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Ich darf nicht vergessen

Ich darf nicht vergessen

Titel: Ich darf nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice LaPlante
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melden, der in die Kirche eindringen wollte, sich dann jedoch als entlaufener Labrador entpuppte, der an einen Strauch pinkelte.
    Es war eine einfache Küche, die nie modernisiert und dem Standard im Viertel angepasst worden war. Peter und Amanda, er Lehrer und sie damals Theologiestudentin, hatten das Haus gekauft, bevor die Gegend schick und teuer geworden war.
    Einfache Küchenmöbel aus Kiefernholz, weiß gestrichen. Linoleumboden mit schwarz-weißem Schachbrettmuster. Ein zwanzig Jahre alter großer Kühlschrank in Avocadogrün. Amanda nahm einen angebrochenen Marmorkuchen aus dem Schrank, der vom letzten Elternsprechtag übrig war, und schnitt zwei trockene Stücke davon ab. Ich nahm einen Bissen und spuckte ihn gleich wieder aus, und sie tat das Gleiche. Wieder mussten wir lachen.
    Und plötzlich fehlte sie mir ganz schrecklich.
    Die Polizistin hatte mich die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Genug, sagte sie. Das reicht für heute.
    Danke, sagte ich, und unsere Blicke begegneten sich kurz. Dann gingen die drei.
    1 . März. Laut Kalender. Unser Hochzeitstag. Meistens vergesse ich ihn, aber James nie. Er macht mir keine extravaganten Geschenke zu bestimmten Festtagen– die hebt er auf für Momente, in denen ich am wenigsten damit rechne–, und doch sind auch die, die er mir zu diesen Gelegenheiten macht, immer auf herrliche Weise außergewöhnlich. Was wird es heute sein? Ich komme mir vor wie ein Hund, der vor lauter freudiger Erwartung ein Loch in den Teppich scharrt. Nicht dass ich oft in einen solchen Zustand gerate. Nein. Und ich lasse mich auch nicht von ihm dabei ertappen. Trotzdem ist diese Aufregung da, diese Vorfreude, die nicht nachlässt. Mein Parasit, der im Dunkeln gedeiht, dessen Wesen während unserer ganzen Ehe mysteriös bleibt. Das gemeinsame Badezimmer, die auf dem Boden verstreuten Kleider, die Krümel unter dem Frühstückstisch. Trotz allem ist er mir immer noch ein Rätsel. Ein Geschenk der Götter, das ist mein James. Und heute, während ich auf seine Rückkehr aus unbekannten Gefilden warte, danke ich den Göttern.
    I ch nehme das erste Fotoalbum zur Hand, das mit der Aufschrift 1998 – 2000. Die Frau, die mir hilft, besteht darauf. Sie begreift nicht, wie stupide es ist, durch ein Meer aus unbekannten Gesichtern und Orten geführt zu werden, alle in schwarzen Großbuchstaben gekennzeichnet wie für ein begriffsstutziges Kind. Für mich.
    Immer und immer wieder gefragt zu werden: Und wer ist das? Erinnern Sie sich an sie? Erinnern Sie sich an diesen Ort? Es ist, als würde einen ein Fremder zwingen, sich Urlaubsschnappschüsse von Orten anzusehen, zu denen man nie hinwollte.
    Aber heute tue ich, was unser Gruppenleiter vorgeschlagen hat. Ich werde auf jedem Foto nach Hinweisen suchen. Ich werde das Buch als historisches Dokument und mich selbst als Anthropologin betrachten, die Fakten sammelt und Theorien entwickelt. Aber zuerst die Fakten. Wie immer.
    Ich habe mein Notizheft neben mir liegen, während ich die Fotos betrachte. Um aufzuschreiben, was ich entdeckt habe.
    Das erste Foto, unter dem der Name Amanda steht, ist mit September 1998 datiert. Amanda und Peter. Ein strahlendes älteres Paar. Es könnte ein Werbefoto für gesundes Altern sein.
    Die Frau trägt ihr halblanges, dichtes weißes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Man sieht ihr an, wie stark und kompetent sie ist. Ihre Fältchen unterstreichen den Eindruck noch. Eine solche Frau wünscht man sich nicht als Chefin. Ihr gegenüber müsste man sich durchsetzen, oder man würde untergehen. Eine Managerin? Eine Politikerin? Eine Frau, die es gewohnt ist, Gruppen anzuführen. Sogar Menschenmassen.
    Der Mann neben ihr ist ein vollkommen anderer Typ. Sein Bart ist im Gegensatz zu seinem schwarzen Haupthaar schon ganz ergraut. Er steht etwas hinter der Frau und ist kaum größer als sie. In seinem Lächeln liegt mehr Humor, mehr Liebenswürdigkeit.
    Wenn man Hilfe oder einen Rat bräuchte, würde man sich eher an ihn wenden. An sie, wenn es darum ginge, entschlossen zu handeln. Ich kann seine linke Hand nicht sehen. An ihrer Hand sehe ich einen Ehering. Falls die beiden ein Ehepaar waren, bestand kein Zweifel daran, wer das Sagen hatte.
    Darüber hinaus bietet das Foto nur wenige interessante Details. Die beiden stehen auf einer Veranda– die meisten Backsteinhäuser in unserer Straße haben

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