Ich bin Zlatan Ibrahimović
gelesen hatten, mich nicht direkt für einen bescheidenen Jungen hielten, und das machte mir ein bisschen Angst. Würden die gestandenen Jungs wie Patrik Andersson und Stefan Schwarz glauben, dass ich ein großkotziger Scheißkerl wäre?
Es war eine Sache, Star bei Malmö FF zu sein. Aber die Nationalmannschaft, das war eine ganz andere. Da waren Jungs dabei, die hatten Bronze bei der WM gewonnen, und ob man es glaubt oder nicht, ich wusste nur zu gut, dass man in Schweden den Kopf nicht zu hoch trägt und so, schon gar nicht, wenn du in einer Gang bist. Ich hatte ja weiß Gott in der Jugendmannschaft mein Fett weggekriegt, und ich wollte geliebt werden.
Ich wollte reibungslos in der Gang aufgehen, aber es fing nicht besonders gut an. Wir reisten zum Trainingslager in die Schweiz, und die Journalisten schwirrten die ganze Zeit um mich herum. Es war fast peinlich. Verflucht, wollte ich sagen, Henke Larsson steht da drüben, geht doch zu ihm, und trotzdem konnte ich es auch nicht sein lassen. Auf einer Pressekonferenz in Genf wurde ich gefragt, ob ich fände, dass ich irgendeinem anderen großen Spieler in der Welt gliche.
»Nein«, gab ich zur Antwort. »Es gibt nur einen Zlatan«, und wie bescheiden war das wohl auf einer Skala von 1 bis 10, und ich dachte sofort, das musst du wieder reparieren.
Danach versuchte ich, den Ball ein bisschen flach zu halten, und ehrlich gesagt, musste ich mich dabei nicht besonders anstrengen. Ich war schüchtern angesichts all der schwergewichtigen Namen, und abgesehen von Marcus Allbäck, mit dem ich das Zimmer teilte, sprach ich nicht mit vielen. Ich blieb außen vor. »Er ist ein Sonderling. Er bleibt für sich!«, schrieben die Zeitungen, und das klang natürlich spannend. Der ungemein interessante Künstler Zlatan sozusagen. Aber in Wirklichkeit war ich nur unsicher, und ich wollte niemanden noch mehr reizen, vor allem Henke Larsson nicht, der ja für mich der reinste Gott war! Er war damals Profi bei Celtic und gerade in diesem Jahr,2001 , erhielt er den Goldenen Schuh als der beste Torschütze aller europäischen Ligen. Henke war krass, und als ich hörte, dass ich im Länderspiel gegen die Schweiz mit ihm zusammen die Spitze bilden sollte, fühlte es sich großartig an.
Es war wieder so ein unglaubliches Ding, und vor dem Spiel brachten mehrere Zeitungen lange Porträts über mich. Sie wollten mich vor meinem internationalen Debüt ordentlich präsentieren, und in diesen Artikeln kam irgendeine Studienrektorin von Sorgenfri zu Wort, also der Schule, wo sie eine Extralehrerin eingesetzt hatten, und sagte, ich sei der wildeste Schüler gewesen, den sie in zweiunddreißig Jahren oder so gehabt habe. Ich war der Rabauke von Sorgenfri. Eine One-Man-Show. Es war Blabla, aber es gab auch anderes, zum Beispiel eine Menge Hoffnungen, dass ich in der Nationalmannschaft einen glänzenden Erfolg hätte. Man wollte mich wirklich als Rabauken und als Star, und ich fühlte, dass ich unter Druck stand.
Aber es wurde kein besonderer Erfolg, mein erstes Spiel. In der Halbzeit wurde ich ausgewechselt, und für die wichtigen WM -Qualifikationsspiele gegen Slowenien und Moldawien in dem Jahr wurde ich nicht nominiert. Lagerbäck und Söderberg setzten stattdessen auf Henke und Allbäck in der Spitze, und das hätte mich ein wenig unbekannter machen sollen. Ich zählte ja kaum zu den Stammspielern der Mannschaft.
Aber nichts funktionierte, wie es sollte. Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich mit der Nationalmannschaft in Stockholm spielen sollte. Wir trafen im Råsunda-Stadion auf Aserbaidschan, und ich fühlte mich immer noch ein bisschen verloren in der Gang. Stockholm war für mich eine andere Welt. Es war wie New York. Ich war verwirrt und unsicher, und es war krank, wie viele scharfe Bräute in der Stadt waren. Ich machte nur große Augen.
Ich sollte zunächst auf der Bank sitzen, und das Stadion war voll besetzt oder so gut wie. Dreiunddreißigtausend waren da, und all die großen Jungs wirkten selbstsicher und schienen daran gewöhnt zu sein, und ich setzte mich auf die Bank und kam mir vor wie ein kleiner Junge.
Aber als das Spiel eine Viertelstunde alt war, passierte etwas. Das Publikum fing an zu schreien. Sie brüllten meinen Namen, und ich kann es nicht erklären, ich schwoll förmlich an, wie aufgepumpt. Ich bekam Gänsehaut. Auf dem Spielfeld waren all die Schwergewichte. Da war Henke Larsson, da war Olof Mellberg, da waren Stefan Schwarz und Patrik Andersson. Aber die
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