Ich bin Zlatan Ibrahimović
Vater und Mutter. Es gab viel Mist, der herausmusste.
In der Sorgenfriskola setzten sie meinetwegen eine Extralehrerin ein. Das machte mich total wütend. Es stimmt, ich war schwierig. Vielleicht der größte Rabauke von allen. Aber eine Extralehrerin? Hör mir au f ! Ich war gut in Kunst, ziemlich gut in Englisch, Chemie und Physik. Ich war nicht gerade ein Drogen konsumierender Jugendlicher. Ich hatte kaum einen Zug aus einer Zigarette getan. Ich war nur unruhig und machte eine Menge Dummheiten. Aber es war ständig davon die Rede, mich in eine Sonderschule zu schicken. Man wollte mir einen Stempel aufdrücken, und ich kam mir vor wie ein Alien. In meinem Körper begann es zu ticken wie in einer Bombe. Muss ich noch sagen, dass ich gut in Sport war? Ich war vielleicht ein bisschen unkonzentriert im Klassenzimmer und konnte vor Büchern nicht still sitzen. Aber ich konnte mich auch konzentrieren, wenn es darum ging, sagen wir mal, einen Ball auf den Weg zu bringen oder ein Ei.
Eines Tages spielten wir Bandy in der Halle. Diese Extralehrerin kam herein und glotzte. Ich brauchte nur die geringste Kleinigkeit zu machen, schon war sie da, sie war wie eine Klette. In mir kam die Wut hoch. Ich holte aus zu einem Superschuss und traf sie genau an den Kopf. Sie war total geschockt und starrte mich nur an, und nachher riefen sie Papa an und wollten mit ihm über psychiatrische Hilfe und eine Sonderschule und die Art von Scheiß reden, und man kann sich vorstellen, dass das nicht die richtigen Themen waren, über die mein Vater mit sich reden lassen wollte. Niemand spricht schlecht über seine Kinder, und schon gar nicht Lehrer, die sie verfolgen. Er geriet außer sich und rauschte in die Schule, mit seinem ganzen Cowboystil: »Was glauben Sie, wer Sie sind? Was soll das Gerede von psychiatrischer Hilfe? Sie gehören selbst in die Psychiatrie. Mein Sohn ist in Ordnung, dem fehlt nichts, im Gegenteil. Scheren Sie sich zum Teufel!«
Er war ein verrückter Jugo und völlig in seinem Element, und nur wenig später hörte diese Lehrerin auf. Vielleicht gar nicht so komisch, und es wurde ein wenig besser. Ich bekam mein Selbstvertrauen zurück. Aber trotzdem, die Sache an sich! Eine Speziallehrkraft nur für mich! Das macht mich wahnsinnig. Gut, ich war nicht der Superordnungsmensch. Aber man darf Kinder nicht in dieser Weise aussondern! Das geht einfach nicht!
Wenn jemand heute Maxi und Vincent behandeln würde, als wären sie anders, würde ich fuchsteufelswild werden. Ehrlich. Ich würde schlimmer sein als Vater. Diese Sonderbehandlung sitzt bei mir immer noch drin. Sie hat mir nicht gutgetan. Okay, auf lange Sicht hat sie mich vielleicht stärker gemacht. Was weiß ich. Ich wurde noch mehr Krieger. Aber auf kurze Sicht hat sie mir geschadet.
Eines Tages wollte ich mich mit einem Mädchen treffen, und ich war in der Zeit nicht besonders sicher im Umgang mit Mädchen. Der Typ mit der Extralehrerin am Hacken, sozusagen, wie cool war das denn? Mir brach schon der Schweiß aus, als ich das Mädchen nur nach seiner Telefonnummer fragen wollte! Sie war eine krasse Braut in meinen Augen, und ich bekam mit Mühe und Not heraus: »Wollen wir uns mal nach der Schule treffen?«
»Ja, klar«, antwortete sie.
»Wie wär’s am Gustav bei Gelegenheit?«
Gustav ist der Gustav Adolfs Torg, der im Zentrum von Malmö zwischen Triangeln und Stortorget liegt, und es schien, als wäre sie von der Idee angetan. Aber als ich hinkam, war sie nicht da. Ich wurde total nervös. Es war nicht gerade mein Revier, und ich fühlte mich unsicher. Warum kam sie nicht? Mochte sie mich nicht mehr? Es verging eine Minute, es vergingen zwei, drei, zehn Minuten, und am Schluss hielt ich es nicht mehr aus. Es war die schlimmste Erniedrigung.
Sie hat mich bestimmt verarscht, dachte ich. Wer würde sich mit mir treffen wollen? Und dann zog ich ab. Sie kann mich mal. Ich werde sowieso Fußballstar. Aber es war eine ganz blöde Geschichte. Ihr Bus war nur verspätet gewesen. Der Fahrer hatte irgendwo noch eine geraucht oder was, und sie kam an, als ich gerade gegangen war, und war genauso niedergeschlagen wie ich.
4
I CH FING IN DER B ORGARSKOLAN auf dem Gymnasium an und wählte die Schwerpunkte Sozialwissenschaften und Fußball, und ich hatte enorme Erwartungen. Jetzt würde sich alles ändern! Jetzt würde ich richtig cool werden. Aber das Ganze war ein Schock, auch wenn ich auf einiges vorbereitet war.
Ich kannte ja Jungen aus Limhamn aus meiner
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