Ich bin Zlatan Ibrahimović
großer internationaler Durchbruch werden könnte, und ich begriff, dass viele Augen auf mich gerichtet sein würden, nicht zuletzt die der ausländischen Scouts und Trainer. An den Tagen vor unserer Abreise waren die Fans und die Journalisten wie die Verrückten hinter mir her, und in solchen Momenten war es schön, Henke dabeizuhaben. Er hatte selbst allerlei Theater auf hohem Niveau erlebt, aber der Zirkus um mich zu diesem Zeitpunkt war ja völlig krank, und ich vergesse nie, wie ich ihn später fragte:
»Verflucht, Henke, was soll ich tun? Wenn jemand es wissen müsste, dann du. Wie soll ich mit alldem umgehen?«
»Tut mir leid, Zlatan. Von jetzt an bist du allein. Einen solchen Zirkus hat bisher noch kein Spieler in Schweden erlebt!«
Es tauchte zum Beispiel ein Norweger mit einer beknackten Apfelsine auf. Es war von Apfelsinen geredet worden, seit John Carew in Valencia sich zu Wort gemeldet und meine Art zu spielen kritisiert und ich ihm geantwortet hatte:
»Was John Carew mit einem Fußball macht, das mache ich mit einer Apfelsine«, und jetzt kam also dieser norwegische Journalist und wollte, dass ich zeigte, was ich mit dieser Frucht anstellen konnte.
Aber hör mir auf, warum sollte ich diesen Burschen auch noch berühmt machen? Warum sollte ich mich auf seinen Einfall einlassen?
»Du kannst deine Apfelsine nehmen, sie schälen und aufessen. Vitamine sind gut für dich«, sagte ich, und natürlich wurde auch das aufgebläht nach dem Motto: Was für ein arroganter Schnösel, und es hieß immer häufiger, mein Verhältnis zu den Medien sei angespannt.
Aber ehrlich gesagt, war das so verwunderlich?
11
N IEMAND WUSSTE ETWAS VO N H ELENA UND MIR , nicht einmal ihre Mutter. Wir hatten uns große Mühe gegeben, das, was zwischen uns war, geheim zu halten. Die geringste Angelegenheit, die mich betraf, wurde zu Schlagzeilen, und wir wollten nicht, dass die Journalisten anfingen, in unserer Beziehung zu wühlen und zu graben, bevor wir selbst nicht wussten, was wir eigentlich wollten.
Wir taten alles, um sie um die Story zu bringen, und am Anfang half uns wohl unsere Unterschiedlichkeit ein wenig. Keiner konnte sich vorstellen, dass ich mit einer wie ihr zusammen war, einer elf Jahre älteren Karrierefrau. Wenn wir am selben Ort gesehen wurden, einem Hotel oder so, fiel bei den Leuten der Groschen trotzdem nicht, und das war Glück. Es half uns. Aber dieses ganze Versteckspiel hatte auch seinen Preis.
Helena verlor Freunde und fühlte sich einsam und isoliert, und ich ärgerte mich mehr denn je über die Medien. Im Jahr zuvor war ich nach Göteborg geflogen, wo wir ein Länderspiel gegen San Marino austrugen. Bei Ajax lief es inzwischen gut, und ich war in guter Stimmung und redete ein bisschen freier, so wie in alten Zeiten, unter anderem mit einem Journalisten von Aftonbladet . Ich hatte zwar nicht vergessen, was die Zeitung damals aus der Geschichte in der Spy Bar gemacht hatte, aber ich wollte nicht nachtragend sein, und deshalb redete ich drauflos, erwähnte zum Beispiel, dass ich irgendwann in der Zukunft eine Familie gründen wollte, nichts Besonderes. Nichts Konkretes, nur so dahingesagt – wäre schön, irgendwann mal Kinder zu haben, in der Art. Aber was tat der Journalist?
Er gab seinem Artikel die Form einer Kontaktanzeige. »Willst du mit mir die Champions League gewinnen? Athletischer Bursche, 21 Jahre alt, 192/84, mit dunklem Haar und dunklen Augen, sucht Frau im passenden Alter für seriöse Beziehung«, schrieb er, und hat mich das wohl gefreut? Ich wurde wahnsinnig. Also, hatte das etwas mit Respekt zu tun? Eine Kontaktanzeige! Ich wollte den Idioten zur Sau machen, und deshalb war es nicht gerade gut, dass wir uns schon am nächsten Tag im dunklen Kabinengang im Stadion begegneten.
Wenn ich richtig begreife, hatte die Zeitung Wind davon bekommen, dass ich wütend war. Ich glaube, einer aus der Mannschaft ging hin und erzählte es, und jetzt wollte der Journalist sich entschuldigen, damit es weitergehen konnte, business as usual . Es steckte ja damals schon eine Masse Geld in meinem Namen. Aber ehrlich, mir stand nicht der Sinn danach, und ich vermute, ich kann froh sein, dass ich einigermaßen auf dem Teppich blieb. Es gelang mir, mich zu beherrschen, und ich fauchte ihn nur an: »Was bist du für eine Witzfigur? Und was wolltest du überhaupt sagen? Dass ich Probleme mit Mädchen habe oder was?«
»Es tut mir leid, ich wollte nur …« Er stammelte nur und bekam kein vernünftiges
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