Ich bin verliebt in deine Stimme
angenehm.«
»Es war eine Geschäftsreise, die ich nicht verschieben konnte.«
»Welche Verbindung wünschen Sie? Ein drittesmal frage ich Sie das nicht mehr.«
Die bringt das fertig, erkannte er und sagte kurz entschlossen: »Geben Sie mir Posemuckel!«
»Welche Nummer?«
»4711.«
»Posemuckel, 4711«, wiederholte Inge Westholdt kühl und beherrscht. »Legen Sie auf, Sie werden wieder angerufen.«
Während Ralf Petermann wartete, zeichnete er auf ein Blatt Papier Männchen und Kreise und kam sich irgendwie lächerlich vor. Doch mit der Verbissenheit eines Mannes, der ein Ziel im Auge hat und nicht locker läßt, mit dem Starrsinn und der Hartnäckigkeit der meisten Verliebten harrte er beim Apparat aus und wartete darauf, was aus diesem ›Posemuckel, 4711‹ werden würde.
Es dauerte nicht lange, da meldete sich Inges Stimme wieder.
»Der Teilnehmer meldet sich nicht.«
Ralf war überrascht. Er hätte mit allem anderen ehe rgerechnet. Es gab also einen solchen Teilnehmer, eine Person, der die Telefonnummer 4711 in Posemuckel gehörte. So ein Zufall! Es war dort wohl niemand zu Hause.
Da hätte ich ja Glück gehabt, dachte Ralf rasch, entschloß sich aber trotzdem, in die Haut des reuigen Sünders zu schlüpfen. Die Sache war zu durchsichtig.
»Fräulein Westholdt«, sagte er, »Sie müssen sich natürlich düpiert vorkommen.«
»Ja, aber das bin ich von Ihnen gewöhnt.«
»Und trotzdem haben Sie diese Nummer angewählt?«
»Dazu bin ich verpflichtet.«
»Das müßte ja alles nicht sein.«
»Ganz meiner Meinung.«
»Aber Sie zwingen mich zu solchen Manövern, um Ihre Stimme am Telefon festzuhalten.«
»Meine Stimme?«
»Ob Sie's glauben oder nicht, in die bin ich verliebt, seit ich sie zum erstenmal gehört habe.«
»Dazu sind Sie gewiß der Typ«, höhnte Inge. »Machen Sie sich doch nicht lächerlich.«
»Ich schwöre es Ihnen.«
»Ich nehme an, Sie haben ähnliches schon vielen Mädchen geschworen.«
»Keinem einzigen!«
»Auch nicht Petra?«
»Wem?«
»Petra, meiner Freundin.«
»Die kenne ich doch gar nicht.«
»Sie lügen!« wurde es Inge wieder einmal zu bunt. »Seit einer Woche ziehen Sie mit Petra durch die Nachtlokale von Berlin – jeden Abend durch zwei, drei andere –, und mir wollen Sie nun weismachen, daß Sie sie nicht kennen.«
»Was sagen Sie da? Seit wann soll das der Fall sein?«
»Seit einer Woche.«
»Aber ich habe Ihnen doch erzählt, daß ich die ganze letzte Woche verreist war.«
»Das haben Sie mir erzählt, ja«, höhnte Inge, und sie dachte dabei: Was unterhalte ich mich mit dem noch lange? Mit diesem Ganoven! Ganz abgesehen davon, daß uns Privatgespräche im Dienst verboten sind!
»Sie glauben mir also nicht?« sagte Ralf, fast schon zur Resignation neigend.
»Nein, ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Ich muß mich fragen, wie Ihre Freundin dazu kommt, einen solchen Unsinn zu erzählen?«
»Ganz richtig, wie käme sie dazu? Sie müßte ja verrückt sein.«
»Anscheinend ist sie das. Ich war letzte Woche in Florenz und Rom, nicht hier in Berlin. Wenn die, wie Sie behaupten, mit einem Mann durch die hiesigen Nachtlokale gebummelt ist, muß das mit einem anderen gewesen sein, nicht mit mir.«
»Doch, doch, mit Ihnen!«
»Nein, das ist ausgeschlossen. Hat sie Ihnen denn einen Namen genannt?«
»Ja, sicher.«
»Welchen?«
»Ihren.«
»Meinen?« Ralf schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das ist völlig unmöglich!«
»Keineswegs«, antwortete Inge ironisch. »Soll ich den Namen vielleicht buchstabieren, damit Sie sehen, daß jeder Irrtum ausgeschlossen ist …«
Und sie begann: »P-e-t-e-r-m-a-n-n.«
Ralf atmete schwer. Ich werde noch verrückt, dachte er.
»Genügt Ihnen das?« fragte Inge.
»Fräulein Westholdt … ich …« Er mußte einen neuen Anlauf nehmen. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Das ist heller Wahnsinn, den ich mir einfach nicht erklären kann. Können wir uns denn nicht treffen, um …«
»Nein«, unterbrach sie ihn scharf, »geben Sie sich keine Mühe, ich will nicht! Mir genügt das, was mir Petra erzählt hat, die heute ins Geschäft sogar die Blumen mitbrachte, die Sie ihr gestern in der Orientbar geschenkt haben.«
»Wo?«
»In der Orientbar.«
»In der war ich in meinem ganzen Leben noch nicht!« rief er verzweifelt. Aber sie blieb unerbittlich.
»Hören Sie endlich auf, Herr Petermann, mir reicht das jetzt, ich mache Schluß. Und noch eines: Wenn Ihre Belästigungen nicht sofort ein Ende nehmen, werde ich
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