Ich bin Zlatan Ibrahimović
Training. Es war kein großes Ding.
Aber an der Seitenlinie sah ich eine bekannte Figur. Es war dieser John Steen Olsen, und da stutzte ich. War der auch hergekommen? Ich grüßte lässig, mehr nicht. Ich wollte mich nicht aufregen. Diese Typen waren überall. Ich hatte mich daran gewöhnt. Aber am nächsten Tag war noch ein Kerl da. Ich erfuhr, dass es der Chefscout von Ajax war, und Hasse Borg schien reichlich gestresst zu sein.
»Jetzt kommen die Dinge ins Rollen! Jetzt kommen die Dinge ins Rollen!«, sagte er, und ich entgegnete: »Okay, klasse!«
Ich spielte drauflos. Aber es war nicht ganz einfach. Plötzlich waren drei Leute von Ajax da. Der Co-Trainer war gekommen, und von Hasse Borg hörte ich, dass noch mehr im Anflug waren. Es war die reinste Invasion, und am nächsten Tag sollten wir ein Trainingsspiel gegen die norwegische Mannschaft Moss FK austragen. Da waren auch der Haupttrainer Co Adriaanse und der Sportdirektor Leo Beenhakker anwesend.
Damals war mir Beenhakker kein Begriff. Ich wusste praktisch nichts über die Fußballbosse in Europa. Aber das sah ich direkt: Der Kerl war ein big shot . Er trug einen Hut in der Sonne und stand an der Seite und rauchte eine fette Zigarre. Er hatte weiße Locken und leuchtende Augen. Es hat geheißen, dass er dem wahnsinnigen Wissenschaftler in Zurück in die Zukunft gleicht, aber er ist auf jeden Fall eine härtere Version davon. Beenhakker strahlte Macht und Kälte aus. Er sah ein wenig wie ein Mafioso aus, und das mag ich ja. Mit dem Stil bin ich aufgewachsen, und es wunderte mich nicht im Geringsten, dass Beenhakker Real Madrid trainiert und mit ihnen die Meisterschaft und den spanischen Pokal gewonnen hatte. Man sah ihm an, dass er dominiert hatte, und es hieß, dass er wie kein anderer das Potenzial junger Spieler erkennen konnte. Ich dachte: Wow, jetzt geht es ums Ganze! Aber es gab immer noch einiges, wovon ich nichts wusste. Beenhakker hatte mehrfach versucht, Hasse Borg dazu zu bringen, einen Preis für mich zu nennen. Hasse hatte sich geweigert. Er wollte sich nicht an eine Summe binden.
»Der Junge ist nicht zu verkaufen«, hatte er gesagt, und das war sicher smart. Aber es war ein riskantes Spiel.
Beenhakker hatte ihm mitteilen lassen: »Wenn ich keinen Preis höre, komme ich nicht nach La Manga.«
»Das ist dein Problem. Dann vergiss es«, hatte Hasse Borg geantwortet, zumindest behauptet er das, und Beenhakker gab klein bei.
Er war nach Spanien geflogen, und das Erste, was er sehen würde, war also unser Spiel gegen Moss. Hinterher hatte ich keine Erinnerung daran, dass er während des Spiels am Spielfeldrand stand. Ich sah nur John Steen Olsen und den Trainer, Co Adriaanse, hinter dem gegnerischen Tor. Aber anscheinend war Beenhakker auf einen Schuppen an der Schmalseite geklettert, um besser sehen zu können, und es ist klar, dass er auf eine Enttäuschung vorbereitet sein musste. Es wäre nicht das erste Mal, dass er weit gereist war, um ein Talent zu begutachten, das den Erwartungen nicht entsprach, und es war ja auch kein wichtiges Spiel. Es gab keinen Grund für irgendjemanden, alles zu geben, und wahrscheinlich würde es ein lahmes Gekicke werden. Niemand wusste das. Die Ajax-Leute redeten dann und wann miteinander, und ich war ein bisschen nervös. Es zuckte im Körper.
Aber ziemlich früh in der ersten Halbzeit bekam ich einen Pass von rechts. Ich befand mich an der Strafraumgrenze, und wir trugen unsere hellblauen Trikots. Es war 15.37 Uhr, wenn man der wackeligen Videoaufnahme glauben soll, die auf YouTube eingestellt ist. Es war warm, wehte aber ziemlich kräftig vom Meer her, und es sah nicht nach einer gefährlichen Situation aus. Mehr nach abwartendem Hin-und-Her-Geschiebe. Aber dann sah ich eine Lücke, eine Möglichkeit. Es war eins von diesen Bildern, die einfach in meinem Kopf auftauchen, eine von diesen schnellen Szenen, die in den Gedanken aufblitzen und die ich nie richtig erklären kann. Fußball ist ja nichts, was man sich zurechtlegt. Fußball passiert einfach, und direkt bei der Annahme chippte ich den Ball über einen Verteidiger, so ein leichter Heber, bei dem du direkt fühlst, der ist perfekt, und dann spurtete ich los. Ich übersprintete zwei Verteidiger und nahm den Ball ein paar Meter dahinter im Strafraum wieder an, und ich war da in einer Lage, in der ein Hackentrick genau passte.
Ich lupfte den Ball mit der Hacke über einen weiteren Gegenspieler und lief weiter und schoss volley mit links, und einen
Weitere Kostenlose Bücher