Ich bin Zlatan Ibrahimović
Spiel, oder war es etwas Ernstes?
Im Oktober hatten wir ein EM -Qualifikationsspiel gegen Ungarn in Råsunda. Ich hatte die Rufe vom Vorjahr nicht vergessen, aber es fing nicht gut an, und einige der Stockholmer Zeitungen hatten etwas in der Art geschrieben, ich sei eine aufgeblasene Figur, die sich nur mithilfe der Ellenbogen Raum verschaffte. Wenn wir verlören, könnte der EM -Traum in Rauch aufgehen, und sowohl ich als auch die Mannschaft hatten einiges zu beweisen. Aber Ungarn schoss schon nach vier Minuten das 1:0, und es schien keinerlei Rolle zu spielen, wie viele Chancen wir hatten. Es gelang uns nicht, den Ausgleich zu erzielen, und es sah hoffnungslos aus. In der 74. Minute kam eine hohe Flanke von Mattias Jonson, und ich stieg hoch, um zu köpfen. Der Torwart warf sich gegen mich und versuchte, den Ball wegzufausten. Ich weiß nicht, ob er den Ball wirklich traf, aber mich knockte er jedenfalls aus, und alles wurde schwarz. Ich sank zu Boden.
Ich war fünf, zehn Sekunden weg, und als ich wieder zu mir kam, standen die Spieler in einem Kreis um mich herum, und ich begriff nichts: Was ist los? Was geht ab hier? Auf den Rängen war die Hölle los, und die Jungs um mich herum sahen froh und bedrückt zugleich aus.
»Es war ein Tor«, sagte Kim Källström.
»Glaubst du? Wer hat es gemacht?«
»Du. Du hast ins Tor geköpft.«
Ich war groggy, und mir war übel, und sie kamen mit einer Trage und legten mich darauf. Der Mannschaftsarzt war da, und ich wurde hinausgetragen, aber da hörte ich wieder die Rufe: »Zlatan, Zlatan!« Das ganze Stadion schrie, und ich winkte dem Publikum zu. Ich wurde im doppelten Sinn des Wortes hochgehoben, und die ganze Mannschaft fing Feuer. Okay, es wurde nicht mehr als ein 1:1, und wir hätten gewinnen müssen. Kim Källström hätte unter anderem in letzter Minute ein glasklarer Elfmeter zugesprochen werden müssen, den der Schiedsrichter uns verweigerte. Aber daran erinnere ich mich, dass es mir so schlecht und gleichzeitig so gut ging. Kurz darauf wurde ich auf andere Weise krank, ich bekam furchtbares Fieber, das nur 250 Menschen im Land befiel, und auch da geschah etwas Unerwartetes, das viel veränderte.
Es war der Tag vor Heiligabend. Ich war bei meiner Mutter. Ich hatte zwar keine glänzende Hinrunde gespielt, war aber dennoch ziemlich zufrieden. In der Champions League hatte ich fünf Tore geschossen, mehr als in der holländischen Liga, und ich weiß noch, dass Koeman zu mir sagte: »Hör mal, Zlatan, es gibt auch noch eine Liga.« Aber so lief das irgendwie bei mir, besserer Widerstand stachelte mich an, aber wie auch immer, jetzt war ich zu Hause in Rosengård.
Wir hatten frei bis Anfang Januar, dann sollten wir ins Trainingslager und in Kairo ein Spiel machen, und ich musste wirklich ausruhen. Aber bei meiner Mutter war es eng, die Leute schrien und machten Krach und gerieten sich in die Haare. Nirgendwo fand ich richtige Ruhe. Es waren Mama, Sanela, Keki und ich, und wir pflegten Weihnachten zu feiern wie alle anderen, ein einfaches Weihnachtsessen um vier Uhr, und hinterher wurden Geschenke verteilt, und es hätte richtig schön werden können. Aber jetzt hatte ich einfach nicht den Nerv dafür. Ich hatte Kopfschmerzen, und mein ganzer Körper tat weh. Ich musste hier weg und ein bisschen Ruhe finden, oder zumindest mit jemandem reden, der nicht zur Familie gehörte. Nur: Wen konnte ich anrufen?
Jeder hat ja Weihnachten sein eigenes Programm. Weihnachten ist heilig. Helena vielleicht? Ich versuchte es. Nicht dass ich mir große Hoffnungen machte. Sie arbeitete ja ständig, und vermutlich war sie bei ihren Eltern in Lindesberg. Aber nein, sie meldete sich, sie war auf ihrem Hof draußen. Sie habe nichts übrig für Weihnachten, sagte sie.
»Mir geht es so mies«, sagte ich.
»Du Ärmster!«
»Ich ertrage diesen Zirkus zu Hause nicht.«
»Komm doch her«, erwiderte sie. »Ich kümmere mich um dich«, und ehrlich gesagt, das erstaunte mich ein wenig.
Wir hatten ja bis dahin hauptsächlich zusammen gegessen, stundenlang geredet, ich hatte noch nicht bei ihr übernachtet, aber klar, das hörte sich perfekt an, und ich haute ab: »Sorry, Mama, aber ich muss los«, so in dem Stil.
»Jetzt willst du nicht einmal Weihnachten mit uns feiern?«
»Sorry«, und auf dem Land steckte Helena mich ins Bett, und draußen war es still und ruhig, genau, was ich brauchte. Es war richtig schön, und es war überhaupt nicht komisch, mit ihr zusammen zu sein statt mit der
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