Ich bin Zlatan Ibrahimović
Stadion auflief, bekam ich Gänsehaut.
Die Djurgårdenfans sprühten vor Hass, oder wenn es kein Hass war, dann war es auf jeden Fall der schlimmste Psychokrieg, den ich je erlebt habe. »Wir hassen Zlatan, wir hassen Zlatan!« Es dröhnte nur so um mich herum. Das ganze Publikum hetzte gegen mich, und ich musste mir noch eine Masse anderer Sprüche anhören, gemeinen Dreck über meine Mutter und mich.
So etwas hatte ich noch nie erlebt, und okay, irgendwie konnte ich es verstehen. Die Fans konnten ja nicht runterlaufen und selbst spielen, also was taten sie? Sie nahmen sich den besten Spieler des Gegners vor und versuchten, ihn kleinzukriegen, das ist auf gewisse Weise verständlich. So geht es zu im Fußball. Aber dies hier ging zu weit, und ich wurde wütend. Ich würde es ihnen schon zeigen, und irgendwie spielte ich mehr gegen das Publikum als gegen die gegnerische Mannschaft. Aber genau wie gegen AIK brauchte es eine gewisse Zeit, bis ich ins Spiel kam.
Ich wurde hart bewacht. Diese Blutegel aus der Zeitung klebten an mir, und Djurgården dominierte die ersten zwanzig Minuten. Wir hatten damals einen Spieler aus Nigeria gekauft. Er hieß Peter Ijeh und galt als glänzender Torschütze. Er wurde im Jahr darauf Torschützenkönig in der Allsvenskan. Aber jetzt stand er noch in meinem Schatten. Wer war denn der, so nach dem Motto. In der 21. Spielminute nahm er einen Pass von Daniel Majstorovi ć auf, unserem Abwehrchef, der später ein enger Freund von mir werden sollte.
Peter Ijeh schoss das 1:0, und dann, in der 68. Minute, spielte er Joseph Elanga glänzend frei, unsere zweite afrikanische Neuerwerbung in dem Jahr, und Elanga ließ einen Verteidiger aussteigen und erzielte das 2:0. Das Publikum buhte wie wild, sie schrien, und klar, ich war schlecht, ich war eine Null. Ich hatte kein Tor geschossen, genau wie diese Verteidiger es angekündigt hatten, und zugegeben, bis zu diesem Zeitpunkt war ich auch nicht besonders gut gewesen.
Ich hatte ein paar Tricks gezeigt und einen Hackentrick unten an der Eckfahne, aber ansonsten war es mehr Ijehs und Majstorovi ć s Spiel als meines, und es lag keine Magie in der Luft, als ich zwei Minuten später ungefähr in der Spielfeldmitte den Ball bekam. Doch das sollte sich ändern, denn plötzlich zog ich an einem Gegner vorbei, es passierte einfach, und dann an einem zweiten, und ich spürte: Wow, ich bin leicht, ich hab die Kontrolle, und ich lief weiter.
Es war wie ein Tanz, und auch wenn ich es mir in dem Augenblick nicht bewusst machte, dribbelte ich an jedem Einzelnen von diesen Verteidigern aus der Zeitung vorbei und spitzelte mit dem linken Fuß den Ball ins Tor, und ehrlich gesagt, das Gefühl in dem Moment, das war nicht nur Freude. Das war Genugtuung. Das hier ist für euch, dachte ich, das ist die Rache für eure Sprüche und euren Hass, und ich nahm an, dass mein Krieg mit dem Publikum auch nach dem Schlusspfiff weitergehen würde.
Ich meine, wir hatten Djurgården gedemütigt, es hieß am Ende 4:0, aber was passierte? Ich wurde von Djurgårdenfans umringt, und keiner wollte mehr hassen oder sich schlagen.
Sie wollten mein Autogramm. Sie waren verrückt nach mir, und wenn ich an jene Zeit zurückdenke, dreht es sich oft um derartige Dinge, darum, wie ein Tor oder eine Showeinlage alles verändern konnte. Man muss wissen, dass ich damals keinen Film mehr liebte als Gladiator , und es gibt da eine Szene, die alle kennen, denke ich mal, als der Kaiser in die Arena tritt und den Gladiator bittet, die Maske abzunehmen, und der Gladiator ihm den Gefallen tut und sagt:
» My name is Maximus Decimus Meridius … And I will have my vengeance, in this life or the next .«
So fühlte ich mich, oder wollte ich mich fühlen, ich wollte dastehen vor der ganzen Welt und all denen, die an mir gezweifelt hatten, zeigen, wer ich wirklich war, und ich konnte nicht sehen, wer mich aufhalten sollte.
7
E S WAR H IGH C HAPARRAL , wie ich zu sagen pflege. Zirkus total, und ich sagte alle möglichen dummen Sachen, wie zum Beispiel, dass die Nationalmannschaft mit mir die EM 2000 gewonnen hätte! Das war damals vielleicht aufmüpfig und witzig, ich weiß nicht, aber es fühlte sich nicht mehr so smart an, als ich tatsächlich für die Nationalmannschaft nominiert wurde.
Auch das war im April. Ich hatte gerade dieses Tor gegen Djurgården gemacht, und die Zeitungen überschlugen sich. Ständig brachten sie mich auf den Aushängern, und ich gehe davon aus, dass die, die es
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