Ich bin Zlatan Ibrahimović
vielleicht hart.
Aber ich war stinksauer, und wahrscheinlich ist es unmöglich, anderen zu erklären, unter was für einem Druck ich stand. Es waren nicht nur die Medien. Es waren die Fans, das Publikum, der Trainer, die Vereinsführung, die Mannschaftskameraden, das Geld. Ich musste Leistung bringen, und wenn die Tore ausblieben, bekam ich es auf allen Ebenen zu hören, und ich brauchte Ventile. Ich hatte Mino, Helena, die Jungs in der Mannschaft, aber es gab auch anderes, einfachere Sachen, wie meine Autos. Sie gaben mir ein Gefühl von Freiheit. Um diese Zeit bekam ich meinen Ferrari Enzo. Der Wagen war Teil eines Verhandlungspakets über meine Vertragsbedingungen. Wir hatten in einem Raum zusammengesessen, Mino und ich, Moggi und Antonio Giraudo, der Geschäftsführer, und Roberto Bettega, der Klubverantwortliche für die internationalen Angelegenheiten, und über meinen Vertrag diskutiert, als Mino sagte: »Zlatan will einen Ferrari Enzo!«
Alle sahen einander nur an. Wir hatten nichts anderes erwartet. Der Enzo war Ferraris neuestes Spitzenmodell; es war das heftigste Auto, das die Firma je hergestellt hat, und es war nur in 399 Exemplaren gebaut worden, deshalb dachten wir, dass wir vielleicht zu viel verlangten. Aber Moggi und Giraudo schienen die Forderung als plausibel anzusehen. Ferrari gehört ja zum gleichen Konzern wie Juventus. Klar soll der Junge einen Enzo haben, so in etwa.
»Kein Problem. Wir kümmern uns darum«, sagten sie, und ich dachte: Wow, was für ein geiler Klub!
Aber natürlich hatten sie nicht kapiert. Als wir unterschrieben hatten, sagte Antonio Giraudo so nebenbei: »Und dieses Auto, das ist also der alte Ferrari?«
Ich erschrak. Ich sah Mino an.
»Nein«, sagte er. »Das ist der neue, der nur in dreihundertneunundneunzig Exemplaren gebaut worden ist.« Giraudo schluckte.
»Ich glaube, da haben wir ein Problem«, sagte er, und das hatten wir.
Es waren nur noch drei Autos übrig, und sie hatten eine lange Warteliste mit den schwergewichtigsten Namen. Was sollten wir tun? Wir riefen den Ferrari-Chef Luca di Montezemolo an und erklärten ihm die Lage. Es sei schwierig, sagte er, nahezu unmöglich. Aber am Ende gab er doch klein bei. Ich sollte einen bekommen, wenn ich verspräche, ihn nie zu verkaufen.
»Ich werde ihn behalten, bis ich sterbe«, antwortete ich, und ehrlich, ich liebe dieses Auto.
Helena fährt es nicht gern. Es ist ihr zu wild und zu bockig. Aber ich bin verrückt danach, und nicht nur aus den üblichen Gründen: Er ist cool, heftig, schnell; hier bin ich, der Typ, der es im Leben zu etwas gebracht hat. Nein, der Enzo gibt mir das Gefühl, dass ich härter arbeiten muss, um ihn zu verdienen. Er hindert mich daran, mich zufrieden zurückzulehnen, und ich kann ihn ansehen und denken: Wenn ich mich nicht anstrenge, wird er mir abgenommen. Das Auto wurde zu einem weiteren Antrieb, einem Ansporn.
Andere Male, wenn ich einen Kick brauchte, ließ ich mich tätowieren. Tätowierungen wurden wie eine Droge für mich. Ich wollte ständig etwas Neues haben. Aber ich folgte dabei nie spontanen Impulsen. Alles war durchdacht. Anfänglich war ich allerdings dagegen gewesen und hielt Tätowierungen irgendwie für den Ausdruck von schlechtem Geschmack. Aber ich ließ mich auf jeden Fall versuchen. Alexander Östlund half mir in die Branche, und meine erste Tätowierung war mein Name in Weiß, von Hüfte zu Hüfte. Er ist nur sichtbar, wenn ich gebräunt bin. Es war hauptsächlich ein Test.
Danach wurde ich kühner. Ich hörte den Ausdruck » Only God can judge me «. Sie konnten in ihren Zeitungen schreiben, was sie wollten. Von den Rängen brüllen, so viel sie wollten. Sie würden mir dennoch nichts anhaben können. Nur Gott konnte über mich richten! Das gefiel mir. Man muss seinen eigenen Weg gehen, und ich ließ mir diese Worte eintätowieren. Außerdem ließ ich einen Drachen machen, denn der Drache steht in der japanischen Kultur für den Krieger, und ich war ein Krieger.
Ich ließ mir einen Karpfen tätowieren, den Fisch, der gegen den Strom schwimmt, und ein Buddhasymbol, das gegen Leiden schützt, und die fünf Elemente, Wasser, Feuer, Erde und so. Ich ließ mir die Namen meiner Familie tätowieren; die Männer auf der rechten Hand, also auf der Seite, die für die Kraft steht, Papa, meine Brüder, später dann die Söhne, und die Frauen auf der linken Seite, der Seite des Herzens, Mama, Sanela, nicht meine Halbschwestern, die mit der Familie gebrochen hatten.
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