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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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war unmöglich, den Druck nicht zu spüren.
    »Mach es klar für uns«, sagten sie, einer nach dem anderen.
    »Ich will, ich will!«
    Aber ich kam auch zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht hinein. Es dauerte noch sechs Minuten, bis ich das Spielfeld betrat. Das Gras war nass. Das Laufen fiel schwer, ich hatte nicht trainiert, und der Druck wog geradezu lachhaft schwer. Aber trotzdem, ich war noch nie im Leben so wild entschlossen gewesen, und ich versuchte sofort einen Schuss aus der Mitte von der Strafraumgrenze. Es ging nicht. Ein paar Minuten später versuchte ich es wieder. Ich verfehlte auch diesmal das Tor. Es kam mir so vor, als wäre ich wieder und wieder in der gleichen Position, ohne aber etwas zu erreichen. In der 62. Minute war es wieder so weit. Ich nahm den Ball in der gleichen Position an, Dejan Stankovi ć hatte gepasst, und ich ließ einen Gegner aussteigen, der sich mir entgegenwarf, und lief aufs Tor zu, und jedes Mal, wenn ich an den Ball stieß, spritzte eine Wasserfontäne auf, und dann sah ich eine Öffnung und schoss, es war kein Knaller, überhaupt nicht.
    Es war ein Flachschuss, der am Boden blieb, er schlug an den linken Pfosten und von da ins Tor, und statt einen heftigen Torjubel zu vollführen, stellte ich mich einfach hin und wartete, und von der Bank und vom Platz kamen sie alle gerannt, zuerst Patrick Vieira, glaube ich, dann Balotelli, dann die ganze Bande, der Zeugwart, die Magazinjungen, jeder Einzelne, alle, die mich vorher so flehend angesehen hatten, und ich sah sie an: Ihre Angst war verschwunden, und Dejan Stankovi ć warf sich ins nasse Gras. Es sah aus, als ob er betete und den Göttern dankte. Es war die totale Hysterie, und oben auf der Tribüne jubelte Massimo Moratti, er tanzte beinahe auf seinem Ehrenplatz, und überall war es zu spüren, bei allen im Klub, jedem Einzelnen.
    Ein Stein war ihnen vom Herzen gefallen. Die Gesichter nahmen wieder Farbe an. Es war viel mehr als ein Tor. Es war, als hätte ich sie vor dem Ertrinken gerettet, und ich blickte ins Publikum. Hinter den Buhrufen brach der Jubel unserer Anhänger aus, und ich machte die Geste mit der Hand am Ohr: Ich höre nichts, sozusagen, und da brauste der Jubel im Stadion erst richtig auf. Nachdem sich der ganze Trubel gelegt hatte, ging das Spiel weiter, es war schließlich noch nicht zu Ende.
    Wir konnten noch nicht sicher sein. Nur ein einziges Tor von Parma, und wir wären wieder zurück auf Start, und die Nerven machten sich wieder bemerkbar, aber nicht die alte Angst. Doch keiner wagte aufzuatmen. Es sind im Fußball schon schlimmere Dinge vorgekommen als ein Ausgleichstreffer. Aber dann, in der 78. Minute, dribbelte Maicon an der rechten Außenbahn entlang, ließ einen, zwei, drei Gegner stehen und schlug eine Flanke. Ich stürmte vor, gleichauf mit einem Verteidiger, bekam aber vor ihm den Fuß an den Ball und schoss ihn per Dropkick ins Tor, und man kann sich das vorstellen; zwei Monate hatte ich nicht gespielt, und die Journalisten hatten Mist über mich und die Mannschaft geschrieben.
    Es hatte geheißen, Inter habe den Gewinnerinstinkt verloren und dass uns alles aus den Händen zu gleiten drohe, dass ich kein echter Meister sei, nicht wie Totti und Del Piero, oder sogar, dass ich nicht gut sei, wenn es wirklich darauf ankomme. Jetzt hatte ich es ihnen gezeigt, und ich sank auf die Knie ins klatschnasse Gras und wartete nur darauf, dass alle wieder über mich herfielen, und ich spürte es mit meinem ganzen Körper: Das hier war groß. Kurz danach wurde das Spiel abgepfiffen, und wir waren Meister.
    Inter hatte siebzehn Jahre nicht gewonnen. Man hatte eine lange, schwere Periode hinter sich, voller Leiden und Pech und Mist. Aber dann war ich gekommen, und jetzt hatten wir zum zweiten Mal in Folge den Scudetto gewonnen, und überall war der totale Zirkus in Gang. Die Menschen liefen auf den Platz und zerrten an uns, und in der Kabine schrien alle und hüpften. Aber dann wurde es still. Mancini kam herein. Er war ja nicht immer so populär gewesen, besonders nicht, als er wegen seines Verbleibens beim Klub geschwankt hatte und in der Champions League nicht erfolgreich gewesen war. Aber jetzt hatte er die Meisterschaft geholt, und die Spieler traten auf ihn zu, einer nach dem andern, so ein bisschen feierlich, drückten ihm die Hand und sagten: »Vielen Dank, du hast uns dahin gebracht.« Aber dann trat Mancini auf mich zu, total high vom Sieg und von allen Gratulationen. Aber von mir bekam er kein

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