie ihrem Tadel Ausdruck. »Ich bringe Ihnen eine Bouillon mit Ei.«
    »Danke, nein.«
    »Oder einen Hering?« Das änderte seine ablehnende Haltung.
    »Ja, bitte, Frau Wohlrabe.«
    Sie blieb noch ein bißchen und schaute sich kopfschüttelnd um.
    »Aussehen tut's hier!« seufzte sie. Obwohl die Verwüstung, die sich vor ihr ausbreitete – durcheinandergeworfene Kleidungsstücke, volle Aschenbecher usw. –, erst jüngsten Datums war, sagte ihr Untermieter: »Frau Wohlrabe, Sie wissen doch, wie lange mich meine Zugehfrau bereits im Stich läßt.«
    »Oft genug habe ich Ihnen schon gesagt, daß das überhaupt lächerlich ist mit der. Was brauchen Sie eine Zugehfrau? Als wenn das nicht ich erledigen könnte.«
    »Und oft genug habe ich Ihnen schon geantwortet: Nein! Ich möchte das nicht, Frau Wohlrabe.«
    »Ich weiß, Sie finden das unter meiner Würde. Sie sind nicht ganz bei Trost.«
    Berta Wohlrabe war eine richtige Berlinerin, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Ihren Untermieter mochte sie durchaus. Sie hatte ihm das Zimmer vermietet, weil sie gern ein bißchen Leben um sich hatte. Daß er ihr sympathisch war, enthob sie vor ihrem eigenen Gewissen freilich nicht der Pflicht, mit ihm in einem ständigen Kleinkrieg zu leben. Sein Lebenswandel war es, mit dem sie sich nicht einverstanden erklären konnte.
    »Wo waren Sie denn wieder die ganze Nacht?« fragte sie ihn.
    Er seufzte.
    »Berufliche Pflichten, Frau Wohlrabe.«
    »Indem Sie sich zu Tode trinken?«
    »Ich gebe zu, vielleicht ein Glas zuviel getrunken zu haben.«
    »Ein Glas!« rief die Witwe, vor Entrüstung bebend.
    »Aber der Anlaß«, fuhr er fort, »rechtfertigt das Ganze.«
    »So? Welcher Anlaß?«
    »Ich lernte einen Oberkellner kennen, dessen zwei Söhne in der Jugendmannschaft von Hertha BSC spielen.«
    »Nicht auszudenken«, erklärte die Witwe schlagfertig, »was passiert wäre, wenn er drei fußballspielende Söhne gehabt hätte.« Sie wandte sich zur Tür. »Ich bringe Ihnen jetzt Ihren Hering.«
    »Zwei, bitte.«
    »Gut, drei.«
    Das Telefon im Zimmer läutete. Mann hatte von Berufs wegen einen eigenen Anschluß. Frau Wohlrabe war, die Hand auf der Türklinke, stehengeblieben. Das schrille Klingeln ging ihrem Untermieter durch und durch. Er hielt sich die Ohren zu.
    »Nehmen Sie ab«, bat er die Witwe. »Sagen Sie, ich sei nicht da.«
    Das wäre aber nach Meinung von Frau Wohlrabe falsch gewesen.
    »Bei Mann«, meldete sie sich und lauschte drei, vier Sekunden.
    »Wer ist am Apparat?« fragte sie schließlich und lauschte wieder. »Einen Moment«, sagte sie dann, »ich muß nachsehen, ob er vielleicht noch in der Küche zu finden ist. Es kann aber durchaus sein, daß er das Haus schon verlassen hat.«
    Sie legte die Hand auf die Sprechmuschel und sagte zu ihrem Untermieter: »Eine Frau oder Fräulein Martens ist dran. Wollen Sie sie sprechen?«
    »Ja!« rief er, sich auf seinem Lager jäh aufrichtend und ihr den Hörer fast aus der Hand reißend. »Petra, du?«
    Bertha Wohlrabe beobachtete mit Erstaunen das jähe Erwachen der Lebensgeister ihres Schutzbefohlenen. Wenn sie nun eine übertrieben diskrete Dame gewesen wäre, hätte sie sich aus dem Raum entfernt; sie wußte jedoch, daß die Diskretion einer Vermieterin ihre Grenzen hat, deshalb machte es ihr gar nichts aus, im Zimmer zu bleiben. Sie konnte dabei leider nur hören, was Peter Mann, den Hörer ans Ohr gepreßt, jeweils sagte:
    »Wie's mir geht? Jetzt schon besser, da ich deine Stimme vernehme. Und dir?« (Fange ich auch schon an mit diesem Stimmenwahnsinn, dachte er dabei.)
    »– – – –«
    »Wir hätten nicht so viel durcheinander trinken dürfen.«
    »– – – –«
    »Das bestreite ich ja gar nicht, natürlich war ich derjenige, welcher …«
    »– – – –«
    »Was? Eine ganze Flasche?«
    »– – – –«
    »Whisky?«
    »– – – –«
    »Großer Gott, dann wundert mich nichts mehr!«
    »– – – –«
    »Ich habe aber noch mitgekriegt, daß du den Rest bezahlt hast. Wann sehe ich dich, um dir das Geld zurückzugeben?«
    »– – – –«
    »Heute nicht mehr? Warum nicht?«
    »– – – –«
    »Du willst dich ausruhen, na gut, das sehe ich ein. Dann morgen. Ich für meine Person kann mich leider nicht erholen, der Chef sitzt mir im Nacken. Die Serie findet von Tag zu Tag größeren Anklang bei unseren Lesern, deshalb darf keine Lücke entstehen. Mir hängt das Ganze schon

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