Ich darf nicht vergessen
gebucht. Du und Dad, ihr seid ein paarmal mit uns in New Providence gewesen, weiÃt du noch? Dorthin werde ich nicht fahren. Ich habe in letzter Zeit ein bisschen zu viel in der Vergangenheit gewühlt. Und die Zukunft sieht so düster aus. Du. Mark drauf und dran unterzugehen. Ich möchte mal ein paar Tage nicht daran denken. Also von jetzt an fünf Tage. Das müsstest du eigentlich verstehen.
Es fällt mir schwer, ihre Worte aufzunehmen. Ihr Gesicht entgleitet mir.
Ja, schlaf wieder ein. Es ist schon spät. Ich wollte dich nicht wecken, wollte mich nur verabschieden. Es ist ja nur für ein paar Tage. Nächsten Mittwoch bin ich wieder zurück, und am Donnerstag komme ich dich besuchen. Laura weiÃ, wie sie mich erreichen kann.
Sie steht auf, immer noch vor lauter Energie wie elektrisiert.
Tschüs, Mom. Ehe du überhaupt gemerkt hast, dass ich weg bin, bin ich schon wieder da. Sie lacht kurz auf, als sie das sagt, dann schlägt die Tür zu, und ich bin wieder allein.
I ch muss sofort zum Krankenhaus. Ich wurde angepiept. Wo sind meine Sachen. Meine Schuhe. Ich habe gerade noch Zeit, mir ein bisschen Wasser ins Gesicht zu spritzen, einen Kaffee kann ich mir unterwegs im Tip Top Diner auf der Fullerton Avenue holen. So. Meine Handtasche und die Autoschlüssel.
Jennifer? Warum sind Sie auf? Es ist drei Uhr morgens. Meine Güte, was haben Sie sich denn da angezogen? Wo wollen Sie hin?
Keine Zeit zum Plaudern. Ein Schwerverletzter wird gleich eingeliefert.
Eine junge Frau in hellgrüner Arbeitskleidung redet beruhigend auf mich ein. Kein Grund zur Eile. Wir haben alles unter Kontrolle. Um den Notfall wird sich bereits gekümmert. Ich bin nicht überzeugt. Auf ihrem Namensschild steht einfach nur ERICA . Kein Titel. Sie wirkt ein bisschen schlampig, reibt sich noch den Schlaf aus den Augen. Bei der Arbeit eingeschlafen? Kaum vorstellbar. Aber ich schaffe es tatsächlich, mich ein wenig zu beruhigen. Ich frage mich, warum ich hier stehe, mit einem roten Rock über dem Nachthemd und einem Wollschal um Kopf und Hals.
Ich habe ein Geräusch gehört, sage ich.
Wirklich? Ich habe nur Sie gehört, wie Sie hier rumgetrampelt sind.
Nein, es kam von drauÃen. Eine Autotür, die unten zugeschlagen wurde.
Hier gibtâs kein unten, meine Liebe, wir sind im Erdgeschoss.
Dr. White.
Wie bitte?
Ich bin Dr. White.
Verzeihen Sie. Ich wollte damit nichts zum Ausdruck bringen. Sie sind einfach so nett, mehr nicht.
Es war Mark, denke ich. Er kommt immer wieder. Will Geld von mir. Ich weià nicht, was er ausgerechnet jetzt hier will, mitten in der Nacht. Und warum er wieder geht, ohne ein Wort zu sagen. Ich habe versucht, James zu wecken, aber der schläft wie ein Stein. Als ich aus dem Fenster geschaut habe, habe ich nur eine Gestalt gesehen, die eilig die StraÃe hinunterging.
Dr. White, Sie haben geträumt.
Nein. Ich habe gehört, wie die Tür zugeschlagen wurde. Die Schritte. Die Gestalt.
Ich weiÃ. Und jetzt gehen Sie schön wieder schlafen.
Ich kann nicht. Ich bin nun mal auf.
Dr. White, Sie können nirgendwo hingehen.
Ich muss laufen. Wenn ich nicht laufen kann, muss ich schreien. Sie werden es bereuen.
Also gut, also gut. Das fehlt mir noch. Seien Sie ganz brav. Bringen Sie mich nicht in Schwierigkeiten.
Nein, ich muss einfach nur laufen. Sehen Sie? Einfach laufen.
Und ich fange an, meine nächtlichen Runden zu drehen, ich werde laufen, bis meine FuÃgelenke mich nicht mehr tragen können.
I ch sitze im groÃen Raum, Tränen flieÃen mir übers Gesicht. Hund versucht, sie abzulecken, aber ich schubse ihn weg. Ich erinnere mich an Folgendes: Mein Sohn Mark auf dem Tisch, der Brustkorb geöffnet. Fast kein Herzschlag mehr. Alle haben den OP verlassen, das Licht ist ausgeschaltet. Ich kann kaum etwas sehen, aber ich weiÃ, dass er es ist. Eine Bypass-Operation am Herzen, ein einfacher Eingriff, aber einer, für den ich nicht ausgebildet bin. Das war kein Traum. Ich habe nicht geschlafen. Es besteht kein Zweifel daran, dass ich etwas ganz, ganz Schlimmes getan habe. Die Galerie ist voll mit Leuten, darunter niemand, den ich kenne. Alle urteilen über mich. Alle im Besitz von Wissen, das mir nicht zugänglich ist.
M eine Tabletten liegen unangerührt auf dem Nachttisch. Ich werde sie nicht nehmen. Heute nicht. Ich möchte klar sehen. Ich habe einen Plan. Ich bin aufgewacht und hatte ihn voll ausgearbeitet im
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