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Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica

Titel: Ich darf Sie nicht lieben, Miss Jessica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DOROTHY ELBURY
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der bloße Gedanke daran köstliche Schauer ihren Rücken hinunter, und sie blickte zur Seite, damit Nicholas nicht bemerkte, dass sie errötete.
    Sie fragte sich, ob es möglich sein konnte, dass sie zum zweiten Mal auf die geschickte Werbung eines gut aussehenden Verführers hereinzufallen drohte, und das Herz wurde ihr schwer. Aber schließlich hatte Wyvern versucht, sie zu küssen, was keinesfalls als das Verhalten eines wahren Gentleman gelten konnte, zumal sie eine unverheiratete junge Dame war und obendrein Gast in seinem Haus! Seine Handlungsweise in diesem Punkt hatte sich nicht im Mindesten von der des verhassten Philip Wentworth unterschieden, dem es mit der Versicherung, ihr Wohlergehen liege ihm am Herzen, allzu leicht gelungen war, ihr Vertrauen zu gewinnen. Wie sich herausgestellt hatte, war es das Vermögen und der Besitz ihres verstorbenen Vaters gewesen, auf die der Wildhüter es abgesehen hatte.
    Dem Earl of Wyvern konnte sie solche Beweggründe nicht unterstellen. Doch obwohl er ihr offensichtlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte, als die Höflichkeit es gebot, war er noch nicht ein einziges Mal in der Dover Street erschienen, um ihr die Aufwartung zu machen! Jessica seufzte schwer.
    „Nun mach schon, Schwesterherz“, unterbrach Nicholas ihre Gedanken. „Wenn du weiter so trödelst, sind wir frühestens zum Abendessen zu Hause.“
    Jessica zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie so tief in Gedanken versunken war, dass sie beinahe stehen geblieben wäre. Eilig setzte sie sich in Bewegung und lauschte Nicholas’ überschwänglichen Lobeshymnen, mit denen er die herausragenden sportlichen Leistungen seines Schulfreundes bedachte.
    In der Dover Street angelangt, erfuhren sie, dass sie den am Boden zerstörten Harry Stevenage nur um ein paar Minuten verpasst hatten. Der junge Lieutenant war, wie Imogen ihnen mitteilte, mit seiner Einheit nach Newcastle versetzt worden und hatte ihnen einen Abschiedsbesuch abstatten wollen.
    „Vor Ende der Saison wird er nicht nach London zurückkehren, und er lässt dir ausrichten, Jessica, dass er dir unendlich verbunden wäre, wenn du ihm gelegentlich ein paar Zeilen schreibst“, schloss die Schwägerin.
    „Ja, natürlich“, erwiderte Jessica geistesabwesend. Was sie viel mehr beschäftigte, war die Erkenntnis, dass nun ihre beiden „respektablen“ Begleiter nicht mehr da sein würden und damit die relative Freiheit, die sie in den letzten Wochen genossen hatte, zu Ende war. Nach der nur knapp verhinderten Entführung letztes Jahr konnte sie nicht damit rechnen, dass Matt ihr gestattete, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, und was irgendwelche männlichen Begleiter anging, die er nicht gründlich überprüft hätte, so stand dieses Thema gleichermaßen außer Frage.
    Bei der Aussicht auf die langweiligen Einkaufsbummel mit ihrer Zofe Clara, oder schlimmer noch, einem der Lakaien, die ihr von nun an bevorstanden, hätte Jessica laut aufstöhnen mögen.

11. KAPITEL

    „Nun ja, mein Lieber …“, Sir Simon lehnte sich in seinem Sessel zurück, „… ich kann nicht behaupten, dass ich sonderlich überrascht wäre – es war kaum zu übersehen, dass du nicht mit dem Herzen dabei warst.“
    „Genau“, pflichtete Fitzallan bei und warf Benedict einen bewundernden Blick zu. „Ganz schön mutig von dir. Ich hätte nicht in deiner Haut stecken mögen, wenn der alte Draycott unangenehm geworden wäre.“
    Benedict seufzte. „Ich habe eher den Eindruck, dass er und seine Gattin mich mit offenen Armen empfangen würden, sollte ich bereit sein, meine Werbung um ihre Tochter wieder aufzunehmen. Was unter den gegebenen Umständen ziemlich schäbig von mir wäre, wie ihr mir sicherlich bestätigen werdet.“ Er machte eine Pause und seufzte auf. „Gleichviel …“, setzte er dann verlegen hinzu, „… wenn es hart auf hart käme …“
    Fitzallan, Holt und er saßen im behaglichen Salon von Holts Suite im Hotel Albany’s, wohin Benedict sich vor ein paar Stunden geflüchtet hatte, nachdem ein Hagel von Vorwürfen seitens seiner Großmutter auf ihn herniedergeprasselt war. Und wie er gehofft hatte, verhielten sich seine Freunde, wiewohl ebenfalls befremdet über seine plötzliche Kehrtwende, weit verständnisvoller und hörten ihn wenigstens an, ohne ihn gleich zu verdammen.
    „Korrigier mich, wenn ich mich irre, mein Freund …“, ließ Sir Simon sich vernehmen und lehnte sich vor, um ihre Gläser aufzufüllen, „… aber ich hatte den

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