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Ich darf nicht vergessen

Ich darf nicht vergessen

Titel: Ich darf nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice LaPlante
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Geste für: Gib her. Aber er reagiert nicht.
    Du hast das hier vergessen, sagt er. Er hält die Kette mit einem Finger hoch und lässt das Medaillon schwingen. Das könnte ein Problem sein, sagt er.
    Ich versuche mich zu erinnern. Es gibt irgendeinen Zusammenhang. Aber er fällt mir nicht ein. Ich greife noch einmal nach dem Medaillon, diesmal in der Absicht, es mir zu nehmen, ohne zu fragen. Aber James zieht seine Hand blitzschnell zurück. Und dann ist er plötzlich weg. Ich fühle mich alleingelassen, Tränen brennen in meinen Augen.
    Die Leute kommen und gehen so schnell hier.
    M ark sitzt mit mir in dem großen Raum. Bitte, Mom, fleht er. Du weißt, ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht dringend wäre.
    Ich versuche zu verstehen. Die Leute beobachten uns. Eine Szene! Der Fernseher ist ausgeschaltet, sie lechzen nach einem Drama. Und schon spielt es sich vor ihnen ab, mit Mark und mir als Hauptpersonen. Aber ich verstehe immer noch nicht, was er sagt.
    Mom, es ist nur bis Ende des Jahres. Bis wir unseren Bonus bekommen.
    Sein Haar ist zu lang. Ist er verheiratet? Er hatte mal ein Mädchen. Was ist aus ihr geworden? Er wirkt so unglaublich jung, sie sind alle so unglaublich jung. Ich habe Fiona gefragt, aber sie sagt Nein. Mom, kannst du mich verstehen? Mark als Zehnjähriger. Ein zarter Junge. Fiona ist kleiner als er, und doch beschützt sie ihn. Er hat bei einer Mutprobe das Garagenfenster der Millers mit einem Baseballschläger eingeschlagen, doch es ist Fiona, die bei ihnen klingelt und sich erbietet, sechs Wochen lang ihren Rasen zu mähen, um für das Fenster zu bezahlen.
    Das hättest du nicht zulassen dürfen, sage ich ihm. Du hättest die Verantwortung übernehmen müssen.
    Mom? Bleib bei mir.
    Und letzte Nacht bist du betrunken nach Hause gekommen. Ich habe Fiona dabei erwischt, wie sie dein Erbrochenes vom Wohnzimmerteppich aufgewischt hat. Fiona beschützt dich.
    Fiona hier, Fiona da. Du glaubst ja gar nicht, wie mir das zum Hals raushängt.
    Was hast du diesmal getan, dass nicht mal deine kleine Schwester dich in Schutz nimmt?
    Mom, ich verspreche dir, ich schwöre dir, es ist das letzte Mal. Jetzt wird er allmählich wütend. Du hast mehr, als du brauchst. Irgendwann kriegen Fiona und ich es sowieso. Was macht es schon, wenn du mir einen kleinen Vorschuss gibst?
    Immer mehr Leute kommen herein und starren uns an. Sogar der Vietnamveteran nimmt sich einen Stuhl. Unterhaltung! Mark wird vor Wut immer lauter.
    Wenn du Fiona sagen würdest, dass du einverstanden bist, würde sie mir das Geld geben. Warum tust du das nicht für mich? Nur dieses letzte Mal.
    Ich war eine zurückhaltende Mutter. Und es war nicht leicht, Mark zu lieben. Ich erinnere mich, wie ich ihn einmal zum Trost in den Arm nehmen wollte, als er weinte, weil er sich auf dem Spielplatz verletzt hatte, und es verdross mich, wie unbeholfen das Ganze war, die spitzen Ellbogen und die knochigen Knie. Aber er ist dennoch mein Junge.
    Mom? Er beobachtet mich aufmerksam.
    Ja.
    Tust du es?
    Was?
    Gibst du mir das Geld?
    Du willst Geld? Warum hast du das nicht gleich gesagt. Ja, natürlich gebe ich es dir. Ich hole nur schnell mein Scheckheft.
    Ich stehe auf und will in mein Zimmer gehen, um meine Handtasche zu holen, aber Mark hält mich zurück. Er hält mir ein Notizheft und einen Stift hin.
    Mom, du hast kein Scheckheft mehr. Das hat Fiona. Du brauchst nur hier reinzuschreiben, dass du mir das Geld leihst. Nur diese Worte: Ich leihe Mark 50 000 Dollar. Nein, da fehlen noch ein paar Nullen. So ist es richtig. Und jetzt musst du noch unterschreiben. Super! Großartig! Es wird dir nicht leidtun, das verspreche ich dir. Ich werde dir beweisen, dass ich alles in Ordnung bringe.
    Er ist schon fast an der Tür, dann besinnt er sich, kommt noch einmal zurück und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich hab dich lieb, Mom. Ich weiß, dass ich manchmal ein Mistkerl bin, aber ich hab dich wirklich lieb. Und nicht nur wegen dem Geld.
    Die Show ist zu Ende, sage ich den Leuten, die sich versammelt haben. Geht in eure Zimmer. Husch! Sie flitzen davon wie Küchenschaben.
    L iebe, überall, Liebe. Die Leute tun sich zu zweit zusammen, manchmal zu dritt. Paarungen, die vielleicht eine Stunde halten, vielleicht einen Tag. Der zweite Frühling.
    Die Frau ohne Hals wechselt ihre Partner am laufenden Band. Sie wird mit jedem intim. Was hier Händchenhalten

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