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Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
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er wohl verbarg. »Ja«, sagte er, und dann: »So viel Mühe mache ich mir nicht bei allen meinen Patienten.« Ich sagte nichts. Er lächelte. »Ich denke wirklich, es könnte helfen, Christine.«
    Wie hätte ich da nein sagen können?
     
    Ich hatte vorgehabt, auf der Fahrt dorthin in meinem Tagebuch zu schreiben, aber kaum hatte ich meinen letzten Eintrag zu Ende gelesen, als wir auch schon vor einem Haus hielten. Ich klappte das Buch zu und blickte auf. Das Haus sah so ähnlich aus wie dasjenige, wo er mich am Morgen abgeholt hatte – in dem ich jetzt wohne, wie ich mir immer wieder sagen musste –, mit roten Mauern und lackiertem Holz und dem gleichen Erkerfenster und einem gepflegten Garten. Dieses Haus war vielleicht ein klein wenig größer, und ein Dachfenster ließ einen ausgebauten Speicher vermuten, den wir nicht haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum wir hier weggezogen waren, um ein paar Meilen weiter ein fast identisches Haus zu beziehen. Nach einem Moment begriff ich: Erinnerungen. Erinnerungen an eine bessere Zeit, vor meinem Unfall, als wir glücklich waren, ein normales Leben lebten. Ben musste sie haben, selbst wenn ich sie nicht hatte.
    Plötzlich war ich mir sicher, dass das Haus mir Dinge offenbaren würde. Meine Vergangenheit offenbaren würde.
    »Ich möchte reingehen«, sagte ich.
     
    Ich unterbreche hier. Ich möchte den Rest schreiben, aber er ist wichtig – zu wichtig, um es zu überhasten –, und Ben kommt jeden Moment nach Hause. Er ist schon etwas spät dran; der Himmel ist dunkel, auf der Straße ist das Schlagen von Türen zu hören, Menschen, die von der Arbeit nach Hause kommen. Autos werden vor dem Haus langsamer – bald wird eines davon Bens sein, und er wird hereinkommen. Es ist besser, wenn ich jetzt aufhöre, wenn ich mein Buch wegpacke, sicher im Kleiderschrank verstecke.
    Ich schreibe später weiter.
    ***
    Ich schob gerade den Deckel auf den Schuhkarton, als ich Bens Schlüssel im Schloss hörte. Er rief meinen Namen, als er ins Haus trat, und ich erwiderte, dass ich gleich runterkommen würde. Obwohl ich keine Veranlassung habe, so zu tun, als hätte ich nicht gerade in den Kleiderschrank geschaut, schloss ich die Tür möglichst leise, dann ging ich meinen Mann begrüßen.
    Der Abend war zerfahren. Mein Tagebuch lockte mich. Während wir aßen, überlegte ich, ob ich weiterschreiben könnte, ehe ich den Abwasch machte, und während ich den Abwasch machte, überlegte ich, ob ich Kopfschmerzen vortäuschen sollte, um weiterzuschreiben, sobald alles gespült war. Dann jedoch, als ich in der Küche fertig war, sagte Ben, er müsste noch etwas arbeiten, und ging in sein Arbeitszimmer. Ich seufzte erleichtert und sagte, ich würde schon mal ins Bett gehen.
    Und da bin ich jetzt. Ich kann Ben hören – das Klick-Klick-Klick seiner Tastatur –, und ich muss zugeben, das Geräusch ist wohltuend. Ich habe gelesen, was ich geschrieben hatte, ehe Ben nach Hause kam, und kann mich jetzt erneut so sehen, wie ich heute Nachmittag war: in einem Auto vor einem Haus, in dem ich einmal gelebt habe. Ich kann mit meiner Geschichte weitermachen.
     
    Es geschah in der Küche.
    Eine Frau – Amanda – hatte auf das eindringliche Summen der Türklingel hin geöffnet, um Dr. Nash mit einem Händedruck und mich mit einem Blick zu begrüßen, der irgendwo zwischen Mitleid und Faszination lag. »Sie müssen Christine sein«, sagte sie, den Kopf zur Seite geneigt und eine manikürte Hand ausgestreckt. »Kommen Sie doch herein!«
    Sie schloss die Tür hinter uns. Sie trug eine cremefarbene Bluse, Goldschmuck. Sie stellte sich vor und sagte: »Bleiben Sie, so lange Sie möchten, okay? So lange Sie brauchen. Ja?«
    Ich nickte und schaute mich um. Wir standen in einer hellen, mit Teppichboden ausgelegten Diele. Sonnenlicht strömte durch die Fensterscheibe, beleuchtete eine Vase mit roten Tulpen, die auf einem Beistelltisch stand. Das Schweigen war lang und unbehaglich. »Es ist ein schönes Haus«, sagte Amanda schließlich, und einen Moment lang fühlte ich mich, als wären Dr. Nash und ich potentielle Käufer und sie eine Immobilienmaklerin, die unbedingt ein Geschäft abschließen wollte. »Wir haben es vor zehn Jahren gekauft. Wir fühlen uns hier richtig wohl. Es ist so hell. Sollen wir rüber ins Wohnzimmer gehen?«
    Wir folgten ihr. Der Raum war klar, geschmackvoll. Ich spürte nichts, nicht mal ein vages Gefühl von Vertrautheit. Es hätte irgendein Wohnzimmer in

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