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Ich bin Zlatan Ibrahimović

Ich bin Zlatan Ibrahimović

Titel: Ich bin Zlatan Ibrahimović Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lagercrantz David
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Mannschaft. Aber hier waren es auch Mädchen, und andere Typen von Jungen, solche Obenauf-Typen, die in schicken Klamotten in der Ecke standen und rauchten. Wo ich herkam, trug man Turnschuhe und Trainingsanzüge mit den schlimmsten Adidas- und Nike-Schriftzügen. Wir hielten das für den letzten Schrei, und ich lief immer so herum. Ich hatte nicht begriffen, dass ich damit gebrandmarkt war, als stände mir Rosengård auf die Stirn geschrieben. Es war wie ein weithin sichtbares Schild. Als ob diese Extralehrerin mir immer noch nachliefe.
    In der Borgarskolan trug man Ralph-Lauren-Pullis, Timberland-Schuhe und -Hemden. Allein das! Ich hatte vorher kaum einen Typen in einem Hemd gesehen, und mir war sofort klar, dass ich unbedingt etwas tun musste. Es war krank, wie viele super Frauen es da gab. Man konnte nicht mit ihnen reden und aussehen wie ein Vorortkid.
    Ich redete mit Vater darüber, und wir kriegten uns in die Wolle. Damals bekamen wir Schülergeld vom Staat. Siebenhundertfünfundneunzig Kronen im Monat, und für Vater war klar, dass er das Geld einstrich, weil er die Kosten hatte, wie er sagte. Ich legte ihm eine andere Sicht der Dinge dar: »Soll ich in der Schule wie der letzte Trottel herumlaufen?«
    Irgendwie nahm er mir das ab. Ich bekam das Schülergeld und ein Bankkonto und eine Bankkarte mit einem Baum darauf. Das Schulgeld kam am Zwanzigsten jeden Monat, und viele meiner Kumpel standen am Tag davor um 23.59 Uhr am Geldautomaten und warteten, völlig verrückt: Ist nicht bald Mitternacht? Zehn, neun, acht … Ich war ein bisschen cooler. Aber am Morgen danach hatte ich definitiv einen großen Teil davon abgehoben und mir ein Paar Davis-Jeans gekauft.
    Die waren am billigsten. Sie kosteten 299 Kronen, dazu Polohemden, drei für 99. Ich probierte verschiedene Stile aus. Nichts funktionierte. Man sah mir trotzdem schon von Weitem Rosengård an. Ich passte nicht hinein. So kam es mir zumindest vor. Ich war mein ganzes Leben klein gewesen. Aber in dem Sommer hatte ich einen vollkommen kranken Schuss gemacht, dreizehn Zentimeter in wenigen Monaten, und ich vermute, dass ich mickrig aussah. Ich musste mich ganz einfach beweisen, und zum ersten Mal in meinem Leben fing ich an, in der City herumzuhängen, im Burger King, in den Shoppingmalls und auf dem PLatz Lilla Torg.
    Ich leistete mir auch ein paar schlimmere Dinger, nicht nur wegen des Kicks. Ich brauchte geile Accessoires. Sonst hatte ich auf dem Schulhof keine Chance. Ich krallte mir zum Beispiel den Musikspieler von einem Typen, einen richtig heißen Minidisc-Player. Wir hatten Spinde vor dem Klassenzimmer, mit kleinen Schlössern mit Zahlencode, und von einem Kumpel erfuhr ich die geheime Nummer von einem dieser Burschen. Als er nicht da war, ging ich hin und ruck, zuck, links fünf, rechts drei, und dann fuhr ich auf dem Rad los mit seinem Player und hörte seine Stücke und fühlte mich ziemlich cool. Aber natürlich reichte das nicht.
    Ich hatte immer noch nicht viel vorzuweisen. Ich war weiterhin der Typ aus dem Vorort. Ein Kumpel von mir war smarter. Er besorgte sich eine Freundin aus einer feinen Familie und schleimte sich bei ihrem Bruder ein und lieh sich dessen Klamotten. Ein guter Trick, keine Frage, auch wenn er nur teilweise erfolgreich war. Wir aus den Vororten gehörten nie richtig dazu. Wir waren anders. Aber trotzdem, der Kumpel tauchte in den teuersten Markenklamotten auf und hatte eine coole Freundin und machte einen auf dicken Macker. Ich fühlte mich hoffnungslos unterlegen. Ich musste es mit meinem Fußball versuchen.
    Aber das lief auch nicht optimal. Ich hatte es in die Juniorenmannschaft geschafft und spielte bei den ein Jahr Älteren, und das war ja an sich schon eine Leistung. Wir waren ein phantastisches Team, eine der besseren Mannschaften in unserer Altersgruppe in Schweden. Aber ich saß auf der Bank. Åke Kallenberg hatte es so beschlossen. Ein Trainer soll natürlich auf die Bank setzen, wen er will. Aber ich glaube, es drehte sich nicht nur um Fußball. Wenn ich eingewechselt wurde, schoss ich oft Tore. Ich war nicht schlecht. Ich war in anderer Hinsicht nicht in Ordnung, fanden sie.
    Es hieß, dass ich nicht genug für die Mannschaft spielte. »Deine Dribblings bringen das Spiel nicht voran!« Ich hörte diese Sachen hundertmal, und ich spürte die Schwingungen: Dieser Zlatan. Ist er nicht zu unausgeglichen? Es waren zwar keine Listen mehr, aber es fehlte nicht viel, und es stimmte; ich schimpfte auf die Mitspieler.

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