Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Ich. Darf. Nicht. Schlafen.

Titel: Ich. Darf. Nicht. Schlafen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. J. Watson
Vom Netzwerk:
angerufen und wollte mit Ihnen sprechen. Sie hat ihre Telefonnummer hinterlassen.«
    Ich wurde aufgeregt. Ich hörte die Toilettenspülung und dann Wasser ins Waschbecken laufen. »Ich verstehe nicht«, sagte ich. »Vor kurzem?«
    »Nein«, sagte er. »Das war ein paar Wochen, nachdem Ben Sie nach Hause geholt hat. Da Sie nicht mehr da waren, hat sie sich Bens Nummer geben lassen, aber, na ja, Nicole meinte, Claire hätte kurz darauf wieder angerufen und gesagt, dass sie ihn unter der Nummer nicht erreicht hat. Sie hat gefragt, ob sie Ihre Adresse haben könnte. Die konnten sie ihr natürlich nicht geben, aber sie hat ihre Nummer hinterlassen, für den Fall, dass Sie oder Ben mal anrufen würden. Nicole hat nach unserem Telefonat heute Morgen einen Zettel mit der Nummer in Ihrer Akte gefunden und mich noch mal angerufen, um sie mir zu geben.«
    Ich verstand kein Wort. »Aber wieso haben sie mir die Nummer nicht einfach per Post geschickt? Oder an Ben?«
    »Nun ja, Nicole meinte, das hätten sie. Aber weder Sie noch Ihr Mann hätten je reagiert.« Er verstummte.
    »Ben kümmert sich um die ganze Post«, sagte ich. »Er holt sie morgens aus dem Briefkasten. Jedenfalls hat er das heute Morgen gemacht …«
    »Hat Ben Ihnen Claires Nummer gegeben?«
    »Nein«, sagte ich. »Nein. Er hat gesagt, wir hätten seit Jahren keinen Kontakt mehr. Sie ist ausgewandert, kurz nachdem wir geheiratet haben. Nach Neuseeland.«
    »Okay«, sagte er und dann: »Christine? Sie haben mir das schon mal erzählt, und … na ja … es ist keine ausländische Nummer.«
    Ich spürte Furcht in mir aufkeimen, obwohl ich nicht hätte sagen können, warum.
    »Dann ist sie wieder zurückgekommen?«
    »Laut Nicole hat Claire Sie im Waring House ständig besucht. Sie war fast genauso oft da wie Ben. Und Nicole hat nie irgendwas davon gehört, dass sie ausgewandert wäre. Weder nach Neuseeland noch sonst wohin.«
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich plötzlich alles beschleunigte, sich zu schnell für mich bewegte, um noch mitzukommen. Ich konnte Ben oben hören. Die Dusche lief nicht mehr, der Boiler schwieg. Es gibt bestimmt eine vernünftige Erklärung dafür, dachte ich. Es muss eine geben.
    Mir war, als müsste ich nur alles wieder verlangsamen, um aufzuholen und herausfinden zu können, wie diese Erklärung aussah. Ich wollte, dass er aufhörte zu reden, das Gesagte zurücknahm, aber er tat es nicht.
    »Da ist noch was«, sagte Dr. Nash. »Es tut mir leid, Christine, aber Nicole hat mich gefragt, wie es Ihnen geht, und ich hab ihr ein bisschen was von Ihnen erzählt. Sie war überrascht, dass Sie wieder mit Ben zusammenleben. Ich habe sie gefragt, wieso.«
    »Okay«, hörte ich mich sagen. »Reden Sie weiter.«
    »Es tut mir leid, Christine, aber hören Sie. Nicole hat gesagt, Sie und Ben seien geschieden.«
    Der Raum kippte weg. Ich packte die Sessellehne, als wollte ich mich daran festhalten. Das ergab keinen Sinn. Im Fernseher schrie eine blonde Frau einen älteren Mann an, schleuderte ihm entgegen, dass sie ihn hasste. Ich hätte auch am liebsten geschrien.
    »Was?«, sagte ich.
    »Sie hat gesagt, Sie und Ben seien getrennt. Ben hat Sie verlassen. Etwa ein Jahr nach Ihrer Verlegung ins Waring House.«
    »Getrennt?«, sagte ich. Mir war, als würde das Zimmer zurückweichen, immer kleiner werden. Verschwinden. »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Jedenfalls hat sie das gesagt. Sie hat gesagt, sie glaubt, es könnte etwas mit Claire zu tun gehabt haben. Mehr wollte sie aber nicht sagen.«
    »Claire?«, sagte ich.
    »Ja«, sagte er. Trotz meiner eigenen Verwirrung entging mir nicht, wie schwer ihm das Gespräch fiel, das Zögern in seiner Stimme, die bedächtige Suche nach den richtigen Worten. »Mir ist schleierhaft, warum Ben Ihnen nicht alles erzählt«, sagte er. »Bestimmt glaubt er, das Richtige zu tun. Sie zu schützen. Aber das jetzt? Ich weiß nicht. Ihnen zu verschweigen, dass Claire noch im Lande ist? Ihre Scheidung zu unterschlagen? Ich weiß nicht. Es kommt mir nicht richtig vor, aber ich schätze, er wird seine Gründe haben.« Ich sagte nichts. »Ich dachte, Sie sollten vielleicht mit Claire reden. Möglicherweise kann sie Ihnen manches erklären. Vielleicht spricht sie sogar mit Ben. Ich weiß es nicht.« Wieder eine Pause. »Christine? Haben Sie was zu schreiben? Soll ich Ihnen die Telefonnummer durchgeben?«
    Ich schluckte schwer. »Ja«, sagte ich. »Ja, bitte.«
    Ich griff nach einer Ecke der Zeitung auf dem Couchtisch und

Weitere Kostenlose Bücher