Ich bin Zlatan Ibrahimović
sogar einen Lippenleser, der herausfinden sollte, was Mihajlovi ć mir an den Kopf geworfen hatte. Aber das war nicht leicht. Vieles davon war Serbokroatisch, und stattdessen erklärte Mino, Mihajlovi ć habe Dinge über meine Familie und meine Mutter gesagt, die zu grob seien, um sie zu wiederholen.
»Raiola ist nur ein Pizzabäcker«, erwiderte Mihajlovi ć .
Mino war nie Pizzabäcker gewesen. Er hatte im Restaurant seiner Eltern bei anderen Sachen geholfen, und er konterte: »Das Beste an Mihajlovi ć s Äußerung ist, dass er jetzt beweist, was alle schon wussten: dass er unintelligent ist. Er streitet nicht einmal ab, Zlatan provoziert zu haben. Er ist ein Rassist, das hat er schon vorher gezeigt.«
Es war ein Schlamassel. Vorwürfe gingen hin und her, und Luciano Moggi, der ja vor nichts zurückschreckte, deutete eine Verschwörung an. Die Kameras, die meinen Schlag gegen Córdoba eingefangen hatten, gehörten Mediaset, Berlusconis Medienunternehmen, und Berlusconi war ja der Besitzer des AC Mailand. Waren die Bilder dem Disziplinarausschuss nicht ziemlich schnell zugestellt worden? Sogar der Innenminister Giuseppe Pisanu meldete sich zu Wort mit einem Kommentar, und jeden Tag wurde in den Zeitungen gestritten.
Doch nichts half. Die Sperre wurde bestätigt, und ich sollte beim entscheidenden Spiel gegen Mailand fehlen. Es war meine Saison gewesen, und ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als dabei zu sein und die Meisterschaft zu gewinnen. Aber jetzt sollte ich das Spiel von der Tribüne aus ansehen, und das war hart. Es war ein furchtbarer Druck, und das Scheißgerede prasselte weiter von allen Seiten auf uns ein, und jetzt ging es nicht nur um meine Sperre. Es war der reine Zirkus.
Es war Italien, und Juventus führte ein silenzio stampa ein. Niemand vom Klub durfte mit den Medien reden. Nichts, keine neuen Streitereien über meine Sperre, sollte die Vorbereitung stören. Alle sollten schweigen und sich auf das Spiel konzentrieren, das als eins der wichtigsten Spiele des Jahres in Europa angesehen wurde. Mailand und wir hatten je 76 Punkte. Es war ein Thriller. Das Spiel war das große Gesprächsthema in Italien, und die meisten waren sich einig, die Wettbüros eingeschlossen: Mailand war der Favorit. Achtzigtausend Eintrittskarten waren verkauft, und es war ein Heimspiel für Mailand, und ich war gesperrt, ich, der als Juventus’ wichtigster Spieler angesehen wurde. Adrian Mutu war ebenfalls gesperrt. Zebina und Tacchinardi waren verletzt. Wir hatten nicht unsere beste Elf auf dem Platz, während Mailand eine glänzende Aufstellung hatte, mit Cafú, Nesta, Stam und Maldini in der Abwehr, Kaká im Mittelfeld und Filippo Inzaghi und Schewtschenko in der Spitze.
Ich hatte keine guten Vorahnungen, und es war wirklich nicht lustig, wenn geschrieben wurde, dass es so aussähe, als würden meine Ausbrüche uns die Meisterschaft kosten. »Er muss lernen, sich zu beherrschen. Er muss ruhiger werden.« So hieß es die ganze Zeit, auch von Capello, und es war wirklich verteufelt, dass ich nicht mit dabei sein durfte.
Aber die Mannschaft war unglaublich motiviert. Die Wut über das, was geschehen war, schien alle zu beflügeln, und nach 27 Minuten in der ersten Halbzeit dribbelte Del Piero auf Linksaußen und wurde von Gattuso gestoppt, dem Mailand-Spieler, der härter schuftet als alle anderen, und der Ball flog in einem hohen Bogen zurück, und Del Piero stürmte hinterher. Er machte einen Scherenschlag, und der Ball flog in den Strafraum und kam zu David Trézéguet, der ihn ins Tor köpfte. Aber es war noch lange zu spielen bis zum Schlusspfiff.
Mailand drückte gewaltig, und nach elf Minuten in der zweiten Halbzeit war Inzaghi frei vor dem Tor. Er schoss, und Buffon rettete, der Ball sprang Inzaghi wieder vor die Füße. Er bekam seine zweite Chance, doch der Ball wurde von Zambrotta auf der Torlinie abgewehrt und prallte gegen den Pfosten.
Es gab Chance auf Chance für beide Mannschaften. Del Piero schoss an die Latte, und Cafú verlangte einen Strafstoß. Es war die ganze Zeit etwas. Doch das Ergebnis blieb bestehen. Am Ende hieß es 1:0, und plötzlich waren wir diejenigen, die dichter am Gewinn der Meisterschaft waren, und wenig später durfte ich wieder spielen. Eine Last fiel von meinen Schultern ab, und am 15. Mai sollten wir zu Hause in delle Alpi gegen Parma spielen, und der Druck auf mir war groß. Nicht nur weil es meine Rückkehr nach der Sperre war. Zehn führende Fußballzeitungen
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