Ich bin Zlatan Ibrahimović
Spanien.« Er verstand natürlich genau. Spanien bedeutete Real Madrid oder Barcelona, die beiden Spitzenklubs, und Real war verlockend. Real hatte eine phantastische Tradition, und sie hatten Spieler wie Ronaldo, Zidane, Figo, Roberto Carlos, Raúl gehabt. Aber ich tendierte mehr zu Barcelona, die in diesem Jahr großartig gespielt hatten, und bei denen Jungs wie Lionel Messi, Xavi und Iniesta spielten.
Aber wie sollten wir vorgehen? Es war nicht einfach. Man konnte nicht sagen: Ich will zu Bar ç a. Nicht nur, weil das für mein Ansehen bei Inter eine Katastrophe bedeutet hätte. Es hieße auch: Ich kann umsonst spielen. Man kann sich nicht in dieser Weise anbieten. Dann begreifen die Bosse sogleich, dass sie dich billig bekommen können. Nein, der Klub muss zu dir kommen. Die Führung muss fühlen, dass sie dich um jeden Preis haben will. Doch das wirkliche Problem lag nicht da.
Das Problem waren mein Status und meine Bedingungen in Italien. Ich wurde als zu teuer angesehen. Ich war der Spieler, der nicht wegkonnte. Das hörte ich häufig. Es waren ich bei Inter und Kaká beim AC Mailand und Messi bei Bar ç a und Cristiano bei United. Man meinte, dass keiner mit unseren Verträgen mithalten könnte. Auf unseren Preiszetteln standen zu hohe Summen. Sogar Mourinho redete davon. »Ibra bleibt«, sagte er. »Kein Klub kann die Summen aufbringen, die verlangt werden. Niemand kann hundert Millionen Euro bieten.« Es kam mir absurd vor.
War ich zu teuer für den Markt? Eine verdammte Mona Lisa, die man nicht verkaufen konnte? Ich wusste es nicht. Die Situation war unklar, und vielleicht war es idiotisch, in den Medien trotz allem so offen zu sein. Ich hätte bestimmt das gleiche Blabla von mir geben sollen wie alle anderen Stars, nach dem Motto: Ich bleibe immer bei meinem Klub.
Aber so etwas kann ich nicht. Ich konnte nicht lügen. Ich war unsicher, was die Zukunft betraf, und das sagte ich auch, und es verärgerte natürlich viele, vor allem die Fans. Sie betrachteten es als Verrat, oder zumindest etwas, das in die Richtung ging, und viele machten sich Sorgen. Würde ich meine Motivation in der Mannschaft verlieren? Besonders wenn ich Dinge von mir gab wie: »Ich möchte etwas Neues ausprobieren. Ich bin jetzt seit fünf Jahren in Italien. Ich liebe technischen Fußball, und der wird in Spanien gespielt.« Es wurde viel hin und her geredet und spekuliert.
Doch es war keine Taktik, kein Trick, um vom Verein loszukommen. Es war einfach ehrlich, aber nichts war einfach, nicht für einen Spieler auf meinem Niveau. Ich war der wichtigste Spieler bei Inter, und niemand wollte, dass ich den Klub verließ. Es gab einen Aufstand um jedes Wort, das ich dazu äußerte, und möglicherweise war die ganze Sache sinnlos. Wir hatten kein Angebot, und ich wurde nicht gerade billiger. Gut, ich hatte Lust auf etwas Neues. Aber das beeinflusste mein Spiel nicht, im Gegenteil; ich war jetzt beschwerdefrei und besser denn je, und ich versuchte weiterhin alles, um Mourinho dazu zu bringen zu reagieren.
Gegen Reggina beispielsweise gelang mir ein feines Solo, ein Dribbling fast von der Mittellinie. Ich ging an drei Verteidigern vorbei, und ehrlich gesagt, das an sich war schon eine Leistung, und das Publikum glaubte sicher, ich würde mit einem satten Schuss abschließen. Aber ich sah, dass der Torwart zu weit vor seinem Tor stand, und ich hatte ein Bild vor mir, einen Gedanken, und mit links chippte ich den Ball über ihn hinweg, und perfekter hätte er nicht werden können. Der Ball flog in einer schönen Bahn in den Winkel, und die ganze Arena jubelte, alle außer Mourinho selbstverständlich, der im grauen Anzug dastand und grimmig sein Kaugummi kaute. Das Übliche, mit anderen Worten. Dabei war es schöner gewesen als das meiste, was ich gemacht hatte, und mit diesem Tor schloss ich auf zu Bolognas Marco Di Vaio an der Spitze der Torschützenliste. In Italien Torschützenkönig zu werden ist großartig, und ich begann, mich mehr und mehr darauf zu konzentrieren. Ich brauchte diese Herausforderung. Ich wurde aggressiver denn je vor dem Tor, und keiner liebt Torjäger mehr als die italienischen Fans. Doch Torjäger werden gehasst, wenn sie ihren Klub verlassen wollen, und es wurde nicht einfacher dadurch, dass ich nach dem Spiel erklärte:
»Ich konzentriere mich voll darauf, in diesem Jahr die Meisterschaft zu gewinnen, aber was die nächste Saison anbelangt, werden wir sehen.«
Man kann ruhig sagen, dass die Spannungen größer
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