Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
aufwallen. Ich sah mich selbst, wie mir der Atem stockte, aber ich lachte.
»Weiß, oder?«, sagte ich, und er lachte mit mir, und dann stellte er beide Flaschen auf den Tisch und kam auf mich zu. Seine Arme umschlangen mich, und dann schloss ich die Augen, und mein Mund öffnete sich wie von selbst, und ich küsste ihn, und er mich, und ich spürte seinen Penis, der in meinen Schritt drückte, und meine Hand, die sich darauf zubewegte. Und noch während ich ihn küsste, dachte ich:
Ich muss mich daran erinnern, was das für ein Gefühl ist. Ich muss das in mein Buch einbauen. Über so was will ich schreiben.
Dann fiel ich ihm entgegen, drückte meinen Körper an seinen, und seine Hände begannen, an meinem Kleid zu zerren, nach dem Reißverschluss zu tasten. »Hör auf!«, sagte ich, »Nicht –«, doch obwohl ich nein sagte, ihn bat, aufzuhören, hatte ich das Gefühl, ihn mehr zu wollen, als ich je zuvor einen Menschen gewollt hatte. »Nach oben«, sagte ich, »schnell«, und dann stolperten wir aus der Küche, während er weiter versuchte, mich auszuziehen, und beeilten uns, in das Schlafzimmer mit dem grauen Teppich und der blaugemusterten Tapete zu kommen, und die ganze Zeit dachte ich:
Ja, darüber sollte ich in meinem nächsten Roman schreiben, dieses Gefühl will ich wiedergeben.
Ich taumelte. Der Klang von zersplitterndem Glas, und das Bild vor mir verschwand. Als wäre die Filmspule zu Ende und die Bilder auf der Leinwand würden durch flackerndes Licht und die Schatten von Staubpartikeln ersetzt. Ich öffnete die Augen.
Ich war noch immer in der Küche, aber jetzt stand Dr. Nash vor mir und Amanda ein Stückchen hinter ihm, und beide sahen mich beunruhigt und ängstlich an. Ich merkte, dass ich das Glas hatte fallen lassen.
»Christine«, sagte Dr. Nash. »Christine. Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Ich antwortete nicht. Ich wusste nicht, wie mir zumute war. Es war das erste Mal – soweit ich wusste –, dass ich mich an meinen Mann erinnert hatte.
Ich schloss die Augen und versuchte, die Vision zurückzuholen. Ich versuchte, den Fisch zu sehen, den Wein, meinen Mann, mit Bart, nackt, seinen wippenden Penis, aber da kam nichts. Die Erinnerung war verschwunden, verpufft, als hätte es sie nie gegeben oder als wäre sie von der Gegenwart weggeätzt worden.
»Ja«, sagte ich. »Alles in Ordnung. Ich –«
»Was haben Sie?«, fragte Amanda. »Geht’s Ihnen gut?«
»Ich habe mich an etwas erinnert«, sagte ich. Ich sah, wie Amandas Hände hoch zu ihrem Mund flogen, wie ihr Gesicht einen beglückten Ausdruck annahm.
»Wirklich?«, sagte sie. »Das ist ja wunderbar. Was war es? Woran haben Sie sich erinnert?«
»Bitte –«, sagte Dr. Nash. Er trat vor und nahm meinen Arm. Glassplitter knirschten unter seinen Schuhen.
»An meinen Mann«, sagte ich. »Hier. Ich habe mich an meinen Mann erinnert –«
Amandas Miene verdunkelte sich.
Mehr nicht?
, schien sie zu sagen.
»Dr. Nash?«, sagte ich. »Ich hab mich an Ben erinnert!« Ich begann zu zittern.
»Gut«, sagte Dr. Nash. »Gut! Ausgezeichnet!«
Gemeinsam führten sie mich rüber ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf das Sofa. Amanda reichte mir eine Tasse heißen Tee, einen Teller mit einem Keks. Sie versteht es nicht, dachte ich. Kann sie auch nicht. Ich habe mich an Ben erinnert. An mich, als ich jung war. An uns beide zusammen. Ich weiß, dass wir uns geliebt haben. Ich muss es ihm nicht mehr einfach bloß glauben. Das ist wichtig. Weit wichtiger, als sie es sich vorstellen kann.
Den ganzen Weg nach Hause war ich aufgeregt. Durchströmt von einer nervösen Energie. Ich betrachtete die Außenwelt – diese fremde, geheimnisvolle, unbekannte Welt –, und ich sah keine Bedrohung darin, sondern Möglichkeiten. Dr. Nash sagte mir, dass wir seiner Meinung nach echte Fortschritte machten. Er schien begeistert.
Das ist gut
, sagte er immer wieder.
Das ist gut
. Ich war nicht sicher, ob er meinte, dass es gut für mich war oder für ihn, für seine Karriere. Er sagte, er würde gern einen Scan machen lassen, und ich stimmte zu, fast ohne zu überlegen. Außerdem gab er mir ein Handy und sagte, dass es mal seiner Freundin gehört hatte. Es sah anders aus als dasjenige, das Ben mir gegeben hatte. Es war kleiner, und man musste es aufklappen, dann kamen eine kleine Tastatur und ein Bildschirm zum Vorschein.
Ein Ersatzhandy
, sagte er.
Sie können mich jederzeit anrufen. Wann immer es wichtig ist. Und Sie sollten es stets bei sich haben. Ich
Weitere Kostenlose Bücher