Ich bin Zlatan Ibrahimović
Zeit hatte ich einiges zugelegt. Ich war kein spilleriger Ajax-Dribbler mehr. Ich war bissiger und schneller. Ich war keine leichte Beute, in keiner Weise, und hinterher sagte Inters Trainer Roberto Mancini:
»Dieser phänomenale Ibrahimović, wenn er auf dem Niveau spielt, ist er unmöglich zu markieren.«
Aber Gott weiß, dass sie es versuchten, sie stiegen extrem hart ein, und ich antwortete mit der gleichen Härte. Ich war ein Wilder. Ich war Il gladiatore , wie die Zeitungen schrieben, und schon in der vierten Minute knallten Córdoba und ich mit den Köpfen zusammen und blieben beide auf dem Boden liegen. Ich war groggy, als ich wieder aufstand. Córdoba blutete stark und taumelte hinaus und musste genäht werden. Er kam mit einer Bandage um den Kopf zurück, und nichts wurde ruhiger. Nirgendwo! Eher baute sich etwas Ernstes auf, und wir betrachteten einander mit Blicken, die töten sollten. Es war Krieg. Blanke Nerven und entfesselte Aggressivität, und in der dreizehnten Minute landeten ich und Mihajlovi ć nach einem Zusammenprall auf dem Boden.
Einen Moment lang waren wir verwirrt. Was war los? Aber dann entdeckten wir, dass wir nebeneinander auf dem Rasen saßen, und da schoss das Adrenalin hoch, und er machte eine Kopfbewegung. Ich antwortete mit der Andeutung eines Kopfstoßes, es sah bestimmt ekelhaft aus, es war auch als Drohung beabsichtigt, aber ich stieß nur den Kopf in seine Richtung. Wenn ich richtig zugestoßen hätte, wäre er nicht wieder aufgestanden, das kann man mir glauben. Es war mehr ein Touchieren, eine Art zu zeigen: Ich denke nicht daran, dir aus dem Weg zu gehen, du Scheißkerl! Aber Mihajlovi ć hielt die Hand vors Gesicht und ließ sich ins Gras fallen; das war natürlich Theater. Er wollte, dass ich vom Platz gestellt würde. Aber ich wurde nicht einmal verwarnt, nicht da.
Verwarnt wurde ich eine Minute später, nach einem Nahkampf mit Favalli. Es war überhaupt ein Spiel mit vielen Fouls, aber ich spielte gut und war an allen gefährlichen Situationen unsererseits beteiligt, aber Inters Torwart Francesco Toldo war in glänzender Form. Er rettete ein ums andere Mal, und wir gerieten durch ein Kopfballtor von Julio Cruz in Rückstand. Wir versuchten alles, um auszugleichen, es fehlte auch nicht viel, aber wir blieben ohne Torerfolg, und Rache und Krieg lagen in der Luft.
Córdoba wollte sich revanchieren und trat mich in die Hüfte, er wurde daraufhin selbst verwarnt. Materazzi versuchte, mich psychisch kleinzukriegen, und Mihajlovi ć machte weiter mit seinen Beleidigungen und Tacklings und seinem Mist, und ich rackerte. Ich wühlte mich durch. Ich kämpfte und gab kurz vor der Halbzeit einen guten Schuss aufs Tor ab.
In der zweiten Hälfte schoss ich aus der Distanz und traf die Außenseite des Pfostens, genau am Winkel, und dann hatte ich einen Freistoß, den Toldo mit einem wahnsinnigen Reflex abwehrte.
Aber wir erzielten kein Tor, und als nur noch eine Minute zu spielen war, gerieten ich und Córdoba wieder aneinander. Wir stießen zusammen, und direkt danach, aus einem Reflex heraus, wischte ich ihm eine, es war ein Schlag ans Kinn, oder an den Hals. Aber ich fand nicht, dass es etwas Ernsthaftes war, es war ein Teil unseres Kampfs auf dem Platz, und der Schiedsrichter sah es nicht einmal. Aber es hatte Konsequenzen. Wir verloren das Spiel, was an sich schon schlimm war. So wie die Tabelle jetzt aussah, konnte uns das die Meisterschaft kosten.
Aber der Disziplinarausschuss der italienischen Liga untersuchte auch die Fernsehbilder meines Schlags gegen Córdoba und verhängte eine Sperre von drei Spielen gegen mich, und das war eine mittelschwere Katastrophe. Ich würde den Endspurt in der Liga verpassen, auch das entscheidende Spiel gegen den AC Mailand am 8. Mai, und ich fühlte mich ungerecht behandelt. »Ich bin nicht gerecht verurteilt worden«, sagte ich zu den Journalisten. Nach all dem Mist, den ich einstecken musste, und dann wurde ich bestraft.
Es war hart, und mit Hinsicht auf meine Bedeutung für die Mannschaft war es ein Schlag für den ganzen Verein, und die Vereinsführung legte Beschwerde ein und zog den Staranwalt Luigi Chiappero hinzu. Chiappero hatte Juventus gegen die alten Dopinganklagen verteidigt, und er machte jetzt geltend, dass mein Schlag im Kampf um den Ball erfolgt sei oder zumindest unmittelbar im Anschluss daran. Ich sei auch während des gesamten Spiels unfair angegangen und mit Beleidigungen überhäuft worden, sagte er. Er engagierte
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