Ich bin Zlatan Ibrahimović
können.«
Wir gingen hinaus und mussten grinsen. Real, mit Real hatten wir aufgetrumpft. Das war unsere offizielle Linie. Aber wir verhandelten mit Mailand, und wir arbeiteten für sie. Wenn Rosell desperat war, standen die Dinge nicht gut für Bar ç a, aber gut für Mailand. Je dringender Rosell verkaufen musste, desto billiger würde ich werden, und auf lange Sicht begünstigte uns das. Es war ein Spiel, und es wurde teils nach außen sichtbar und teils hinter den Kulissen gespielt. Aber die Uhr lief auch ab. Die Transferperiode endete am 31. August, und am 26. sollten wir ausgerechnet gegen den AC Mailand ein Freundschaftsspiel in Camp Nou bestreiten. Noch war nichts klar. Aber die Sache war dennoch bis zu den Medien vorgedrungen. Überall wurde spekuliert, und Galliani, der Vizepräsident des AC Mailand, erklärte feierlich, Barcelona nicht ohne Ibrahimović verlassen zu wollen.
Im Stadion schwenkten die Zuschauer Plakate, auf denen »Ibra soll bleiben!« stand. Natürlich war die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Aber hauptsächlich war es Ronaldinhos Spiel. Ronaldinho ist ein Gott in Barcelona. Er spielte jetzt für den AC Mailand, aber er war in Barcelona gewesen und damals zwei Jahre in Folge zum Weltfußballer des Jahres gewählt worden. Vor dem Spiel sollten wir uns seine Highlights auf einer Großbildleinwand im Stadion ansehen, und er sollte anschließend eine Ehrenrunde laufen. Aber der Kerl … also, der macht, was er will.
Wir waren in der Kabine und warteten darauf aufzulaufen. Es war ein sonderbares Gefühl. Draußen hörte man das Dröhnen der Zuschauer. Guardiola sah mich natürlich nicht an, und ich fragte mich: Ist das hier mein letztes Spiel mit der Mannschaft? Was wird geschehen? Ich hatte keine Ahnung. Da zuckten alle zusammen. Ronaldinho sah durch die Tür zu uns herein, und Ronaldinho, der hat Ausstrahlung. Er ist einer der Größten. Alle starrten ihn an.
»Ibra!«, schrie er und grinste.
»Ja«, erwiderte ich.
»Hast du schon deine Koffer gepackt? Ich bin hier, um dich mit nach Mailand zu nehmen!« Alle lachten, typisch Ronaldinho, sozusagen, so zu uns hereinzuschleichen, und dann guckten sie mich an.
Alle hatten natürlich etwas geahnt. Aber keiner hatte es so direkt gehört. Jetzt wurde es ein ums andere Mal wiederholt. Ich durfte von Beginn an spielen. Das Spiel bedeutete ja eigentlich nichts, und unmittelbar vor dem Anpfiff machten Ronaldinho und ich genau darüber noch Witze, nach dem Motto: Bist du verrückt? Die Bilder von uns beiden, wie wir da auf dem Platz lachten, wurden später überall gezeigt. Aber am dollsten war es im Gang unten, als wir hinausgingen zur zweiten Halbzeit. Da riefen all die größeren Namen mir zu, Pirlo, Gattuso, Nesta und Ambrosini:
»Du musst kommen, Ibra! Wir brauchen dich!«
Der AC Mailand hatte es in der jüngsten Zeit nicht leicht gehabt. In den letzten Jahren hatte Inter die italienische Liga dominiert, und alle beim AC sehnten sich nach einer neuen Glanzzeit, und jetzt im Nachhinein weiß ich, dass viele der Spieler, vor allem Gattuso, die Vereinsführung gedrängt hatten:
»Kauft Ibra, verdammt. Wir brauchen einen richtigen Siegerschädel in der Mannschaft.«
Aber ganz einfach war es nicht. Der AC hatte nicht so viel Geld wie in früheren Zeiten, und obwohl Sandro Rosell mich unbedingt verkaufen musste, versuchte er doch bis zum Schluss, soviel wie möglich dabei herauszuholen. Er wollte fünfzig, vierzig Millionen Euro. Aber Mino spielte weiter den Harten.
»Ihr kriegt nichts, überhaupt nichts. Ibra will zu Real. Wir wollen nicht zu Mailand.«
»Dann dreißig?«
Die Uhr tickte, und Rosell senkte den Preis weiter. Es sah immer vielversprechender aus, und Galliani besuchte Helena und mich in unserem Haus in den Bergen. Galliani ist ein richtiges Schwergewicht und ein alter Kumpel und Geschäftsfreund von Berlusconi. Er ist ein Verhandlungsfuchs. Ich hatte mit ihm zu tun gehabt, als ich Juventus verließ, und damals hatte er gesagt: »Ich biete dir dies hier oder gar nichts.« Juventus steckte ja damals in der Krise, und er hatte die Oberhand. Jetzt war die Situation umgekehrt. Jetzt stand er unter Druck. Er konnte nicht ohne mich nach Hause kommen, nicht nach den Versprechen, die er abgegeben hatte, und bei dem Druck seitens der Spieler und der Anhänger. Außerdem hatten wir ihm geholfen. Wir hatten dafür gesorgt, dass der Transferpreis gesenkt worden war. Man konnte meinen, dass er mich zum Ausverkaufspreis bekam.
»Dies hier
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