Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
Vom Netzwerk:
Handbewegung ein zartes weißes Taschentuch aus ihrem Retikül hervorzog. Dann wandte sie sich abrupt ab, kniete sich ungeachtet des Straßenschmutzes neben den Burschen und begann sanft und beruhigend auf ihn einzureden, während sie gleichzeitig eine hässlich aussehende Schürfwunde an seinem Ellbogen verband.
    „Danny, mein Junge!“
    Der erschrockene Ausruf kam von einer fülligen Frau mittleren Alters, die sich resolut durch die Reihe der Umstehenden schob und mit besorgtem Gesichtsausdruck neben dem Bäckerjungen auf die Knie sank. „Komm, mein Kleiner“, schmeichelte sie, „komm mit Mama nach Hause.“
    Der Junge hob den Kopf und starrte sie an, doch seine Miene zeigte keinerlei Zeichen des Erkennens. Seine Mutter setzte sich auf die Fersen und seufzte ratlos. „Scheint wieder einen seiner Anfälle zu haben“, sagte sie kopfschüttelnd. „Ich hätte ihn wohl nicht rausschicken sollen mit den Pasteten, aber es war so viel Betrieb im Laden, dass ich sie nicht selbst austragen konnte.“ Mit einem bittenden Blick sah sie in die Runde. „Wenn mir vielleicht jemand helfen könnte, ihn auf die Füße zu kriegen?“
    Froh, eine Gelegenheit zur Wiedergutmachung zu erhalten, trat Benedict vor. „Lassen Sie mich das übernehmen, Madam“, bot er an und schob dem Jugendlichen die Hände unter die Achseln. Ihn hochzuziehen kostete unerwartet viel Kraft, und als der Bäckerbursche schließlich stand, stellte Benedict erstaunt fest, dass Danny beinahe so groß war wie er selber.
    „Na siehst du, mein Junge.“ Ihren Schürzenzipfel in der Hand, reckte Dannys Mutter sich zu ihrem Sohn hoch und wischte ihm sachte die tränenverschmierten Wangen ab. „Und jetzt gehen wir heim, und dann ist alles wieder gut, ja?“
    Zunächst schien Danny ganz einverstanden damit, von seiner Mutter an die Hand genommen und nach Hause geführt zu werden. Doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen und blickte starr vor sich hin. Dann schob er die freie Hand in eine seiner Jackentaschen und beförderte etwas daraus hervor, das aussah wie ein großer Perlmuttknopf. Mit einer seltsam eckigen Bewegung drehte er sich zu Jessica um und hielt ihn ihr hin. „Schöner Knopf“, erklärte er ernst. „Schöne Dame.“
    Jessica senkte den Blick und errötete.
    „Oh, Miss, bitte entschuldigen Sie“, kam die Pastetenbäckerin ihrem Sohn zu Hilfe. „Danny wollte Sie nicht beleidigen, ganz bestimmt nicht.“ Ein verlegenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. „Der Knopf ist einer seiner ‚Schätze‘, müssen Sie wissen, und er soll ein Dankeschön sein. Ich würde mich freuen, wenn Sie ihn annehmen.“
    Jessicas stiegen Tränen in die Augen, während sie das Geschenk aus der Hand des Jungen entgegennahm und in ihrem Retikül verstaute. „Er ist wirklich wunderschön, und ich werde ihn immer in Ehren halten“, versprach sie dem Jungen feierlich.
    Danny nickte zufrieden. „Schöne Dame, schöner Schatz.“ Dann ergriff er seine Mutter beim Ellbogen und schob sie vorwärts. „Danny will Limonade haben.“
    Jessica sah der Pastetenbäckerin und ihrem Sohn hinterher und versuchte die Tränen fortzublinzeln, die ihr in den Augen standen. Die Zuschauer begannen sich einer nach dem anderen zu zerstreuen, und auf einmal bemerkte sie mit Erschrecken, dass der Blick des Earl auf sie gerichtet war.
    Entschlossen, sich ihm gegenüber keine weitere Blöße zu geben, bemühte sie sich um Haltung, doch als Wyvern im nächsten Augenblick vor sie hintrat, ihre Hand ergriff und sie tröstend drückte, hätte sie vor Überraschung beinahe aufgekeucht. Die unerwartet freundliche Geste ausgerechnet von ihm, der ihr Verhalten noch vor Kurzem so unnachsichtig getadelt hatte, nahm ihr den Atem und sandte einen höchst sonderbaren Wonneschauer durch ihren ganzen Körper.
    Erst nach einem Moment, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, wagte sie es, zu ihm hochzuschauen. Als sie sah, mit welcher Herzlichkeit er ihren Blick erwiderte, huschte ein scheues Lächeln über ihre Züge.
    Fasziniert beobachtete Benedict, wie Miss Beresfords Mundwinkel sich, wenn auch ein wenig zittrig, nach oben bogen. Sein Herz geriet ins Stolpern und schien sich plötzlich in alle nur denkbaren Richtungen gleichzeitig überschlagen zu wollen. „Sie müssen mich für einen hoffnungslosen Grobian halten“, sagte er leise und ließ widerwillig ihre Hand los. „Ich möchte Sie demütigst um Verzeihung …“
    „Nein, Sir!“, unterbrach Jessica ihn in entschiedenem Ton. „Mein Bruder

Weitere Kostenlose Bücher