Ich bin Zlatan Ibrahimović
Aber tatsächlich war es kein Vergnügen, gesperrt auf der Bank zu sitzen und zuzusehen, wie IFK Göteborg uns mit 6:0 abfertigte. Unsere Lockerheit aus den ersten Saisonspielen verschwand, und es richtete sich auch einige Kritik gegen unseren Trainer Micke Andersson. Ich hatte eigentlich nichts gegen ihn, und wir hatten auch nicht viel Kontakt. Wenn es ein Problem gab, ging ich damit zu Hasse Borg.
Aber da war eine Sache, die mich zu irritieren begann. Ich fand, dass Micke den Älteren in der Mannschaft zu viel Respekt entgegenbrachte. Er hatte Schiss, ganz einfach, und auf mich war er nicht besonders gut zu sprechen, weil ich gegen Örebro schon wieder vom Platz gestellt worden war. Es gab zahlreiche Spannungen, und wir machten ein Spiel im Training. Es war Sommer. Micke Andersson war Schiedsrichter, und es kam zu einer Konfrontation mit Jonnie Fedel, dem Torwart, der ja einer der Ältesten in der Mannschaft war, und Micke entschied, natürlich, zu Jonnies Gunsten, und ich sah rot und stellte mich vor Micke.
»Du hast Angst vor den Älteren. Du hast verdammt noch mal auch Angst vor Gespenstern!«, schrie ich. Auf dem Platz lagen eine Menge Bälle, und ich kickte sie weg, buff, buff, buff .
Sie flogen wie Geschosse und landeten auf den Autos vor dem Trainingsgelände, und die Alarmsirenen heulten los, und alles kam zum Stillstand, und ich stand wild da und ließ den Vorort raushängen, während meine Mannschaftskameraden mich anstarrten. Micke Andersson versuchte, mich zu beruhigen, und ich schrie ihn an:
»Bist du meine Mutter oder was?«
Ich war rasend und haute ab, ging in den Umkleideraum und leerte meinen ganzen Spind und riss das Namensschild herunter und erklärte, dass ich nie wieder zurückkommen würde. Jetzt reichte es! Tschüss, MFF , macht’s gut, ihr Idioten, und dann brauste ich ab mit meinem Toyota Celica und erschien nicht mehr beim Training, sondern spielte PlayStation und war bei meinen Kumpeln. Es war ungefähr so, als ob ich schwänzte, und natürlich rief Hasse Borg an und klang völlig hysterisch.
»Wo bist du? Wo bist du? Du musst zurückkommen!«
Nach vier Tagen tauchte ich wieder auf und war wieder nett und freundlich, und ehrlich gesagt, ich fand nicht, dass mein Ausbruch wirklich eine große Angelegenheit war. So etwas passiert im Fußball, es gehört dazu, im Sport ist viel Adrenalin unterwegs. Außerdem sollte ich nicht mehr lange bei der Mannschaft bleiben, ich war auf dem Absprung nach Holland, und ich glaubte nicht, dass es Strafen oder lächerliche Nachspiele geben würde. Eher machte ich mir Gedanken darüber, wie sie mich verabschieden würden. Vor nur ein paar Monaten hatte Malmö FF in der Krise gesteckt. Zehn Millionen hatten dem Verein gefehlt, und man hatte wirklich kein Geld gehabt, Spitzenspieler zu kaufen.
Jetzt war der Klub der reichste in Schweden, ich hatte ihnen ein riesiges Kapital verschafft, und sogar Bengt Madsen, der Vorsitzende des MFF , hatte in den Zeitungen erklärt: »Ein Spieler wie Zlatan wird nur alle fünfzig Jahre einmal geboren!« Also war es vielleicht nicht so abwegig, dass ich glaubte, sie hätten einen feinen Abschied für mich geplant, oder zumindest ein »Danke schön für die fünfundachtzig Millionen«, und schon gar nicht, nachdem sie nur eine Woche zuvor Niclas Kindvall vor 3 0 000 Zuschauern im Spiel gegen Helsingborg verabschiedet hatten. Aber ich spürte, dass sie alle ein wenig Angst vor mir hatten. Ich war ja der Einzige, der den Deal mit Ajax noch versauen konnte, indem ich irgendetwas noch Wahnsinnigeres anstellte, und in diesen Tagen kam mein letztes Spiel in der Allsvenskan näher.
Es war der 26. Juni, wir spielten auswärts gegen Halmstad, und ich bereitete mich darauf vor, eine schöne Abschiedsshow zu geben. Nicht dass es für mich eine so riesige Sache gewesen wäre. Ich war fertig mit Malmö. In Gedanken war ich schon in Amsterdam. Und dennoch, eine Phase meines Lebens ging zu Ende, und ich erinnere mich, dass ich auf die Liste an der Wand guckte, auf der die Namen der Spieler standen, die mit nach Halmstad fahren sollten. Dann guckte ich noch einmal.
Mein Name fehlte. Ich sollte nicht einmal auf der Bank sitzen. Ich sollte zu Hause bleiben, und klar, ich begriff. Das war meine Strafe. Es war Mickes Art zu zeigen, wer das Sagen hatte, und okay, ich nahm es hin, was hätte ich sonst tun sollen? Ich wurde nicht einmal wütend, als er vor Journalisten erklärte, ich sei »gestresst und aus der Balance« und brauchte
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