Ich darf nicht vergessen
auftauchte, saà ich immer noch am Küchentisch, aber diesmal stand ein Glas vor mir, das zur Hälfte mit einer orangefarbenen Flüssigkeit gefüllt war, daneben alle möglichen bunten Pillen. Was ist das?, fragte ich Magdalena und zeigte darauf. Die Farben stimmten nicht. Die orangefarbene Flüssigkeit neben den kleinen, kunterbunten Kugeln. Blau, rot und gelb. Gift. Ich würde nicht darauf hereinfallen. Ich hatte es sofort durchschaut. Habe alles in der Toilette runtergespült, als Magdalena gerade mit etwas anderem beschäftigt war.
Aber zurück zum Thema:
Der Streit zwischen Ihnen und Mrs OâToole Mitte Februar, wiederholte der Mann leicht gereizt.
Merken Sie nicht, dass sie sich nicht erinnert?, fragte Magdalena.
Wie praktisch, sagte der andere Mann. Er schaute den ersten Mann an und hob die Brauen. Verschwörer.
Sie ist krank, sagte Magdalena. Das wissen Sie doch. Sie haben das Gutachten ihres Arztes. Sie wissen, um was für eine Krankheit es sich handelt.
Der erste Mann ergriff wieder das Wort. Wie standen Sie im Februar zu Mrs OâToole?
So wie immer, nehme ich an, sagte ich. Wir stehen uns nahe, aber wir geraten uns auch leicht in die Haare. Amanda ist in verschiedener Hinsicht eine schwierige Person.
Zum ersten Mal sagte die Frau etwas. Ja, das haben wir schon gehört, bemerkte sie. Sie gestattete sich ein angedeutetes Lächeln. Mit einem Nicken gab sie dem ersten Mann zu verstehen, er solle fortfahren.
Sieben Tage, bevor ihre Leiche gefunden wurde, hatten Sie mit Mrs OâToole einen Streit. Bei ihr zu Hause. Am Tag des Mords.
Was für ein Mord?
Beantworten Sie einfach die Frage. Warum sind Sie am fünfzehnten Februar zu Amanda OâToole gegangen?
Wir haben uns ständig gegenseitig besucht. Ich hatte einen Hausschlüssel von ihr und sie von mir.
Aber an dem speziellen Tag? Was haben Sie da gemacht? Laut Aussage unseres Zeugen haben Sie nicht angeklopft, sondern sind einfach hineingegangen. Das war ungefähr um halb zwei. Um zwei Uhr hat dieser Nachbar laute Stimmen gehört. Einen Streit.
Ich schüttelte den Kopf.
Hören Sie, es ist doch offensichtlich, dass sie es nicht weiÃ, sagte Magdalena. Wenn Sie wieder gehen, wird sie sich zehn Minuten später nicht mehr erinnern, dass Sie überhaupt hier gewesen sind. Können Sie sie nicht endlich in Frieden lassen? Wie oft wollen Sie ihr diese Fragen denn noch stellen?
Der erste Mann wollte etwas sagen, aber die Frau brachte ihn zum Schweigen. An dem Abend wurde Amanda OâToole zum letzten Mal lebend gesehen, sagte sie. Gegen halb sieben ist sie zum Drugstore gegangen, hat Zahnpasta gekauft und sich bei Dominickâs einige Lebensmittel besorgt. Aber am nächsten Morgen hat sie ihre Zeitung nicht hereingeholt. Es kommt zeitlich hin. Zumindest ist Dr. White eine der letzten Personen, die Mrs OâToole lebend gesehen haben. Bevor sie umgebracht wurde.
Die Welt geriet aus den Fugen. Es wurde dunkel. Mein Körper wurde zu Stein.
Umgebracht? Amanda?, fragte ich. Aber es stimmte. Irgendwie wusste ich das. Ich war nicht schockiert. Ich war nicht überrascht. Es war wiedererwachte Trauer.
Nach kurzem Schweigen sprach die Frau wieder. Ihre Stimme klang jetzt sanfter. Das ist bestimmt schlimm. Diesen Augenblick immer und immer wieder zu durchleben.
Ich zwang mich zu atmen, meine Fäuste zu öffnen, zu schlucken. Magdalena legte mir eine Hand auf die Schulter.
Und warum sind Sie dann jetzt hier?, fragte sie. Wir sind das alles schon mehrmals durchgegangen. Warum noch einmal? Warum jetzt? Sie haben keine Beweise.
Schweigen.
Also, warum sind Sie jetzt hier?, fragte Magdalena noch einmal. Niemand schaute mich an.
Reine Routine. Wir versuchen herauszufinden, ob Dr. White uns in irgendeiner Weise weiterhelfen kann.
Wie das denn?
Vielleicht hat sie etwas gesehen. Oder gehört. Vielleicht weià sie etwas, von dem sonst niemand etwas weiÃ. Plötzlich schaute die Frau mich an.
Gab es da etwas?, fragte sie. Ist in letzter Zeit irgendetwas AuÃergewöhnliches in Amandas Leben vorgefallen? Hatte jemand einen Groll auf sie? Hatte jemand Grund ⦠ihr übelzuwollen?
Jetzt schauten mich alle an. Aber ich war gar nicht da. Ich war in Amandas Haus, saà an ihrem Küchentisch, wir amüsierten uns köstlich darüber, wie sie die Vorsitzende des Neighborhood Watch-Vereins nachäffte, die die Polizei angerufen hatte, um einen gefährlichen Einbrecher zu
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