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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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hatte schon die Befürchtung, dass sie ohne mich losgegangen ist.“
    Benedict, dessen Hochstimmung sich verflüchtigt hatte wie Dampf in der Luft, verspürte ein Anflug von Ärger. Doch als er Jessicas warnenden Blick auffing, der ihn unmissverständlich herausforderte, auf Nicholas’ wenig galanten Scherz zu reagieren, zwang er den Anschein eines Lächelns auf seine Lippen und erwiderte: „Es war mir ein großes Vergnügen!“
    Nicholas nickte zufrieden und hakte seine Schwester unter. „Aber nun beeil dich ein bisschen“, empfahl er ihr übermütig, „damit Matt nicht noch am Ende einen Suchtrupp nach uns ausschickt.“
    Die Geschwister verabschiedeten sich, und Benedict zog seinen Zylinder und wünschte ihnen einen guten Tag. Er sah ihnen hinterher, bis sie in die Dover Street eingebogen waren. Dann setzte er den Hut wieder auf und schlug die entgegengesetzte Richtung zum Stadthaus seiner Familie am Grosvenor Square ein.

10. KAPITEL

    So lange sie zurückdenken konnte, hegte Felicity Draycott eine leidenschaftliche Verehrung für einen der beiden Ashcroft-Brüder.
    Im Alter von vier, nachdem sie den größten Teil der Sommermonate ihrer ohnehin einsamen Kindheit auf dem abgeschiedenen Landsitz ihres Vaters in Middlesex verbracht hatte, war es Theo gewesen, der ihr Herz eroberte. Der damals Zwölfjährige hatte sie entdeckt, als sie auf der untersten Stufe der großen Freitreppe von Ashcroft Grange hockte und sich die Augen ausweinte. Es war, wie sie sich genau erinnern konnte, bei einer der zahlreichen extravaganten Gesellschaften passiert, die die Ashcrofts in jenen lange zurückliegenden Tagen, bevor die Mutter der Jungen gestorben war, regelmäßig zu geben pflegten. Eine Reihe ortsansässiger Familien war zu diesem Empfang im Freien eingeladen worden, und nach einer üppigen Mahlzeit hatten die Erwachsenen es sich unter den prächtigen alten Kastanienbäumen bequem gemacht oder waren durch die weitläufigen Gartenanlagen spaziert, während die Jugend sich selbst überlassen blieb und bestimmen konnte, womit sie sich die Zeit vertrieb.
    Ashcroft Grange war ein weitläufiger, labyrinthartiger Bau, und es verstand sich beinahe von selbst, dass die älteren Kinder entschieden, Verstecken zu spielen. So hörte man schon nach kurzer Zeit ein Dutzend oder mehr Jungen und Mädchen durch die drei Treppenhäuser tollen und in der scheinbar unerschöpflich großen Zahl von Räumen nach Schlupfwinkeln suchen, in denen man sie nicht so rasch fand.
    Felicity war damals die Jüngste gewesen, und die anderen Kinder hatten sie ignoriert und sich selbst überlassen, keines von ihnen bereit, sich mit einem kleinen Mädchen abzugeben, das kaum dem Gängelband entwachsen war. Theo jedoch, der bei diesem Spiel zum „Sucher“ gewählt worden war, hatte sich der allein gelassenen Kleinen erbarmt und sie nicht nur huckepack mit auf die Suche genommen, sondern sich auch für den Rest des Gartenfests mit ihr beschäftigt.
    Von da an war der junge Viscount Felicitys erklärter Schwarm gewesen, und sie hatte jedes Mal in seiner Aufmerksamkeit geschwelgt, wenn er seinen eigenen Zeitvertreib unterbrach, um ihr etwa die Grundlagen des Croquet-Spiels beizubringen oder sie später, als sie ins Backfischalter kam, zu einem der Ländler aufforderte, die fester Bestandteil einer jeden Hausparty in der Gegend waren.
    Das Auftauchen der schönen Lady Sophia Goodwin setzte Felicitys jugendlichem Traum, Theos Countess zu werden, ein jähes Ende. Doch kaum hatte sich der heiß geliebte Held ihrer Kindheit, unterdessen achter Earl of Wyvern, mit Sophia verlobt, übertrug Felicity ihre ganze Zuneigung samt ihren Hoffnungen unbeirrbar auf seinen jüngeren Bruder, und mit ihm waren sie seit nunmehr fünf Jahren fest verbunden geblieben.
    Solange Benedict unverheiratet war, so hatte Felicity sich unablässig versichert, bestand aller Grund anzunehmen, dass sie eines Tages seine Aufmerksamkeit erregen konnte – was ihr, nach seiner Rückkehr aus Paris zu ihrer großen Freude endlich gelungen schien.
    Als sie jedoch an diesem Morgen in gespannter Erwartung mit ihrer Mutter im Frühstückssalon der elterlichen Stadtresidenz saß und das dumpfe Zuschlagen der Haustür vernahm, sprang sie mit einem entsetzten Aufkeuchen auf die Füße. Das unheilvolle Geräusch konnte nur eines bedeuten, wie ihr blitzartig klar wurde – die Unterredung des Earl mit ihrem Vater war beendet, ohne zu dem erwarteten und von ihr so ersehnten Antrag geführt zu haben!
    In

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